Zeitungen austragen, Würschtl braten

Erste Ferienjobs von CIOs

09.07.2014 von Christiane Pütter
Heute beherrscht Erich Ehbauer Bits und Bytes, früher briet der CIO von Apollo-Optik Würschtl. Airbus-CIO Guus Dekkers war Zeitungsausträger und Christoph Heiss, CIO der Maschinenfabrik Reinhausen, ließ sich eingipsen. So mancher CIO sammelte als Schüler analoge Arbeitserfahrungen im ersten Ferienjob, wie unsere Umfrage zeigt.

Der Anzugträger mit Rechner oder iPad - dieses Bild mögen viele vom CIO haben. Doch ein Blick auf die Berufswege heutiger IT-Chefs zeigt, dass sie sich in jungen Jahren durchaus die Finger schmutzig gemacht haben. Für cio.de berichten IT-Führungskräfte von ihren ersten Ferienjobs. Wer nun glaubt, die heutigen CIOs hätten immer nur Mathe-Nachhilfe gegeben oder den Atari getestet, der irrt.

Erich Ehbauer zum Beispiel. Der heutige Apollo Optik-CIO hatte in puncto Geldverdienen schon früh den Durchblick. Musste er auch: der jugendliche Ehbauer war "immer in finanziellen Engpässen. Mein Moped Kreidler RS und das Rauchen ausprobiert, das war zu viel", lacht er. Also hieß es schon mit dreizehn Zeitungen austragen und mit 16 in die Lehre als Industriekaufmann. 150 Mark gab es damals (um 1970) im ersten Lehrjahr. Also packte Ehbauer bei Volksfesten mit an, brutzelte Würstchen, malerte und tapezierte.

CIOs und ihr erster Ferienjob -
Leere Hängematte, aber volles Sparschwein
Chillen in den Ferien - darauf freut sich wohl jeder Schüler. Doch mancher CIO hat die freien Wochen damals genutzt, um sein Taschengeld aufzubessern. Auf den folgenden Bildern zeigen wir einige berufliche Frühbiografien.
Guus Dekkers, Airbus
Heute arbeitet er für Airbus, aber in den Urlaub zu fliegen, das war für den jugendlichen Guus Dekkers nicht drin. Statt dessen suchte er sich einen Ferienjob.
Rauf auf's Rad ...
... hieß es frühmorgens um halb sechs für Guus Dekkers. Er lud sich kostenlose Wochenzeitungen mit "endlos viel Werbung" auf den Drahtesel und strampelte. 90 Minuten mit 20 Kilo Gepäck zeigten positive Ergebnisse - nicht nur pekuniär.
Kondition - körperlich und geistig
Guus Dekkers schätzt noch heute die gute physische Kondition des ersten Ferienjobs. Hinzu kommt: Er merkte, dass man mit Programmierskills mehr Geld verdienen kann - so kam die heutige Karriere in Schwung.
Erich Ehbauer, Apollo-Optik
Den Durchblick in Sachen Geld verdienen hatte Erich Ehbauer früh. Der heutige CIO von Apollo-Optik probierte seit dem dreizehnten Lebensjahr verschiedene berufliche Rollen aus.
Lustvolle Motivation
Dabei war Ehbauers Motivation durchaus hedonistisch: Rauchen und Moped Kreidler RS fahren.
Handfeste Jobs
Das wollte finanziert werden. Also trug Ehbauer Zeitungen aus (mit dreizehn), und stieg später zum Wurschtbrater auf. Er wechselte dann als Aufbauhelfer in die Volksfestbranche und machte sich außerdem mit Innendienst-Arbeiten vertraut (Wände streichen und tapezieren).
Großer Nutzerkreis
Den Überblick über einen weiteren Wirkungskreis bekam Ehbauer auf dem Führersitz eines Traktors. Mit einem großen Team von Endanwendern kooperierte er als Ausfahrer von Bier und Brot in der heimischen Region.
Christoph Heiss, Maschinenfabrik Reinhausen
Auch der damals 16 Jahre junge Christoph Heiss frönte dem Mopedfahren. Das finanzierte der heutige CIO der Maschinenfabrik Reinhausen ebenfalls mit echter Arbeit.
Gips und Geld
Blessuren zog sich Heiss dabei nicht zu. Er packte in der Gipsbindenproduktion an. "Es ging darum, den Gips richtig und gleichmäßig auf den Mull aufzubringen, Gipsbinden zu schneiden, zu verpacken, kartonieren etc.", erzählt er.
Fünfzig Mark und voller Einsatz
Dabei scheute der junge Christoph Heiss nicht den vollen Körpereinsatz. Ihm wurde nämlich angetragen, sich als "Opfer" bei Werbevorführungen und Präsentationen des Verbandstoffherstellers zur Verfügung zu stellen. "Hierfür gab es während der Arbeitszeit dann 50 Mark für einen 'großen' Gipsverband extra", erinnert er sich - und die Spannung, als "äußerst sensible" Körperstellen mit einer Säge ausgeschnitten wurden.
Marianne Schröder, Eibach
Ebenfalls nicht zimperlich war Marianne Schröder, IT-Chefin bei der Heinrich Eibach GmbH, mit ihrem ersten Ferienjob.
Aller Anfang ist analog
Ihr erster Ferienjob war Standard-Fabrikarbeit, erzählt die Informatikerin. Ein eher analoger Job denn ein virtueller.
Ingo Bachmann, Zott
Anders bei Ingo Bachmann, dem IT Leiter der Zott SE & Co. KG. Sein erster Ferienjob führte ihn bereits in die digitale Welt.
Kampf mit den Tücken der Technik
Heute würde er einen Ferienjob wählen, der "nichts mit Computern und Geschäftsprozessen zu tun" hat, sagt Zott-CIO Bachmann offen. Statt dessen könne er sich zum Beispiel vorstellen, als Aushilfe im Zoo zu arbeiten. Obwohl man sich sicher auch da durchkämpfen muss.
Ferienjobs in Zukunft
Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Die Diskussion um den Mindestlohn betrifft auch Ferienjobs. Laut lohn-info.de gilt der Mindestlohn nicht für Schüler, die ein Schülerpraktikum (in der Regel in der 9. Klasse) machen. Für die Beschäftigung von Schülern (Nebenjob und Ferienarbeit) soll die Bezahlung von 8,50 Euro pro Stunde ab Januar 2015 aber gelten.
Dieser Anfang war digital
Ingo Bachmann ging noch zur Schule, als er gestandenen Ingenieuren an der Volkshochschule Programmieren beibrachte. Anfang der 1980er-Jahre war das natürlich Basic. Während seines Studiums durfte er dann als Hiwi den Administrator des CIP-Rechner-Pools der Universität unterstützen.

Der Ausdruck Broterwerb galt bei Ehbauer wörtlich. Er fuhr Mähdrescher und Traktor, lieferte in den umliegenden Dörfern Bier und Brot aus. 1974 dann der Wechsel in die EDV, wie das seinerzeit noch hieß. Da war dann Schluss mit Blaumann, stattdessen bekam Ehbauer einen weißen Kittel verpasst. Was aber sicher cool aussähe zu den Sonnenbrillen, die Apollo Optik heutigen Ferienjobbern auf die Nase setzt.

Mit dem Mix aus Hedonismus und harter Arbeit steht Ehbauer nicht alleine. Auch Christoph Heiss, damals gerade sechzehn Jahre jung, wollte Moped fahren. Und packte dafür an: "Ich arbeitete damals in der Gipsbindenproduktion eines Verbandstoffherstellers", berichtet der heutige CIO der Maschinenfabrik Reinhausen. In diesem Ferienjob musste Heiss den Gips richtig und gleichmäßig auf den Mull aufbringen. Danach wurden die Gipsbinden zugeschnitten, verpackt, kartoniert und so weiter.

Nach kurzer Zeit folgte der Aufstieg aus der Produktion in die Abteilung Präsentation: der junge Ferienjobber wurde gefragt, ob er sich als "Opfer" bei Werbevorführungen des Verbandstoffherstellers eingipsen lassen wollte. "Auf diese Weise lernte ich alle möglichen Verbände kennen", sagt Heiss. Er erinnert sich schmunzelnd an die Spannung, "als dann die wichtigen, aber äußerst sensiblen Körperstellen mit einer Säge ausgeschnitten wurden". Und noch etwas hat der heutige CIO aus dieser Zeit mitgenommen: "Für mich war es gut, die Produktion asu der Arbeiterperspektive kennenzulernen und zu wissen, was es heißt, körperlich zu arbeiten."

Das wusste auch Guus Dekkers früh. Der CIO von Airbus hat sein erstes Geld ebenfalls mit Zeitungen austragen verdient. "Kostenlose Wochenzeitungen mit endlos viel Werbung", erinnert er sich. Das hieß jeden Morgen um halb sechs aufstehen, 20 Kilo Gepäck aufs Rad und strampeln, bei Wind und Wetter. Nachhaltiger Nebeneffekt: eine gute physische Kondition - und der Ansporn, die lukrativeren Programmierskills auszubauen.

Wenn der Schuljunge gestandene Ingenieure unterrichtet

Lukrativ waren die Programmierskills von Ingo Bachmann bereits früh. Noch als Schuljunge gab er Kurse an der Volkshochschule - Programmieren. "Natürlich Basic", sagt der IT-Leiter von Zott lachend. Um grinsend anzufügen: "Selbst noch ein Teenager, war ich erstaunt, dort gestandene Ingenieure als Schüler zu haben."

Wobei - es ist ja nicht auszuschließen, dass heutige Teenager ihr Taschengeld aufbessern, indem sie gestandenen Managern Facebook erklären.