Bitkom-Studie: Anwender kritisieren fehlendes Spezialwissen

Fachkräfte für Embedded-Systems händeringend gesucht

07.05.2009 von Nicolas Zeitler
Anbieter von Embedded-Systemen in Deutschland suchen nach Fachleuten, vor allem für Hard- und Software. Anwender wünschen sich spezifischer ausgebildete Mitarbeiter. Der Markt für Embedded-Software, -Hardware und -Dienstleistungen soll 2009 um zehn Prozent wachsen.

40.000 Mitarbeiter sind zurzeit in Anbieterunternehmen für Embedded-Systeme in Deutschland beschäftigt. Weitere 2.500 System-Entwickler würden die Anbieter gern einstellen. Für die Entwicklung von Embedded-Hardware mangelt es auf dem Arbeitsmarkt allerdings an geeigneten Kräften, wie die Firmen laut einer Studie des Verbands Bitkom bemängeln.

Embedded-Branche im Aufwind
Die Umsätze der Embedded-Anbieter steigen im zweistelligen Prozentbereich. Für 2008 schätzt Bitkom einen Umsatz von vier Milliarden Euro.
Am schwächsten fällt der Zuwachs beim Geschäft mit Embedded-Software aus.
Einige Anbieter erwirtschafen fast ihren ganzen Umsatz mit sicherheitskritischen Systemen. Das sind solche, bei deren Versagen Menschenleben gefährdet sind oder die Natur geschädigt werden kann.
Die Anbieter befürchten, dass die Preise für Hardware sinken.
Anbieter von Embedded-Systemen in Deutschland beschäftigen rund 40.000 Mitarbeiter.
In Anwenderunternehmen von Embedded-Systemen arbeiten vorwiegend Elektrotechniker.

Das gilt auf für Embedded-Software. Die Hersteller suchen auch für diesen Bereich Berufserfahrene und Hochschulabsolventen, vor allem für die Entwicklung. Weniger schwierig ist die Besetzung freier Stellen für Embedded-Dienstleistungen. Allerdings kämpfen die Anbieter hier gegen die hohe Fluktuation ihrer Mitarbeiter, die nicht selten zu Kunden abwandern.

Die "Studie zur Bedeutung des Sektors Embedded-Systeme in Deutschland" hat der Branchenverband Bitkom zusammen mit den Marktbeboachtern von PAC und Techconsult durchgeführt. 79 Anbieter und 180 Anwender von Systemen, in denen Hard- und Software verbunden sind, wurden in Einzelinterviews und per Online-Befragung untersucht.

Anbieter von Embedded-System konnten 2007 fast 3,7 Milliarden Euro umsetzen. Für vergangenes Jahr wird ein Umsatz von mehr als vier Milliarden angenommen. Binnen Jahresfrist wird dem Markt damit ein Wachstum von fast zehn Prozent in Aussicht gestellt. Das war auch schon im Vergleich von 2006 und 2007 so.

Automobilindustrie setzt am häufigsten Embedded-Systeme ein

Den meisten Umsatz machen die Anbieter mit Hardware und Dienstleistungen, weniger mit Software. Der Dienstleistungsbereich wächst am stärksten: um geschätzte 14 Prozent von 2007 bis 2008. Das beste Geschäft machen die Anbieter mit der Automobilindustrie, die für ein Viertel des Umsatzes verantwortlich ist. Telekommunikations- und Elektrobranche tragen 24 Prozent dazu bei.

Besonders hoch ist demnach die Nachfrage nach sicherheitskritischen Systemen. Das sind laut Festlegung der Verfasser Systeme, bei denen Fehler dazu führen können, dass Menschen oder die Umwelt gefährdet werden können. Den größten Kundenstamm haben deutsche Embedded-Anbieter im Inland, er macht 69 Prozent des Umsatzes aus. Die Kunden sind zu zwei Dritteln Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern.

Nicht ganz zufrieden sind die Anbieter mit der Preisentwicklung. Jeder zweite befürchtet einen Preisrückgang bei der Hardware. Bei Software rechnen die Anbieter mit stabilen und bei den Dienstleistungen mit steigenden Preisen.

Anwender suchen 30.000 System-Entwickler

Auf Anwenderseite arbeiten im Umfeld von Embedded-Systemen in deutschen Firmen zurzeit um die 250.000 Personen. 44 Prozent von ihnen sind in der Telekommunikations- und Elektroindustrie angestellt. Die Firmen suchen nach eigenen Angaben insgesamt weitere 30.000 System-Entwickler. Gefragt sind vor allem Spezialisten mit tiefen Kenntnissen und langjähriger Erfahrung.

Telekommunikations- und Elektrohersteller beurteilen die Ausbildung von für sie geeigneten Fachleuten zwar allgemein als sehr gut. Sie wünschen sich allerdings branchenspezifischere Ausbildungsgänge. Studiengänge sollten stärker an neue Technologien und den Markt angepasst werden.

Maschinen- und Fahrzeugbau suchen Fachkräfte für Embedded Systems

Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie bemängeln die fehlenden Spezialkenntnisse der Bewerber zu Embedded-Systemen. Für technologische und betriebswirtschaftliche Fragen gebe es zu wenige Spitzenkräfte. Die Maschinenbauer indes sind mit Qualität und Menge der Ausgebildeten, die sie für Embedded-Systeme brauchen, derzeit noch nicht zufrieden. Auch Fahrzeugbauer beklagen den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern.

In den Anwenderunternehmen steckt der Studie zufolge ein Marktpotenzial von geschätzten 15 Milliarden Euro für Embedded-Systeme. Die Firmen machen den Großteil des Geschäfts mit Produkten, in denen Embedded-Systeme stecken, in Deutschland. Hier erwirtschaften sie 55 Prozent der Umsätze. Weitere 20 Prozent setzen sie im europäischen Ausland ab.

Eine besonders große Rolle spielen Embedded-Systeme aus Sicht der Anwender in Fahrzeugen, Telekommunikationsgeräten und Maschinen. Auch in der Unterhaltungselektronik wächst ihre Bedeutung.