IDC-Studie

Entscheidungskampf - Laptop gegen Tablet

22.06.2011 von Kolja Kröger
Einer europaweiten Umfrage zufolge verdrängen Tablets bald die Laptops vom Consumer-Markt. Im Business-Bereich gelten iPad und Co. aber weiter als unzulänglich.
"Tablets kannibalisieren Desktop-PCs und Laptops", ist IDC-Consultant Varun Srikumar überzeugt.
Foto: IDC

Wir zählen das Jahr 1 nach der Einführung des iPad, und schon wälzt es den Consumer-Markt für Computer um: Anstatt sich einen neuen PC, Laptop oder Netbook anzuschaffen, geben immer mehr Leute ihr Geld lieber für eines der fescheren Tablets aus. Die Analysten von IDC haben für den "Consumer Scape 360°" etwa 11.000 Verbraucher in sechs europäischen Ländern befragen lassen, 2021 davon in Deutschland. Und das Ergebnis spricht für sich.

"Tablets kannibalisieren PCs und Laptops", sagt der Studienautor Varun Srikumar, Senior Analyst bei IDC in London. Der Anschaffungswunsch für Desktop-PCs und kleine wie große Klapper geht demnach deutlich zurück. Wollte sich im vergangenen Jahr noch die Hälfte aller Befragten einen Laptop anschaffen, sind es in der jüngsten Erhebung nur noch 40 Prozent.

"Netbooks sind schon fast tot"

Bei den Desktop-PCs fiel die Zahl um elf Punkte auf 30 Prozent ab. Dazu passt, dass in Westeuropa die Zahl der ausgelieferten Desktop-PCs um 14 Prozent einbrach. "Netbooks sind schon fast tot", so Srikumar. Sie wollen nur noch sechs Prozent der Verbraucher kaufen, im Vorjahr waren es acht.

Diese Computer wollen sich europäische Kunden in der nächsten Zeit zulegen.
Foto: IDC

Stattdessen kommen die Tablets. Und wie. Laut IDC soll sich ihr Verkauf in Europa, dem Nahen Osten und Afrika auf 22 Millionen verdreifachen im Vergleich zu 2010. "Jeder will es in den Händen halten", sagt Srikumar. Während 2010 Apple fast der alleinige Anbieter auf dem Markt war, kommt jetzt eins nach dem anderen auf den Markt. Dem TouchPad von HP, es soll im Juli in den Läden stehen, werden schon starke iPad-Konkurrenten-Fähigkeiten zugeschrieben. Für Deutschland rechnet IDC mit einem Sprung um fast das Vierfache: Eine Millionen Tablets wurden 2010 hierzulande verkauft, nun sollen es 3,8 Millionen werden.

Der Geschäftsbereich allerdings hält den PC-Markt am Leben. So fielen die Lieferzahlen im ersten Quartal 2011 hinter die IDC-Erwartungen zurück. Sie sanken um 3,2 Prozent vergleichen mit dem gleichen Zeitraum 2010. IDC hatte im Vorfeld allerdings auch nur ein Wachstum von 1,5 Prozent angenommen. Jetzt hat auch das Analystenhaus Gartner seine Prognose für das ganze Jahr 2011 heruntergeschraubt: Von 10,5 Prozent auf nur noch 9,3 Prozent Wachstum.

"Der PC-Markt erlebt gerade einen dramatischen strukturellen Wandel", sagt der Forschungschef von Gartner, Ranjit Atwal. Der PC alleine werde auf kurz oder lang kein eigenständiger Markt bleiben, sondern in einen größeren Markt einfließen, der sowohl Fernseher als auch Handys umfasst. "In diesem Markt suchen sich Verbraucher und Unternehmen die Kombination aus Geräten, die am besten ihre Bedürfnissen entspricht."

Tablets fürs Business nicht flexibel genug

Im Business-Bereich aber erfüllt das Tablet längst nicht alle Bedürfnisse, denkt IDC-Consultant Srikumar. "Sie sind längst nicht so flexibel und agil wie Desktop-PCs oder Laptops, wenn es um das Generieren von Daten geht."

Im Verbraucher-Segment gibt Gartner dem Laptop auch noch eine Chance. "Media Tablets wie das iPad hatten sicher einen starken Einfluss auf den Anstieg bei den mobilen Geräten", sagt Ranjit Atwal. Durch sie verzögere sich bei den Verbrauchern aber nur die Anschaffung eines Laptops. "Wir glauben, dass nur wenige ihren mobilen PC komplett gegen ein Tablet austauschen werden."

IDC will diese Entwicklung mit dem "Consumer Scape 360° Survey" künftig genauer verfolgen - und die Nachfrage zahlreicher technischer Konsumgüter wie Camcorder, Spielekonsolen, Apps für Smartphones und Tablets oder alle möglichen Fernseher. Es geht darum, herauszufinden, wie die Verbraucher sie nutzen, welchen Marken sie vertrauen und was sie sich letztlich zulegen wollen - und tatsächlich kaufen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.