RECYCLING

Elektroschrott-Richtlinie verabschiedet

12.04.2002 von Andreas Schmitz
Das Europäische Parlament hat in zweiter Lesung die neue Richtlinie für die Entsorgung von Elektroschrott verabschiedet. Sie verpflichtet alle Hersteller ab 2005, ausgediente elektronische und elektrische Geräte zurück zu nehmen und zu entsorgen.

"Leider ist die haushaltsnahe Sammlung nicht einheitlichgeregelt", meint Otmar Frey vom Zentralverband derElektronik- und Elektrotechnikindustrie (ZVEI). Während inDeutschland Müllabfuhren die Sammlung und Entsorgungübernehmen sollen, habe sich der Ministerrat nicht EU-weitfür ein Konzept entscheiden können. Die Konsequenz: Dieeinzelnen EU-Mitglieder wählen das Konzept, das national amsinnvollsten ist. Die Rücknahmeverpflichtung ist für 2005geplant. Schon bald bekommen die IT-Leiter in Firmen wieprivate PC-Käufer schon bald zu spüren: Die Kosten vonnational 350 bis 500 Euro jährlich müssen zunächst dieHersteller der Geräte tragen. "Allerdings wurde einerunzumutbaren Belastung vorgebeugt", sagt der Leiter derAbteilung Umweltschutzpolitik beim ZVEI Frey. Der sogenannte historische Abfall, dessen Produzent es nicht mehrgibt, soll nämlich von einem Kollektiv bezahlt werden. ProComputer macht das etwa 10 Euro aus.

"Die Stoffverbote der derzeit üblichen Giftstoffe wieBlei, Quecksilber, Cadmium und bromierte Flammhemmer sollenallerdings ab dem Jahr 2006 einheitlich umgesetzt werden",erläutert Frey. Das soll Hersteller dazu zwingen,umweltfreundlichere Produkte zu entwickeln.

Die Richtlinie soll im Sommer den Ministerrat passieren,bevor sie dann in nationales Recht umgewandelt wird.

Die Konsequenzen für die Industrie

Einig sind sich Branchenverbände, Hersteller und Entsorgerdarüber, dass den Herstellern durch die Verordnungfinanziell einiges aufgebürdet wird. BeimUS-Computerhersteller Compaq und anderen Herstellern rechnetman damit, dass die Kosten generell in die Neupreiseeingearbeitet werden. Gerade mittelständische Unternehmenwerden an dieser "Invisible fee" zu knacken haben - anAufschlägen auf herkömmliche Neupreise, mit denen dieEntsorgung der Altprodukte bezahlt werden soll.

Noch entsorgen viele Unternehmen ihre Elektronik aufelegantem Wege, bei den eigenen Mitarbeitern. Die nehmen diealten Geräte als Geschenk der Firma gerne an. Die Firma istihr Entsorgungsproblem damit los. Das bekommt derPrivatnutzer nun ein paar Jahre später. Denn was als"Goodie" gegenüber Mitarbeitern gilt, wird künftig auf diefür die zur Rücknahme verpflichtete IT-Industrie zurKollektivbelastung. Die weitergegebenen Firmen-PCs lassensich später selten lukrativ oder wenigstens kostendeckendverwerten. Für die aufwändige Entsorgung des privatenPatchworks werden dagegen in der Zukunft auf dem Umweg übersteigende Neupreise vor allem die Firmenkunden zur Kassegebeten - denn gerade deren Großaufträge machen sie zurwillkommenen Melkkuh der Hersteller.