Hardware, Software und Services

Experton: Green IT wächst bis 2011 um 50 Prozent jährlich

30.07.2009 von Christiane Pütter
Der deutsche Markt für Green IT wird 2011 ein Volumen von gut 15 Milliarden Euro erreichen. Das haben die Analysten von Experton ausgerechnet. Michael Hammerstein vom Anbieter EMC beobachtet, dass Unternehmen ihren CIOs immer öfter die Energiebilanz der IT in die Zielvereinbarung schreiben.
Michael Hammerstein, Geschäftsführer EMC Deutschland: "Heute wird CIOs die Energiebilanz der IT in die Zielvereinbarung geschrieben."

Green IT - nur ein Hype? Michael Hammerstein glaubt das nicht. "Heute wird CIOs die Energiebilanz der IT in die Zielvereinbarung geschrieben", so der Geschäftsführer von EMC Deutschland. Allerdings gelte das bisher nur für Großkonzerne.

Noch ist der Markt für Green IT in Deutschland klein. Die Analysten von Experton beziffern ihn für das Jahr 2008 auf gerade mal 4,5 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr wird er allerdings knapp acht Milliarden erreichen und soll sich bis 2011 auf fast 15 Milliarden Euro steigern. Stimmen die Zahlen, entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 51 Prozent.

Experton fasst dabei drei Segmente zusammen: Hardware, Software für energie-effiziente Rechenzentren und Green Service. Zur Hardware merken die Analysten an, dass "alle wesentlichen CPU-Anbieter" in den vergangenen 18 Monaten "deutliche Fortschritte" in punkto Energieverbrauch gemacht hätten.

Mit Blick auf Software für grüne Rechenzentren nennt Experton vor allem Virtualisierungs-Software. Daneben beziehen sich die Autoren der Studie auch auf Tools für das System-Management wie Life Cycle Monitoring und automatisches Provisioning.

Entwicklung des deutschen Marktes für Green IT laut Experton.

Unter Green Service versteht Experton Rechenzentrumsplanung und -optimierung. Dieser Teilmarkt sei derzeit sehr stark fragmentiert, werde sich aber bis zum Ende der Wirtschaftskrise konsolidiert haben.

Nach Hammersteins Erfahrungen heißt Green IT aus CIO-Sicht vor allem eines: Kostensenken durch effizientere Nutzung der Energie. Das beginne beim genauen Blick auf die Auslastung der Systeme. Nach den Zahlen von Experton arbeiten Server und Storage-Systeme in den meisten Rechenzentren mit einer Auslastung von deutlich unter 40 Prozent. Das können sich Unternehmen nicht mehr leisten, so Hammerstein.

Rechenzentren: Kühlen oder nicht Kühlen?

Ein weiteres großes Thema ist die Kühlung der Data Centers. Blade Server und sehr dicht gepacktes Netzwerk-Equipment treiben die Anforderungen hoch, gleichzeitig soll die Kühlung möglichst effizient laufen. Experton rät zum Einsatz von Wasserkühlungen - entweder auf Rack- oder sogar auf Chip-Ebene.

Eine Idee, die nicht jeder unterstützen dürfte. Die Analysten räumen selbst ein, dass Wasser statt Luft "grundlegende Risiken" mit sich bringt. Ganz zu schweigen von den Investitionskosten, die zunächst fällig sind.

Mancher allerdings hält es für unnötig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Hans-Joachim Popp, CIO beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sagte im Juni gegenüber dem CIO-Magazin, auf das Kühlen von Rechenzentren könne verzichtet werden. Popp: "Ein Physiker, der die Historie der Rechnersysteme nicht kennt, kratzt sich am Kopf, wenn er die heutigen Lösungen sieht."

Vorgehensmodell bei Green IT laut Experton.

Denn der heutige Zustand erkläre sich aus der Geschichte: PCs haben sich zu Servern entwickelt und diese wurden in Rechenzentren gestellt. Während die Administratoren anfangs noch vor den Konsolen saßen, sind sie mittlerweile in Büros gezogen und die Rechenzentren menschenleer. Warum die Temperaturen noch immer auf Zimmerniveau gehalten werden, obwohl die Komponenten ganz andere Werte aushalten, leuchtet dem DLR-CIO nicht ein.

Allerdings sind die Rechenzentren nur Teil des Problems. Experton will den Blick auch auf die dezentrale IT - Arbeitsplatzrechner, Notebooks, Drucker und anderes - lenken. "Der Stromverbrauch, der damit verbunden ist, wird massiv unterschätzt", bestätigt Hammerstein. Laut Experton beträgt er zwischen 40 und 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs eines Unternehmens.

Green IT verlangt einen ganzheitlichen Ansatz

Dass CIOs diese Größe schwer einschätzen können, liegt daran, dass sie zwar die Stromkosten des Rechenzentrums aus ihrem Budget bezahlen müssen - der Verbrauch der Office IT geht dagegen zu Lasten der Facilities. Experton rät daher zum ganzheitlichen Blick.

Die Analysten haben ein Green IT-Vorgehensmodell entwickelt und gehen dabei noch einen Schritt weiter: Neben Rechenzentrum und Office-IT schließt Experton sogenannte "Carbon Killer Solutions" ein. Damit ist die gezielte Nutzung von IT-Lösungen gemeint, die den Energieverbrauch in Fachabteilungen durch optimierte Unterstützung von Geschäftsprozessen senken soll.

Experton führt die Ergebnisse in der Studie "Green IT Update 2009" aus. Die Analysten haben Entscheider aus 101 Unternehmen befragt. Sponsoren sind EMC Deutschland und Hewlett-Packard.