Bitkom-Erhebung

Enterprise 2.0 gedeiht in Projektteams

06.10.2008 von Joachim Hackmann
Das Interesse an Web-2.0-Lösungen für den Einsatz im Unternehmen ist groß. Das gilt vor allem für das Content-Management. Vorbehalte gibt es angesichts der Sicherheitsrisiken.

Web 2.0 ist als professionelles Arbeitsmittel vor allem dann erste Wahl, wenn es um Nutzung, Verwaltung und Verteilung von Inhalten geht. Das geht aus einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom unter 400 Unternehmen hervor. Demnach beschäftigen sich bereits nahezu 90 Prozent der Befragten mit dem Web-2.0-Thema, und zwar zum Großteil bereits seit mehreren Jahren. Das Potenzial schöpfen sie nach eigener Einschätzung noch nicht aus. 87,4 Prozent erwarten, dass Web 2.0 in Unternehmen noch wichtiger werden wird. Wichtigste Funktion des Web 2.0 ist zurzeit die Bereitstellung und bessere Strukturierung von Inhalten. Ferner soll die soziale Vernetzung nach den Vorbildern Xing, LinkedIn und Facebook den Informationsfluss beleben. Die Verlagerung von Applikationen zu einem Service-Provider, etwa als Mietsoftware beziehungsweise SaaS-Lösung (Software as a Service), fällt demgegenüber ab.

Folgende Einsatzschwerpunkte nannten die Befragten:

- Content-Management-Systeme (CMS) und Dokumenten-Management-Systeme (DMS) sind in Unternehmen weit verbreitet. Das gilt auch für Wikis und Instant Messaging.

- Weblogs, Wikis und Tagging werden sich in den Unternehmen stärker verbreiten. Der Bitkom verweist dazu auf laufende Einführungs- und Testprojekte.

- Auch das semantische Web und maschineninterpretierbare Beschreibungssprachen gewinnen an Bedeutung (siehe auch Interview zu "Web 3.0" mit Prof. Wolfgang Wahlster).

- Unternehmen mit komplexer Struktur - etwa mit Standorten auf verschiedenen Kontinenten - sind offener für Web-2.0-Techniken.

- Enterprise 2.0 wird insbesondere innerhalb von Projektteams praktiziert. Eine unternehmensübergreifende Nutzung ist deutlich seltener.

Die Frage nach den Kosten

Bislang ist der Einstieg ins Enterprise 2.0 keine Frage des Geldes. Mehr Investitionen schlagen sich nicht automatisch in einer breiteren Nutzung nieder. Während Wikis oder Blogs mit geringem Aufwand genutzt werden können, muss etwa für semantische Techniken deutlich mehr ausgegeben werden. Allerdings lässt die Studie offen, wie groß die Investitionen sind. Immerhin bezeichneten zehn Prozent der Firmen Enterprise 2.0 als Investitionsschwerpunkt.

Fehlendes Geld wurde auch für Web-2.0-Projekte kaum als Hürde genannt. Verantwortliche fürchten aber den mit der Einführung verbundenen Aufwand sowie die Sicherheitsrisiken. Vor allem dem produzierenden Gewerbe erschließt sich zudem der Nutzen der neuen Lösungen noch nicht. Anwender dieser Branche äußerten sich auch auf die Frage nach der Reife der Lösungen besonders skeptisch.

Insgesamt schauen die Autoren der Studie jedoch optimistisch in die Zukunft. Das belegen die erwarteten Effekte. Deutlich über 80 Prozent der Befragten rechnen durch Web 2.0 mit geringerem Aufwand in der Informationsbeschaffung sowie einer effizienteren Nutzung von Wissen. Die Studie steht auf der Bitkom-Seite zum Download bereit.