Der Koffer, der nicht verloren geht

"Digitalisiertes" Gepäck ermöglicht neue Geschäftsmodelle

10.06.2014 von Torsten Chudobba
Die IT ist eine reine Kostenstelle und nicht mehr! Leider wird diese Meinung noch viel zu häufig vertreten. Das ist nicht nur antiquiert, sondern auch grob fahrlässig, was die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen angeht.
Torsten Chudobba, Account Executive T-Systems
Foto: T-Systems

Richtig eingesetzt, ermöglicht IT wegweisende neue Geschäftsmodelle, sorgt laut MIT Center for Digital Business für mehr Umsatz und hilft sogar dabei, Kosten einzusparen. Wie das geht, zeigt das Beispiel des selbst reisenden Koffers.

Rund 26 Millionen Koffer verfehlen jährlich ihr Ziel. Pro Jahr entstehen den Fluggesellschaften durch verlorenes Gepäck Kosten in Milliardenhöhe. Eine lückenlose Kofferortung würde Abhilfe schaffen und verringert dazu die Zeit bei Check-in, Ein- und Ausstieg. So könnten Flugreisen für Passagiere komfortabler werden und Airlines und Flughäfen viel Geld sparen. Aus dieser verlockenden Vision entstand eine Zusammenarbeit zwischen Airbus, RIMOWA und T-Systems. Gemeinsam wurde der BAG2GO entwickelt – ein Koffer, der selbst reist und immer auffindbar ist.

Fliegen angenehmer und für Airlines günstiger machen

Der europäische Flugzeugbauer Airbus möchte mit BAG2GO gleich drei Ziele auf einmal erreichen: Das Fliegen für Reisende angenehmer machen und gleichzeitig vor dem Hintergrund hoher Kerosinkosten seinen Kunden – den Airlines – leichtere und spritsparende Flugzeuge anbieten. Zudem geht es darum, den Verwaltungsaufwand für das Transport-Handling an den Flughäfen sowie die durch Gepäckverlust entstehenden Kosten zu senken.

Wie der Koffer dank der Cloud intelligent wird

T-Systems BAG2GO
Foto: T-Systems

Die Lösung fand die industrieübergreifende Kooperation in Cloud Services der T-Systems, gepaart mit M2M-Technologie: BAG2GO ist unter anderem mit einer SIM-Karte und einem Display sowie mit einem Funk- und Software-Modul ausgestattet. Der Koffer zeigt dem Besitzer das Gewicht des Gepäckstücks, das Reiseziel, den Reiseweg und weitere für die Beförderung relevante Daten an. Weltweite GPS-Ortung über das Funkmodul ermöglicht ein lückenloses Monitoring des Transportweges. Auch jedes Öffnen des Gepäckstücks kann protokolliert werden – und mit der integrierten Waage wiegt sich der Koffer sogar selbst. Sobald der Passagier das Gepäckstück via Smartphone App und Mobilfunkverbindung verschlüsselt von zu Hause eingecheckt hat, kann der Koffer „kommunizieren“. Alle Kofferdaten werden in die Cloud übermittelt und von dort mit den Fluggesellschaften synchronisiert.

Separat reisen und wertvollen Stauraum sparen

Der BAG2GO ist zudem in der Lage, unabhängig vom Besitzer auf Reisen zu gehen: Ausgestattet mit dem Tag eines Logistikpartners reist der Koffer auf einem flexibel wählbaren Transportweg allein von Tür zu Tür. Unabhängig vom Passagier wird das Gepäck sicher an sein Ziel – zum Beispiel direkt ins Hotel – befördert. Es könnte zum Beispiel über Nacht in einer Frachtmaschine fliegen, auf der gerade Laderaum frei ist. Das ermöglicht es den Airlines, ihre teuren Kapazitäten auf Passagierflügen zu entlasten beziehungsweise anderweitig zu nutzen.

T-Systems: Intelligenter Koffer
Foto: T-Systems

Rund 40 Minuten Umsteigezeit planen Airlines heute ein, weil fast jeder Gepäck in der Kabine verstaut, das er während des Fluges gar nicht braucht. Mit BAG2GO würden sich Ein- und Ausstiegszeiten am Boden halbieren lassen. Airlines könnten langfristig auf Overhead-Gepäckfächer verzichten – eine Gewichtsreduktion von bis zu einer Tonne pro Maschine. Eine Ersparnis von jährlich mehreren Tausend Tonnen Treibstoff rückt in greifbare Nähe.

BAG2GO auf andere Bereich übertragen

Der intelligente Koffer BAG2GO eröffnet neue Möglichkeiten des Gepäcktransports, die das Reisen einfacher machen und Fluggesellschaften helfen, Kosten zu sparen. Mit derselben Technologie ließen sich auch andere logistische Herausforderungen meistern: etwa der Versand von wertvollen Ersatzteilen oder sensiblen Gütern wie technischen Prototypen in der Industrie oder von Organen in der medizinischen Versorgung.

(Quelle Studie: The Digital Advantage: How digital leaders outperform their peers in every industry: MIT Center for Digital Business und Capgemini, 2012)