Intelligente Stromnetze

Energiekonzerne fürchten IT-Dienstleister

14.07.2010 von Alexander Galdy
Drei von vier deutschen Stromanbietern rechnen damit, dass die neuen Smart Grids und Smart Meter branchenfremde Konkurrenten anlocken. Aus diesem Grund wollen sie sich mit aller Kraft vor diesen Angreifern schützen.

Die IT-Branche wird von den Versorgern als größte Konkurrenz gesehen. 43 Prozent wollen kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um sich vor diesen Eindringlingen zu schützen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Berater von Steria Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut. Hierbei wurden 100 Führungskräfte aus den größten Energieversorgerunternehmen in Deutschland befragt.

Rund jeder zweite Stromanbieter erwartet, dass intelligente Stromzähler (Smart Meter) und -netze (Smart Grids) die Strukturen in der Energiebranche fundamental verändern werden. Das liegt vor allem daran, dass das steuerungstüchtige Netz mehr ist als reine Technologie. Es fordert innovative Entwicklungen im Produkt-Management, Marketing und bei den Dienstleistungen, um sich von den anderen Wettbewerbern abzuheben.

Die Deutsche Telekom bietet bereits Lösungen für Smart Meter und Smart Grids an.
Foto: Telekom

Die Energieunternehmen schätzen die Konkurrenz richtig ein. Sie droht tatsächlich aus der IT-Branche. So haben beispielsweise IT-Unternehmen wie Siemens IT Solutions und Services oder die Deutsche Telekom bereits Lösungen für Smart Meter und Smart Grids im Angebot.

Doch die Bedrohung kommt nicht nur aus dem eigenen Land. Auch ausländische IT-Firmen drängen auf den deutschen Energiemarkt. Das amerikanische Unternehmen Cisco engagiert sich hier bereits seit September 2009. Es hat ein Konsortium aus 25 Firmen gegründet, das standardisierte Lösungen für intelligente Stromnetze entwickelt.

Der Markt ist sehr attraktiv. Das zeigt sich auch darin, dass selbst der Suchmaschinenbetreiber Google inzwischen in Sachen Energie unterwegs ist. Die Tochterfirma Google Energy erhielt vor vier Monaten in den Vereinigten Staaten die Zulassung als Energiehändler.

Energieversorger müssen Smart Grid schneller aufbauen

Die Versorger müssen also handeln. Rund vier von zehn befragten kleineren Unternehmen wollen kurzfristig bis 2012 Maßnahmen ergreifen, um den Aufbau eines Smart Grid im eigenen Betrieb voranzutreiben. Und wenn das nicht funktioniert, sollten sie zumindest nicht den Anschluss zu den anderen verlieren.

Das Thema bewegt auch Energiekonzerne. Dabei geht es diesen vor allem darum, große Mengen offshore erzeugter Energie störungsfrei durch das Netz zu leiten. Doch nicht nur die intelligenten Stromnetze sind bei ihnen ein Thema. Auch die E-Mobilität spielt eine wichtige Rolle. Mehr als ein Drittel der Befragten wollen auf die Fortschritte der Elektroautos reagieren. Die vier führenden Energiekonzerne Deutschlands arbeiten zusammen mit der Autoindustrie an der Entwicklung neuer Fahrzeuge.