Prozesse sollen sich stringent analysieren und optimieren lassen

Finanzdienstleister: Ein Hallelujah auf Six Sigma

06.08.2007 von Christiane Pütter
Knapp jeder vierte Finanzdienstleister arbeitet bereits mit der Prozessverbesserungsmethode Six Sigma. Offenbar mit Erfolg: 86 Prozent der Unternehmen geben an, Six Sigma helfe "eher" bis "sehr stark", die Abläufe zu optimieren. Andererseits: Sieben von zehn Finanzdienstleistern verfügen nicht über die erforderlichen Daten. Das melden die Frankfurt School of Finance & Management und der Berater Celerant in einer Studie.
Schematische Darstellung von Six Sigma.

Six Sigma hat binnen drei Jahren einen Schritt nach vorne gemacht: Hatten in einer Befragung von 2004 noch 45 Prozent der Finanzdienstleister erklärt, die Methode nicht zu kennen, sind es jetzt nur noch zehn Prozent. Und während vor drei Jahren erst zwei Prozent der Unternehmen damit gearbeitet haben, sind es mittlerweile 24 Prozent. Diese splitten sich auf in 15 Prozent, die bereits Six-Sigma-Projekte durchgeführt haben, und acht Prozent, die zur Zeit erste Erfahrungen sammeln.

Grund für die Einführung ist mit weitem Abstand der Druck zur Kostensenkung, wie 64 Prozent der Studienteilnehmer angeben. Jeweils 32 Prozent nennen außerdem Unzufriedenheit der Kunden und die Möglichkeit, signifikante Marktchancen auszunutzen. Darüber hinaus ist der Herdentrieb nicht zu unterschätzen: 29 Prozent der Unternehmen erklären, andere setzten die Methodik ja auch ein.

Die Finanzdienstleister trauen Six Sigma einiges zu. 79 Prozent haben sich dafür entschieden, weil sie eine "stringente Vorgehensweise für die Prozess-Analyse und -Optimierung" etablieren wollten. 71 Prozent nennen als Argument für Six Sigma, dass die Prozess-Optimierung durch eigene Mitarbeiter vorangetrieben wird. Jeweils 61 Prozent erklären, dass die Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt stehen und dass die Methodik auf gemessenen Daten basiert.

Der Einsatz von Six Sigma scheitert meist daran, dass die erforderlichen Daten nicht vorliegen.

Stichwort Daten: Eben an dieser Stelle liegt für viele Unternehmen der Hase im Pfeffer. Bei all dem Lob, das die Methode kassiert, darf nicht übersehen werden, dass 76 Prozent der Studienteilnehmer den Einsatz derzeit nicht planen - und das liegt vor allem daran, dass die erforderlichen Daten fehlen. Dieser Punkt wurde von 71 Prozent genannt. Der zweite Punkt auf der Liste der Gründe gegen Six Sigma lautet, dass die Ressourcen für die Anwendung nicht vorhanden sind (25 Prozent). Dagegen erklären zum Beispiel nur zwölf Prozent der Studienteilnehmer, andere Konzepte zur Prozessverbesserung zu nutzen.

Möglicherweise sieht auch das in drei Jahren ganz anders aus, zeigt doch ein Blick auf die Zufriedenheit mit Six Sigma ein positives Bild. 62 Prozent der Unternehmen geben an, die Methodik trage "sehr stark" zur Prozess-Optimierung bei, weitere 24 Prozent beobachten diesen Effekt "eher stark". Die verbleibenden 14 Prozent beurteilen den Beitrag zur Verbesserung der Abläufe vage mit "teils/teils".

55 Prozent der Studienteilnehmer ziehen das Fazit, der Erfolg der Six-Sigma-Methode sei "eher hoch" einzuschätzen, 14 Prozent stufen ihn sogar als "sehr hoch" ein. Jeweils 14 Prozent geben ein laues "teils/teils" als Wertung ab oder halten den Erfolg für "eher niedrig". Drei Prozent schließlich äußern sich enttäuscht. Der Erfolg sei in ihrem Unternehmen "sehr niedrig".

Die Frankfurt School of Finance&Management hat für die Studie "Six Sigma in der Finanzdienstleistungsbranche: Status quo in Deutschland, Österreich, Schweiz" in Zusammenarbeit mit dem Berater Celerant 233 Unternehmen befragt.