Mitarbeitermotivation

Dienstwagen für alle!

19.12.2012 von Frederic Spohr
Ein schickes Firmenauto: Das galt lange als Privileg und Statussymbol von exklusiven Managern. Inzwischen wollen immer mehr Arbeitgeber bei ihren Mitarbeitern punkten und locken auch auf unteren Hierarchiestufen damit.
Das alte Chefprivileg weicht der Mitarbeiterbindung.

Sachbearbeiter mit Firmenwagen - das klingt ungewöhnlich. Es gibt sie aber. Beim Hamburger Telekommunikationsunternehmen Freenet dürfen nicht nur Chefs ans Steuer eines Dienstwagens, sondern auch einfache Angestellte. "Die Möglichkeit wird sehr rege genutzt", sagt ein Freenet-Sprecher. Das Unternehmen kooperiert mit dem Leasinganbieter Alphabet. Für interessierte Beschäftigte stelle man auch kleinere Modelle zur Verfügung, erklärt Frank Leipold, Hamburger Geschäftsstellenleiter von Alphabet.

Arbeitgeber versuchen, über die Dienstwagen-Option bei den Mitarbeitern zu punkten. Ein Modell, das verstärkt Schule macht: Laut aktuellem Fuhrpark-Barometer des Leasingunternehmens Arval werden 35 Prozent aller Firmenwagen bei Unternehmen mit 100 bis 1.000 Mitarbeitern genutzt, um Mitarbeiter zu motivieren oder stärker an sich zu binden.

Im vergangenen Jahr waren es nur 16 Prozent. Grund für den Anstieg: Der Arbeitsmarkt hat deutlich angezogen. "Dadurch hat das Bewusstsein zugenommen, Fahrzeuge zur Bindung von guten Mitarbeitern einzusetzen", sagt Sebastian Fruth, Leiter der Kundenbetreuung bei Arval.

Mit dem Autoschlüssel wird dabei bereits auf immer tieferen Karrierestufen gewinkt. "Wir bemerken grundsätzlich ein stark steigendes Interesse, auch Manager aus der unteren Hierarchie-Ebene oder fachliche Experten mit einem Dienstwagen zu versorgen", sagt Fruth. Konkurrent Alphabet sieht sogar Mitarbeiter auf Sachbearbeiterebene als regelmäßige Empfänger für einen Firmenwagen.

Viele der vergebenen Autos sind keine klassischen Dienstwagen mehr, die dem Mitarbeiter als zusätzliches Bonbon zu seinem Gehalt zur Verfügung gestellt werden. Laut dem Fuhrpark-Barometer werden mehr als drei Viertel der Fahrzeuge nach dem Modell des Gehaltsverzichts vergeben.

Womit die Hersteller punkten
Abholung und Rückgabe
Die Abholung und Rückgabe des angemieteten Fahrzeugs erfolgt stets beim selben Fahrzeughändler.
Mietdauer
Möglich ist die stundenweise bis monatelange Automiete. Ab einem Mietmonat wird von einer Langzeitmiete gesprochen. Die maximale Mietzeit bezieht sich in der Regel auf zwölf Monate, längere Zeiten sind möglich. Die vereinbarte Mietdauer kann nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden.
Rundum-Spezialisten
Da direkt bei Fahrzeughändlern gemietet wird, stehen dem Kunden alle Einrichtungen und Serviceleistungen eines Autohauses zur Verfügung. Alle Fahrzeuge werden von der vor Ort vorhandenen Werkstatt kontrolliert und gewartet.
Modelle
Angeboten werden immer die aktuellen Fahrzeugmodelle. Das heißt auch: modernste Motoren und neueste Standards in Sicherheit und Komfort.
Wunschfahrzeug
Der Kunde übernimmt ein gewünschtes Fahrzeug mit einer definierten Ausstattung und kein Fahrzeugmodell aus einer vorgegebenen Kategorie mit einer vorhandenen Ausstattung, das von einem zur Kategorie passenden Hersteller stammt. Das gewünschte Mietfahrzeug kann von heute auf morgen übernommen werden.
Geringverdiener sollten das Angebot eines Dienstwagens genau prüfen.
Foto: BMW Group

Dabei wird die Leasingrate vom Bruttogehalt des Mitarbeiters abgezogen. Für das Unternehmen ist das praktisch: Aufgrund des geringeren Bruttogehalts sinken die Lohnnebenkosten. Auch die Betriebskosten können steuerlich geltend gemacht werden.

Mit dem Dienstwagen Steuern sparen

Doch auch der Mitarbeiter profitiert: Ihm nutzen die günstigeren Einkaufskonditionen des Arbeitgebers. Außerdem könne er über ein sinkendes Bruttogehalt Steuern und Abgaben sparen, sagt Furth. Weiteres Argument: "Eine Gehaltsumwandlung erleichtert den Zugang zu Modellen, die sich der Nutzer sonst nicht leisten könnte."

Die beliebtesten Dienstwagen des Jahres
Der Test
Bei Europas größtem Praxis-Vergleichstest "Firmenauto des Jahres" dominierten 2012 Dieselfahrzeuge. 250 Fuhrpark-Manager testeten für die Zeitschrift "Firmenauto" und die Prüfgesellschaft Dekra 66 Modelle in neun Kategorien und legten dabei an zwei Tagen in 66 Fahreugen rund 30.000 Testkilometer zurück. Jede Kategorie teilt sich in Import- und Gesamtwertung. Bei den kleinen Vans gab es mangels mehrerer Import-Modelle nur einen Gesamtsieger. Die Sieger im Überblick ...
Minicars
Somit siegten 17 verschiedene Modelle, darunter 13 Diesel, zwei Benziner und jeweils ein Diesel-Hybrid und Elektroauto. Die Dominanz der Selbstzünder resultiert aus der Tatsache, dass die Tester neben Fahrverhalten und Komfort insbesondere die Wirtschaftlichkeit der Autos bewerteten. In den beiden Kategorien Minicars und Kleinwagen sind allerdings die Benziner vorne. Der Fiat 500 0.9 Twin Air wurde bestes Import-Minicar, ...
Elektro
... den Gesamtsieg sicherte sich, als einziges Elektroauto, der Smart Fortwo Electric-Drive.
Kleinwagen
Bei den Kleinwagen gewann der Peugeot 208 e-HDI 92 die Import- und der Audi A1 Sportback 1.4 TFSI (Foto) die Gesamtwertung.
Obere Mittelklasse
Die Gesamtwertung in der oberen Mittelklasse entschied mit dem Mercedes E300 Bluetec Hybrid T-Modell (Foto), das einzige Fahrzeug mit Diesel-Hybrid-Antrieb, für sich. Die Importwertung ging an den Jaguar XF.
Mittelklasse
Mittelklasse: Während der Gesamtsieg an den Mercedes E 300 Bluetec Hybrid T-Modell ging, fuhr der Jaguar XF 2.2 Diesel in der Importwertung die besten Noten ein.
Mittelklasse-Kombi
Nur ein Fahrzeug von asiatischen Herstellern schaffte den Sprung aufs Siegertreppchen. Der Hyundai i40 cw 1.7 CRDI lag bei der Importwertung in der Mittelklasse vorne, der Gesamtsieg ging an den BMW 320d. Der Mittelklassekombi i40cw feierte seinen Marktstart in Deutschland im September 2011 und wurde seither, gemeinsam mit der Limousine i40, die im Februar 2012 die Modellreihe ergänzte, rund 5.000 Mal verkauft. Beide Fahrzeuge entstanden im europäischen Forschungs-, Entwicklungs- und Designzentrum von Hyundai in Rüsselsheim unter der Federführung von Chefdesigner Thomas Bürkle. Mit einem Gepäckraumvolumen von 553 bis 1.719 Litern gehört der Kombi zu den geräumigsten Fahrzeugen seiner Klasse. Für beide Modellvarianten bietet Hyundai spezielle Business-Pakete an, die für zusätzlichen Komfort bei Vielfahrern sorgen. Der i40cw 1.7 CRDi ist erhältlich ab einem Bruttopreis von 24.990 Euro (23.352 Euro netto).
Importwertung
Der Hyundai i40 lag zwar bei der Importwertung in der Mittelklasse vorn, der Gesamtsieg in der Mittelklasse ging jedoch an den BMW 320d (Foto).
Innovationspreis
Immerhin gewann Mazda für seine "Skyactive-Technologie", die konsequenten Leichtbau und eine Optimierung der Verbrennungsmotoren propagiert, den Innovationspreis.
Kleine SUV
In den Klassen SUV und Vans vergaben die Tester jeweils einen Preis für kompakte und große Fahrzeuge. Bei den kleinen SUV gewannen Volvo XC60 D5 AWD (Foto) und BMW X3 xDrive 20d.
Kompakte SUV
Kleine und kompakte SUV: Der gesamtsieg geht an den BMW X3 xDrive 20d (Foto), der Volvo XC 60 D5 AWD führt 2012 die Importwertung in dieser Klasse bei den Fuhrpark-Managern an.
Große SUV
Bei den großen SUV siegten der Range Rover Sport SD V6 (Foto) und der Porsche Cayenne Diesel.
Kompaktwagen
Der Sieg in der Klasse der Kompakten ging an den Volkswagen-Konzern, die Importwertung gewann Skoda mit dem Octavia Combi in der Ausführung 1.6 TDI Greentect, die Gesamtwertung gewann in diesem Jahr in dieser Klasse Audi mit dem A3 Sportback (Foto), ebenfalls mit 1.6 TDI-Motorisierung.
Kompakt Vans
Die einzige Wertung bei den Kompakt-Vans entschied der Mercedes B 180 CDI für sich.
Maxi-Vans
Die besten Maxi-Vans waren der Seat Alhambra und der VW Sharan (Foto), beide mit der Motorisierung 2.0 TDI.
Die Teilnehmer
An der Wahl nahmen 2.732 Fuhrparkprofis teil. Neben Fahrzeugherstellern, Leasinggesellschaften und Versicherungen stellten sich auch Tankkartenanbieter, Werkstätten und Reifenhersteller der Wahl. Gewürdigt wurden Unternehmen, die sich erfolgreich im Flottenmarkt engagieren, überdurchschnittliche Qualität liefern, sich großer Sympathie erfreuen oder besonders kundenorientiert arbeiten.
Die besten Marken
Als "Die besten Marken" wurden ausgezeichnet: Audi für guten Service für Flottenkunden; Volkswagen Leasing, CPM Car Professional Management, Europcar, Volkswagen als umweltfreundlichste Marke, Continental, Vergölst für den Reifeservice, Aral für die Tankkarten, Allianz, A.T.U. als freie Werkstätten und als Pkw-Börse autoscout24.de.

Trotzdem rentiert sich eine solche Lösung nicht für jeden Arbeitnehmer. Vor allem bei den unteren Gehaltsklassen sei das Modell weniger attraktiv, sagt Michael Velte, Vorstandsvorsitzender des Verbands der markenunabhängigen Fuhrparkmanagementgesellschaften (VMF) und Geschäftsführer von Deutsche Leasing Fleet. "Das Bruttoeinkommen ist oft zu gering, um einen spürbaren Steuervorteil realisieren zu können."

Hinzu kommt, dass mittlere und niedrige Einkommen nach der Gehaltsumwandlung unter der Beitragsbemessungsgrenze der Sozialversicherungen liegen können. Zwar sinken die Sozialabgaben - aber auch die späteren Rentenansprüche. "Die Nachfrage seitens der Mitarbeiter kommt deswegen oft nicht zustande", sagt Velte. Seiner Meinung nach rentiert sich ein solches Modell erst ab einem Bruttogehalt von rund 3.500 Euro. Wer Mitarbeiter mit niedrigerem Einkommen an sich binden will, sollte eher andere Incentives wie beispielsweise eine betriebliche Altersvorsorge einführen.

Die beliebtesten Autos der Deutschen

Die beliebtesten Autos der Deutschen 2011
Mini
1. Smart Fortwo: 29.465 verkaufte Einheiten / 16,6 Prozent Marktanteil (Foto)<br>2. Renault Twingo: 21.897 verkaufte Einheiten / 12,3 Prozent Marktanteil<br>3. Fiat 500: 16.929 verkaufte Einheiten / 9,5 Prozent Marktanteil
Kleinwagen
1. VW Polo: 90.720 verkaufte Einheiten / 15,5 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Opel Corsa: 70.152 verkaufte Einheiten / 12,0 Prozent Marktanteil<br>3. Ford Fiesta: 53.940 verkaufte Einheiten / 9,2 Prozent Marktanteil
Kompaktwagen
1. VW Golf: 258.059 verkaufte Einheiten / 32,0 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Opel Astra: 86.579 verkaufte Einheiten / 10,8 Prozent Marktanteil<br>3. Ford Focus: 61.157 verkaufte Einheiten / 7,6 Prozent Marktanteil
Mittelklasse
1. VW Passat: 103.507 verkaufte Einheiten / 22,2 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Mercedes C-Klasse: 79.820 verkaufte Einheiten / 17,1 Prozent Marktanteil<br>3. BMW 3er: 62.280 verkaufte Einheiten / 13,4 Prozent Marktanteil
Obere Mittelklasse
1. BMW 5er: 59.756 verkaufte Einheiten / 36,5 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Mercedes E-Klasse: 49,961 verkaufte Einheiten / 30,5 Prozent Marktanteil<br>3. Audi A6: 46.076 verkaufte Einheiten / 28,1 Prozent Marktanteil
Oberklasse
1. Mercedes CLS: 6.248 verkaufte Einheiten / 21,0 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. BMW 7er: 5.062 verkaufte Einheiten / 17,0 Prozent Marktanteil<br>3. Mercedes S-Klasse: 4.730 verkaufte Einheiten / 15,9 Prozent Marktanteil
Geländewagen
1. VW Tiguan: 45.662 verkaufte Einheiten / 12,7 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. BMW X1: 33.480 verkaufte Einheiten / 9,3 Prozent Marktanteil<br>3. Dacia Duster: 22.726 verkaufte Einheiten / 6,3 Prozent Marktanteil
Sportwagen
1. Mercedes E-Klasse Coupé: 11.410 verkaufte Einheiten / 23,6 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Mercedes SLK: 8.610 verkaufte Einheiten / 17,9 Prozent Marktanteil<br>3. Porsche 911: 6.373 verkaufte Einheiten / 13,2 Prozent Marktanteil
Mini-Vans
1. Opel Meriva: 41.097 verkaufte Einheiten / 19,0 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. Nissan Qashqai: 32,651 verkaufte Einheiten / 15,1 Prozent Marktanteil<br>3. Mercedes B-Klasse: 30.053 verkaufte Einheiten / 13,9 Prozent Marktanteil
Großraumlimousinen
1. VW Touran: 55.416 verkaufte Einheiten / 34,2 Prozent Marktanteil (Foto) <br>2. VW Sharan: 22.055 verkaufte Einheiten / 13,6 Prozent Marktanteil<br>3. Opel Zafira: 19.66 verkaufte Einheiten / 12,1 Prozent Marktanteil<br>Quelle: KBA (Kraftfahrt-Bundesamt)

Nicht nur für manche Arbeitnehmer ist ein Gehaltsumwandlungsmodell ungeeignet. Auch für kleine Firmen ist das Modell eher unattraktiv, denn die Verwaltung des Systems bindet sehr viel Personal, sagt VMF-Vorstandsvorsitzender Velte. "Für kleine Firmen ist das oft zu viel Organisationsarbeit." Weil vertrauliche Gehaltsdaten im Spiel sind, könnten nicht alle Prozesse outgesourct werden. Für große Unternehmen sei das System deswegen deutlich attraktiver. (Quelle: Handelsblatt)