Zugehörigkeit zu Netzwerken entscheidend für beruflichen Aufstieg

Eliten bleiben unter sich

17.03.2008 von Nicolas Zeitler
Die Mär von der Chancengleichheit - eine Umfrage von Lab & Company belegt einmal mehr, dass der Zugang zu den richtigen Kreisen großen Einfluss darauf hat, wer auf der Karriereleiter nach oben klettern kann. Das geben Führungskräfte selbst zu.

So sagen zwei von drei Managern, dass in ihrem eigenen beruflichen Umfeld die Zugehörigkeit zu bestimmten Netzwerken bei Beförderungsentscheidungen eine Rolle spielt. Sogar "fachlich und menschlich mittelmäßige oder unterdurchschnittliche Personen" könnten mittels Beziehungen Spitzenpositionen erreichen, kommentiert einer der Befragten. Ein Fünftel stimmt dieser Aussage hingegen nicht oder gar nicht zu, 13,1 Prozent sind in dieser Frage unentschieden.

Ob der Weg, über Netzwerke das eigene Fortkommen zu fördern, jedem offensteht, ist indes unter den Befragten umstritten. Während etwas mehr als 44 Prozent der Führungskräfte angaben, jeder in Deutschland habe grundsätzlich die Möglichkeit, in die Wirtschaftselite aufzusteigen, meinen fast ebenso viele, das sei nicht der Fall. In ihren Kommentaren zur Umfrage schreiben die Manager etwa, "formal" sei Chancengleichheit durchaus gegeben, doch hätten "Personen aus reichen und einflussreichen Familien eine ungleich günstigere Ausgangsposition". Ein anderer Teilnehmer führt aus, die Eintrittskarte zu elitären Kreisen seien "herausragende Leistungen inklusive Studium". Unter anderem wegen der Einführung von Studiengebühren würden die Möglichkeiten für eine hervorragende Ausbildung allerdings immer mehr auf Kinder aus wohlhabenden Familien beschränkt.

Obwohl ihren eigenen Angaben zufolge nicht wenige der Befragten selbst Nutznießer der Zugehörigkeit zu bestimmten Zirkeln sein dürften, sehen manche diesen Weg der Karriereförderung durchaus kritisch. Auf der Führungsebene nähmen oft nicht diejenigen mit dem größten Know-How und den ausgeprägtesten Management-Fähigkeiten Platz, sondern Leute, "die im Windschatten ihrer Förderer segeln", wie es einer der Manager formuliert. Auch dass die Möglichkeiten zum beruflichen Aufstieg vom Geldbeutel der Eltern abhängen, stört die Befragten. Eine deutliche Mehrheit von 88,8 Prozent ist der Meinung, die deutsche Wirtschaft brauche eine stärkere und systematischere Förderung intellektueller Eliten - unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen.

Was sie auf der einen Seite bemängeln, würde der Großteil der Manager indes selbst ausnutzen: eine Ausbildung, die sich nur finanziell besser Gestellte leisten können. Zwei Drittel würden ihre Kinder nach Möglichkeit die besten Privatschulen und Privatuniversitäten besuchen lassen. Sie sind der Meinung, die Sprösslinge hätten damit deutlich bessere Karriereaussichten als nach dem Besuch staatlicher Bildungseinrichtungen. Für manche kommt diese Überlegung allerdings allein deshalb nicht in Betracht, weil sie die Standards auf staatlichen Schulen und Hochschulen in der Bundesrepublik als höher einschätzen als die privater Institutionen. Ein Befragter merkt auch an, dass soziale Kompetenzen womöglich besser auf staatlichen Schulen vermittelt würden, auf denen die Schülerschaft den Bevölkerungsquerschnitt widerspiegle.

Davon, wer oder was Eliten eigentlich sind, herrscht der Umfrage zufolge ein eher schwammiges Verständnis vor. Vier von fünf Befragten zählen dazu Menschen, die Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, Kultur oder Gesellschaft bekleiden. Für 60 Prozent ist der Begriff "Elite" mit weit überdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten verbunden. Und jeder Vierte sieht schon die Zugehörigkeit zu einer angesehenen Familie als Kriterium an, um einen anderen zur gesellschaftlichen Elite zu zählen.

Die Befragung hat Lab & Company gemeinsam mit der "Wirtschaftswoche" unter dem Titel "14. LAB Managerpanel: Macht oder Leistung - Die deutsche Elite" veröffentlicht. 259 Führungskräfte gaben dafür Auskunft. Fast die Hälfte von ihnen arbeitet in einem Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. 92,3 Prozent der Befragten sind Männer.