GE.NET bezieht Energie von Greenpeace

Erstes Rechenzentrum mit reinem Öko-Strom am Start

02.05.2007 von Christiane Pütter
Der Worte sind genug gewechselt: Dieser Tage hat der Frankfurter Provider GE.NET grünes Licht für Öko-Strom in seinem Rechenzentrum gegeben. GE.NET will der Forderung nach Umweltschutz in der IT nachkommen und bezieht seine Energie von Greenpeace. Dafür dürfen sich das Unternehmen wie auch seine Kunden mit einem Zertifikat der Regenbogenkämpfer schmücken - der Dienstleister hofft, den Aufpreis damit zu rechtfertigen.

Stefan Schellenberg windet sich um den Knackpunkt herum. "Um wieviel Prozent wir über dem Marktpreis liegen, kann man nicht sagen, weil wir ja keine vergleichbare Dienstleistung anbieten", erklärt der GE.NET-Chef. Seinen Kunden - hauptsächlich kleinere Unternehmen und Mittelständler - will er "faire Preise" bieten. Konkret: Wer bei den Frankfurtern zum Beispiel eine Homepage einrichten will, zahlt für das Produkt ge.LARGE mit sechs .de-Domains, 6.000 MB Speicherplatz, 60.000 MB Traffic und 600 E-Mail-Accounts 39,49 Euro im Monat.

GE.NET versteht sich als Full-Service-Provider und bietet Web-Hosting ebenso an wie Systemschränke. Das Rechenzentrum wurde erst nach entsprechenden Tests mit einem Prototypen auf grünen Strom umgeschaltet.

Wie andere Öko-Energieanbieter argumentiert Greenpeace mit einem Zertifikat, das Kunden und deren Kunden nutzen dürfen. IT-Dienste einkaufen und gleichzeitig Gutes tun - das kommt an, versichert Stefan Schellenberg. Greenpeace informiert auf der eigenen Web-Site über die Zusammensetzung des angebotenen Stroms und berechnet die eingesparte Menge an CO2. "Das sind bis zu 90 Prozent, klicken Sie mal drauf", so Schellenberg.

Automatisierungen sollen Mehrkosten kompensieren

Dass ein mit Öko-Strom betriebenes Rechenzentrum unrentabel sein soll, will der Unternehmer nicht gelten lassen. Einen Teil des Aufpreises nimmt GE.NET auf das eigene Konto, will das aber soweit wie möglich durch technologische Fortschritte wie Prozess-Automatisierungen kompensieren.

Die Meldung vom ersten grünen Rechenzentrum dürfte nicht nur Umweltschützer, sondern auch Analysten freuen. Sie mahnen seit Monaten ein Umdenken in der Informations-Technologie an. So rechnet Richard Edwards, Senior Research Analyst der Butler Group, unter Berufung auf Greenpeace vor, dass ein großes Bürogebäude mit 1.250 Angestellten zweieinhalb Gigawatt-Stunden Strom pro Jahr verbraucht - eindeutig zu viel. Edwards behauptet, "grüne IT" sei nicht mehr Option, sondern Notwendigkeit.

In Sachen Umweltschutz hat die IT ihre Unschuld verloren

Die Analysten von Gartner appellieren an CIOs, sie sollten Dienstleister und Hersteller in die Pflicht nehmen. Vor allem das Implementieren von High-Density Servern gilt als problematisch, weisen diese doch einen Energieverbrauch auf, der um zehn- bis 15 Mal höher ist als der herkömmlicher Server-Umgebungen. Ein Sprecher von Gartner fasst die Thematik in die dramatischen Worte: "In Sachen Umweltschutz hat die IT ihre Unschuld verloren."