TerraSAR-X

Endlich oben!

28.06.2007 von Rolf Roewekamp
Ende Oktober 2006 sollte der Satellit ins All geschossen werden. Nach mehreren Verschiebungen glückte der Start im Juni 2007.
Hans-Joachim Popp, CIO bei DLR: „Ich saß zu Hause im Arbeitszimmer. Ich konnte ja nichts mehr tun.“

Um 4:14 Uhr am 15. Juni hob die Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan tatsächlich ab und brachte den Satelliten TerraSARX ins All. Schon Ende Oktober 2006 hätte der Satellit im All sein sollen, wie wir in der Oktober-Ausgabe von CIO berichtet hatten ("Verfügbar zu 99,99999 Prozent“). Technische Probleme an der russischen Trägerrakete hatten den Start mehrfach verschoben.

Die heiße Phase begann für CIO Hans-Joachim Popp vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) erst 15 Minuten nach dem Start. Das war der erstmögliche Zeitpunkt, an dem das Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen über das Kontrollzentrum in Malindi (Kenia) Kontakt mit TerraSAR-X aufnehmen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Satellit von der Trägerrakete gelöst, sich aus seiner Schale befreit und erste Signale gesendet.

Allein zu Haus - vorm Rechner

Die nächste Chance eines Verbindungsaufbaus hätte erst nach weiteren 60 Minuten über Kiruna (Schweden) bestanden. "Wir waren sehr froh, denn je länger der ‚Blindflug‘ dauert, umso größer wird die Gefahr der Instabilität“, erläutert Popp. Die nervliche Anspannung erlebte Popp aber weder in Baikonur noch in Oberpfaffenhofen: "Ich saß zu Hause in meinem Arbeitszimmer vor dem Bildschirm meines Rechners“, sagt Popp. Das DLR zeigte den Start nachts live im Web. "Ich konnte ja auch nichts mehr tun“, begründet er. Nur bei Problemen hätte er sich eingeschaltet. Die Vorarbeiten waren schon weit vorher abgeschlossen, um die Verfügbarkeit der Systeme sicherzustellen. Schon im Herbst 2006 schottete das DLR die Steuerungssysteme ab

Eine Rakete vom Typ der früheren Langstreckenrakete SS-18 brachte den Erdbeobachtungssatelliten in den Weltraum.

Auch war der Start frühzeitig zum "wichtigsten Tag des Jahres“ erklärt worden, um bei allen Service-Mitarbeitern von T-Systems die notwendige Aufmerksamkeit zu erreichen. Denn vier Uhr morgens ist eine gängige Zeit, um Patches und Updates auszubringen. Das sei alles früher schon mal vorgekommen, sagt Popp. Da sei man ein gebranntes Kind.

Im ersten Schritt nach dem Start nahm die Bodenstation Kontakt mit dem Onboard-Stabilisierungssystem auf, damit sich TerraSAR bei einem Verbindungsabriss selbst auf der Laufbahn halten kann. Sonst könnte er bei einem Verbindungsausfall in Gefahr geraten. Anschließend wurden die Antenne und der sehr breitbandige Data-Link in Betrieb genommen. Nach zwei Tagen liefen alle Systeme fehlerfrei.

Während der Satellit justiert wurde, durfte T-Systems die Systeme weder patchen noch umkonfigurieren. Erst nach zehn Tagen durften die IT-Mitarbeiter wieder an den betroffenen Netzwerkkomponenten arbeiten.

TerraSAR ist der erste deutsche Satellit, der im Rahmen einer Public Private Partnership realisiert wurde. Während das DLR die wissenschaftlichen Daten nutzt, vermarktet die Infoterra GmbH sie kommerziell.