Urlaub, Mietwagen, Tickets

Fast unmöglich: Reisen ohne Internet

11.03.2011 von Hartmut  Wiehr
Das Web kann auch ganz real sein, wie der ITB-Kongress in Berlin und der Bitkom zeigen. Für Immer mehr Menschen beginnt der Urlaub mit dem Internet.

Der Bitkom, die Standesorganisation der deutschen IT- und Telekom-Anbieter, weiß zu vermelden: "Über 31 Millionen Bundesbürger haben bereits Reisen im Web gebucht. Besonders beliebt sind Flüge und Übernachtungen. Rund 19 Millionen haben online ein Flugticket gekauft, gut 15 Millionen ein Hotelzimmer gebucht."

Die Reisemesse ITB in Berlin setzt auf den Zuspruch für Online-Reisebuchungen.
Foto: ITB

Für viele Deutsche beginnt der Urlaub also im Internet. Das hat seine guten Gründe: Einfach auf gut Glück loszufahren und sich unterwegs und spontan passende Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen, hat seinen Reiz verloren in den Zeiten von begrenzter Zeit und knapper Kasse. Ein 14-Tage-Urlaub „inklusive alles" in Mallorca oder an ähnlichen Zielen ist heute in aller Regel deutlich billiger – und womöglich auch komfortabler als das Herumgondeln mit eigenem Pkw und ohne Vorausbuchungen.

Das sieht auch Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer so ähnlich: "Früher klapperten Sonnenhungrige für ihre Urlaubsbuchung per Auto eine Hand voll Reisebüros in der Innenstadt ab und wälzten anschließend zu Hause dicke Hochglanzkataloge – heute vergleichen und buchen sie schnell, bequem und umweltfreundlich im Web."

Pauschalreisen und Autoverleiher

Auch Bahntickets, Mietwagen und Pauschalreisen würden häufig, so der Bitkom, über das Internet gebucht. Gut jeder vierte User (über 13 Millionen) hat bereits Bahnfahrkarten online bestellt. Von den Online-Tarifen der Autoverleiher haben bereits 9,6 Millionen Deutsche profitiert. Ähnlich hoch ist die Zahl derer, die eine Pauschalreise online gebucht haben. Auch im Nahverkehr werden mehr Fahrkarten über das Internet oder das Smart Phone gekauft, wie das Beispiel der Stadt Nürnberg und weiterer Kommunen zeigt.

Laut Bitkom sind Frauen und Männer Online-Buchungen gegenüber gleichermaßen aufgeschlossen. Unterschiede gebe es jedoch bei den Altersklassen. Besonders groß sei der Anteil der Online-Bucher bei Personen zwischen 30 und 64 Jahren. In allen Buchungskategorien liegen demnach diese Altersklassen überraschenderweise deutlich über dem Durchschnitt. Die Internet-Generation der 14- bis 29-Jährigen hingegen gehöre bei den Online-Reisebuchungen zu den Nachzüglern und liege meist deutlich unter dem Durchschnitt.

Jugendliche und die Online-Buchungen

Auf dem ITB-Reisekongress vom 9. bis 13. März in Berlin präsentierten RUF Jugendreisen und iconkids & youth weitere Studienresultate zu dem Reiseverhalten von Jugendlichen. Demnach würden – nicht ganz überraschend – "Spaßfaktor und Gemeinschaftsgefühl" hoch im Kurs stehen.

Unter dem eher banalen Motto "Die Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen von morgen" wurden im Rahmen der Untersuchung über einen Zeitraum von mehreren Monaten knapp 8.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren zu den Themen Informationsbeschaffung, Erwartungshaltung, Urlaubsziel und Reiseverhalten befragt. Konträr zu dem Erkenntnisstand des Bitkom heißt es hier: "Erwartungsgemäß hoch fiel die Rolle des Internets als primäre Informationsquelle aus".

Der Urlaub beginnt im Web.
Foto: Bitkom

Bei der Urlaubswahl selbst legen junge Reisende offenbar einen starken Fokus auf das Programmangebot vor Ort – dieses müsse exakt auf die Bedürfnisse der jungen Reisenden abgestimmt sein. Mitunter seien Strand und abendliche Unterhaltungsmöglichkeiten sogar wichtiger als die eigentliche Wahl eines konkreten Urlaubszieles. Das Gruppenverhalten dominiert: Jugendliche zeigten eine deutliche Tendenz zu Reisen mit mehreren Freunden. Eine weitere Entwicklung gehe hin zu inhaltlich wertvolleren Reisen wie Sprachurlaub oder Fernreisen mit kulturellen oder berufsvorbereitenden Aspekten.

Laut Dirk Föste, Mitglied der Geschäftsleitung von RUF Jugendreisen, ist das Ergebnis der Studie eindeutig: "In den vergangenen Jahren haben wir eine deutliche Veränderung beim Entscheidungsverhalten junger Konsumenten bezüglich ihrer Urlaubswahl beobachtet – Eltern bestimmen nur noch bedingt, wohin die Reise geht." Die starke Nutzung des Internets und die rasante Ausbreitung der sozialen Netzwerke sorgten dafür, dass Jugendliche mittlerweile ihre Präferenzen sehr genau kennen und auch durchsetzen würden.