"IT der zwei Geschwindigkeiten"

Ein neues Management für eine hybride IT

13.08.2015 von Matthias Pfützner
Die bimodale IT bestimmt die Zukunft. Die große Mehrheit der Unternehmen wird in wenigen Jahren eine solche Hybrid-IT-Architektur implementiert haben, die auf einer Verknüpfung traditioneller und agiler Vorgehensmodelle basiert.

Die bimodale IT, ein Konzept des Marktforschers Gartner, basiert auf der Tatsache, dass Unternehmen zum einen über eine hohe Anzahl traditioneller Scale-up-Applikationen und strategisch wichtiger Daten verfügen. Zum anderen nutzen sie aber auch zunehmend agile Scale-out-Applikationsmodelle, um geänderte oder neue Geschäftsanforderungen schnell umsetzen oder auch auf veränderte technologische Rahmenbedingungen kurzfristig reagieren zu können. Prinzipiell geht es bei der bimodalen IT um zwei unterschiedliche Methoden beziehungsweise eine "IT der zwei Geschwindigkeiten" - eine traditionelle, zuverlässige und sichere operative IT-Basis und eine nicht-lineare, nicht-sequenzielle agile IT, die auf hohe Geschwindigkeit ausgelegt ist.

Die eine schnell, die andere langsam: Bei der bimodalen IT geht es um die "IT der zwei Geschwindigkeiten".
Foto: Syaheir Azizan - shutterstock.com

Hybride IT-Modelle ermöglichen es, für unterschiedliche Workloads und betriebliche Anforderungen die jeweils am besten geeignete IT-Umgebung und Plattform zu nutzen. Das können Bare-Metal-Server, klassische Scale-up-Virtualisierungsumgebungen oder auch Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) in Private, Hybrid oder Public Clouds sein. Es liegt auf der Hand, dass eine einzige Plattform nicht für alle unterschiedlichen Workload-Typen optimal geeignet ist.

Die bimodale IT liegt im Trend

Bimodale und Hybrid-IT-Ansätze zeigen sich heute gerade im Hinblick auf das Thema Cloud. Der Trend geht hier in Richtung Hybrid Cloud. Das ist darauf zurückzuführen, dass im Normalfall zumindest ein Teil der Applikationen in der internen Infrastruktur oder einer Private Cloud verbleibt. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen sind manche Anwendungen nicht für den Public-Cloud-Einsatz geeignet und zum anderen ist aus Compliance- oder datenschutzrechtlichen Gründen oft eine Public-Cloud-Nutzung nicht möglich. Generell hat sich gezeigt, dass für viele Unternehmen heute ein Open-Source-basiertes Hybrid-Cloud-Modell der ideale Einstieg ist, um die Potenziale privater und öffentlicher Clouds optimal zu nutzen.

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Den Trend zur Hybrid Cloud belegt auch eine Untersuchung von IDC Ende 2014, an der sich größere Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern beteiligten. Sie ergab, dass rund 90 Prozent aller befragten IT-Entscheider davon ausgehen, im Jahr 2017 eine Hybrid-Cloud-Architektur zu nutzen.

Neue Management-Lösungen gefragt

Entscheidet sich ein Unternehmen für die Implementierung und Nutzung einer bimodalen IT, sind neue Management-Lösungen vonnöten, die die Administration heterogener Strukturen unterstützen. Ohne eine übergreifende Managementumgebung sind IT-Abteilungen auf Tools für jede einzelne Plattform angewiesen und müssen in mehreren parallel betriebenen Systemen die gleichen Regeln und Richtlinien verwalten und ihre Einhaltung überwachen. Eine einheitliche Management-Plattform verknüpft beispielsweise die verschiedenen On-Premise-, PaaS- und IaaS-Komponenten einer Applikation - unabhängig davon, ob sie auf einer Scale-up- oder Scale-out-Plattform in der Cloud gehostet oder im eigenen Datacenter betrieben werden.

Die Notwendigkeit zur Nutzung neuer Management-Lösungen verdeutlicht auch die angeführte IDC-Untersuchung. Sie hat ergeben, dass 74 Prozent der Befragten im Hinblick auf bevorstehende Veränderungen wie Hybrid-Cloud-Implementierungen oder eine neue Generation von Applikationsarchitekturen bis 2017 die Anschaffung neuer Management-Software-Lösungen für erforderlich halten.

Automatisierung, Analytics, Integration

Die größten Herausforderungen für die Verwaltung von Applikationen in hybriden Umgebungen betreffen dabei die Bereiche Automatisierung, Analytics und Integration. Zukunftssichere Management-Lösungen müssen dabei prinzipiell folgende Grundvoraussetzungen erfüllen:

Vor allem die OpenStack-Unterstützung ist von entscheidender Bedeutung. Wenn es um den Aufbau von Cloud-Infrastrukturen geht, kommen Unternehmen heute kaum an der Open-Source-Cloud-Plattform OpenStack vorbei. OpenStack wird als herstellerübergreifende Lösung von vielen großen IT-Unternehmen unterstützt, darunter Cisco, Dell, Intel, VMware, IBM, HP und Red Hat. OpenStack zeichnet sich dadurch aus, dass es innerhalb der zentralen Funktionsblöcke Compute, Storage und Networking weitere Module definiert hat, die über Plug-in-Funktionalitäten mit unterschiedlichen Technologien kombiniert werden können. Entwickler können alle Module von OpenStack über eine gut dokumentierte REST-API-Schnittstelle steuern.

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OpenStack allerorten

Auch eine aktuelle Studie von Red Hat zeigt den zunehmenden Trend zur OpenStack-Nutzung in Cloud-Infrastrukturen. An der "OpenStack Enterprise Adoption Survey" haben mehr als 310 IT-Entscheider weltweit teilgenommen. Die deutliche Mehrheit der Befragten (75 Prozent) plant die Nutzung von OpenStack bei Cloud-Projekten. Als zentrale Gründe für die OpenStack-Einführung wurden von den Studienteilnehmern die schnellere Bereitstellung von Services (77 Prozent), die Reduzierung der operativen IT-Kosten (52 Prozent) und die höhere Flexibilität der Infrastruktur (44 Prozent) genannt.

Doch die OpenStack-Unterstützung ist natürlich nur ein Aspekt einer zukunftssicheren Management-Lösung für bimodale IT-Modelle und Hybrid Clouds, die durch unterschiedliche Technologien, Schnittstellen und Prozesse gekennzeichnet sind. Die zentrale Herausforderung ist dabei das konsistente Management. Das betrifft zum Beispiel Aspekte wie das automatische Provisioning, Workload-Balancing, die Ressourcen-Optimierung oder das Kapazitäts- und Lifecycle-Management.

Generell muss eine zukunftssichere Management-Lösung eine einheitliche und zentrale Verwaltung aller genutzten Applikationen - in der Cloud und im internen Rechenzentrum - ermöglichen. Deshalb muss sie auch Administrations-Funktionalitäten für Private, Public und Hybrid Clouds bieten und dabei unterschiedlichste Cloud-Lösungen und Virtualisierungsplattformen unterstützen; zu nennen sind hier beispielsweise Amazon Web Services (AWS), VMware, OpenStack, Red Hat Enterprise Virtualization oder Microsoft Private Clouds, die auf dem Verwaltungssystem Microsoft System Center Virtual Machine Manager basieren.

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Integration mit System-Management-Tools

Die Plattformunterstützung ist aber nur die eine Seite der Medaille, ebenso wichtig ist die Integration der bereits im Unternehmen genutzten Systemmanagement-Tools. Auch hier sollte die Lösung eine hohe Flexibilität und Interoperabilität bieten, das heißt, dass zum Beispiel eine nahtlose Anbindung gängiger Applikationen von Anbietern wie BMC Software, CA, Cisco, Dell, HP oder ServiceNow möglich ist. Von zentraler Bedeutung ist zudem eine problemlose Verknüpfung mit Monitoring- und Asset- oder Event-Management-Systemen, Configuration Management Databases (CMDBs) oder Lösungen zur Runbook-Automation (RBA) und IT-Prozess-Automation (ITPA).

Red Hat CloudForms 3.2 als Beispiel für eine Management-Lösung: Die Software unterstützt neben Red Hat Enterprise Virtualization auch die Red Hat Enterprise Linux OpenStack Platform, Amazon Web Services und VMware.
Foto: Red Hat

Trotz des von Gartner prognostizierten Siegeszuges der bimodalen IT wird auch in naher Zukunft der überwiegende Teil aller Workloads durch die traditionelle IT abgedeckt werden können. Dennoch wird auch das "agile" Segment ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen. Völlig unabhängig von dessen Dynamik, eines bleibt klar: Bimodale und hybride Strukturen erfordern klar definierte Prozesse und eine einheitliche Management- und Automatisierungs-Plattform für gleichermaßen agile wie effiziente Infrastrukturen.