Firmen zahlen mehr für Toilettenpapier als für Schulungen

Externe Fortbildung für Manager ein Fremdwort

17.05.2006 von Andreas Schaffry
Unternehmen geben mehr Geld für Bedarfsartikel wie Toilettenpapier aus als für die Fortbildung und Weiterentwicklung des eigenen Managements durch externe Berater. Nach Auffassung des Management Centre Europe (MCE), Anbieter von Lösungen für die Personalentwicklung, ist der Beitrag, den externe Dienstleister für die Personalentwicklung leisten, eher gering. Das lässt sich am Beispiel von Unternehmen aus der Technologie-Branche darstellen.

Europäische Unternehmen erkennen zwar, dass effektive Führung nötig ist um strategische Unternehmensziele zu verfolgen. Jedoch mangelt es bislang an einer konsequenten Aus- und Weiterbildung des Managements. Zu diesem Ergebnis kommt eine MCE-Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Human Resources Institute (HRI) der Tampa Universität.

Laut einer Studie von Saratoga, dem Unternehmenszweig von Pricewaterhouse Coopers (PwC) für Humankapital investierten Unternehmen im Jahr 2003 insgesamt 1,58 Milliarden Euro in die Schulung und Weiterentwicklung von Führungskräften. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 gaben Unternehmen mehr als zwei Milliarden Euro für Toilettenpapier aus.

Für Francis van den Bosch, Geschäftsführer des MCE, ein Widerspruch. Zwar behaupte die Geschäftswelt regelmäßig, dass Menschen ihr wichtigstes Kapital, dennoch investiert sie nur geringe Mittel in externe Dienstleistungen zur Management-Entwicklung. Laut van den Bosch wollten Unternehmen hierbei keine endlosen Business-Theorien, sondern die Management-Entwicklung muss praxisorientiert sowie fokussiert sein. Darüber hinaus müssten die Mitarbeiter frühzeitig auf die Neuerungen vorbereitet werden, damit eine Strategie erfolgreich umgesetzt und Wettbewerbsvorteile maximiert werden können.

Beispiel Technologie-Branche

Daran scheint es bei den Anbietern von Management-Entwicklungen zu hapern. Exemplarisch lassen sich diese Probleme im Technologiesektor nachvollziehen. Der europäische Markt ist mit einer Reihe von Zwängen und Trends konfrontiert. Charakteristisch ist eine zunehmende Innovationsgeschwindigkeit, ein verschärfter Wettbewerb, etwa aus China und Indien, ein verändertes Sales- und Marketing-Umfeld sowie eine Internationalisierung der Lieferketten. Diese untergraben die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und zwingen einzelne Unternehmen dazu, ihre strategische Ausrichtung und die Art ihrer Organisationsstruktur grundlegend zu überdenken.

Europäische Technologie-Unternehmen stehen deshalb vor einer Reihe wichtiger strategischer Entscheidungen. Dazu gehören die Preis-Leistungsstrategie - etwa weiterhin als Produzent für Massenware agieren und über den Preis konkurrieren - sowie die Lösungsstrategie. Bei letzterer können Kostendruck und die relative Instabilität des Technologie-Marktes durch die Konzentration auf eine Nischenproduktion mit niedrigerem Volumen aber höheren Renditen und einem starken Lösungselement vermieden werden. Bisher hat der Sektor Management-Entwicklung die Technologie-Branche beim Bewältigen dieser Herausforderungen nur in einer sehr untergeordneten Rolle unterstützt.

Die richtige Strategie verfolgen

Die größte Herausforderung für den europäischen Technologie-Sektor besteht darin, die erfolgreiche Implementierung der richtigen Strategie sicherzustellen. Die Management-Entwicklung hat die Technologie-Unternehmen dahingehend nur unzureichend unterstützt. So waren die Services der Management-Entwicklung zu theoretisch sowie unpraktisch und für die tatsächlichen Herausforderungen nicht relevant.

Die Experten für Management-Entwicklung kommen häufig von Hochschulen und haben keine praktische Erfahrung mit den Problemen, die der Sektor bewältigen muss. Hinzu kommen unzureichende Diagnose-Tools. Häufig verlassen sich Unternehmenslenker auch auf ihre Intuition und bewegen sich damit im Blindflug vorwärts.

Laut MCE müssen Anbieter von Management-Entwicklung deshalb praxisorientierte und praktische Inhalte liefern, die Manager benötigen, um strategische Pläne in die Tat umzusetzen. Dazu gehört, die richtigen Diagnose-Tools zur effektiven Entwicklung des Managements auszuwählen, die Strategie verständlich zu vermitteln, Teams zu führen sowie eine Innovations-Kultur bis hin zu persönlichen Führungsstilen zu schaffen.