Ausgaben für IT-Outsourcing und BPO legen zu

Europa bricht alle Rekorde beim Outsourcing

29.07.2008 von Christiane Pütter
Service Provider haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in der Region Europa, Mittelost und Afrika (EMEA) mehr Umsatz erwirtschaftet als in Amerika. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, erreicht EMEA 2008 ein "all-time high", sagt TPI-Analyst Duncan Aitchison.
Sowohl nach Menge wie nach Wert liegt EMEA auf dem Outsourcing-Markt vorn (Americas = USA und Kanada).

Wenn das Jahr 2008 so weitergeht, wie es angefangen hat, dann werden auf dem Outsourcing-Markt für die Region EMEA (Europa, Mittelost, Afrika) alle Rekorde gebrochen. Insbesondere Europa entwickelt sich zum Schwergewicht, wie der neueste TPI-Index für die ersten sechs Monate dieses Jahres dokumentiert. Nach Zahl und Volumen der Verträge lässt die "Alte Welt" Amerika hinter sich. Dabei erfasst TPI ausschließlich Verträge ab 25 Millionen US-Dollar. Mit Amerika sind die USA und Kanada gemeint.

Duncan Aitchison, Partner und Präsident TPI EMEA, beschreibt die Marktlage im ersten Halbjahr 2008 für EMEA als "all-time high".

Dazu ein paar Zahlen: Während die Region EMEA in den ersten sechs Monaten 2008 auf 126 Verträge kommt, sind es in Amerika 119 und im Gebiet Asia Pacific 37. Beim Wert liegt EMEA noch deutlicher vorn: Das Total Contract Volumen (TCV) erreicht 25,5 Milliarden Euro vor Amerika mit 10,6 Milliarden (Asia Pacific: 3,1 Milliarden).

Dabei zeigt die Kurve für EMEA seit zwei Jahren stetig nach oben. Die Zahl der Verträge hatte im ersten Halbjahr 2006 bei 105 und im ersten Halbjahr 2007 bei 114 gelegen. Im gleichen Zeitraum stieg das TCV von 11,6 Milliarden auf 16,1 Milliarden Euro. In Amerika dagegen sah es sowohl nach Menge als auch nach Wert in den ersten sechs Monaten 2006 besser aus als 2008. Die Kurve geht nach unten.

Blick auf die Branchen: In Europa verdrängt Telekommunikation die Finanzdienstleister.

So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass EMEA beim Durchschnitts-TCV das weltweite Ergebnis nach oben zieht. Global gesehen beläuft sich der durchschnittliche Outsourcing-Vertrag im ersten Halbjahr 2008 auf 139 Millionen Euro. Allerdings: In EMEA sind es 202 Millionen und in Amerika 89 Millionen. Da braucht sich Asia Pacific mit 83 Millionen auch nicht zu verstecken.

Auch bei diesem Index verläuft die EMEA-Entwicklung seit 2006 positiv, für die USA und Kanada negativ.

TPI hat außerdem die sogenannten Mega-Deals mit einem Wert von mehr als 800 Millionen Euro gezählt. Von diesen wurden in Europa/Mittelost/Afrika in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits zehn abgeschlossen - soviel wie im Gesamtjahr 2007.

Telekommunikation löst Finanzbranche als stärkste Nachfrager ab

Ein weiteres Ergebnis der Analyse: Bei den Branchen, in denen Service Provider in der Region EMEA am meisten Geld verdienen können, haben sich die Kräfte erheblich verschoben. So hatten im Gesamtjahr 2007 noch die Finanzdienstleister mit einem TCV von 13,1 Milliarden Euro vorn gelegen. Im ersten Halbjahr 2008 sind es nur noch 3,1 Milliarden. Dafür hat sich die Sparte Telekommunikation von 5,6 Milliarden (Gesamt 2007) auf 9,4 Milliarden (1. Hj. 2008) gesteigert und damit an die Spitze gesetzt.

Ein deutliches Plus gab es im Vergleich dieser Perioden auch im Segment Manufacturing. Hier ging das TCV von 1,6 Milliarden auf 6,0 Milliarden nach oben.

Business Process Outsourcing: In Europa werden zwar weniger, aber dafür wertigere Verträge abgeschlossen als in den USA und Kanada.

Blick nach Amerika: Dort führt Manufacturing aktuell mit einem TCV von 3,3 Milliarden Euro vor Financial Services mit 1,8 Milliarden und Telekommunikation mit 1,6 Milliarden.

In Sachen Business Process Outsourcing (BPO) scheint EMEA für Anbieter ebenfalls ein lohnenderes Pflaster zu sein als Amerika. Zwar liegt Amerika im ersten Halbjahr 2008 nach Menge vorn, 59 Prozent der BPO-Verträge wurden dort geschlossen. EMEA kommt nur auf 32 Prozent. Beim Wert zeigt sich ein anderes Bild: 51 Prozent des gesamten Volumens setzen die Anbieter in EMEA um. Amerika liegt bei 44 Prozent.

Business Process Outsourcing: In Europa ist mehr Umsatz zu machen als in Amerika

Insgesamt verzeichnen BPO-Firmen im ersten Halbjahr 2008 auf dem Markt EMEA mehr Abschlüsse als in den vergangenen drei ersten Halbjahren. Die Volumen liegen ebenfalls höher.

EMEA-Lieblingskind der Analysten scheint Großbritannien zu sein. Das vereinte Königreich gilt nicht nur als der größte Markt, sondern auch als der reifste. Deutschland sei aber auch "interessant", so TPI EMEA- Präsident Duncan Aitchison.

Doch egal, wo man hinsieht - eines scheint sich nicht zu ändern: Outsourcen soll vor allem Kosten senken. Zum Gelde drängt, am Gelde hängt doch alles.

Der TPI Index erfasst weltweit alle Outsourcing-Verträge, deren Volumen 25 Millionen US-Dollar übersteigt. Er wird vierteljährlich erstellt.