Privat vs. Arbeit

Freizeitkiller Smartphone, Tablet und E-Mail

04.08.2011 von Andreas Schaffry
Angestellte sind außerhalb der Bürozeiten via Handy fast immer erreichbar. Meist wird die Arbeit nach Feierabend noch mit dem eigenen Mobilgerät erledigt.

Deutsche Arbeitnehmer sind ein Muster an Dienstbeflissenheit. Die meisten trennen Job und Privatleben nicht mehr voneinander. 88 Prozent der Angestellten sind auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte erreichbar, sei es telefonisch oder via E-Mail.

Arbeit nach Büroschluss mit Privathandy

Smartphone und Tablet-PC machen es möglich: Deutsche Arbeitnehmer sind auch in der Freizeit ständig beruflich erreichbar. Das hat nicht nur Vorteile, sondern kann auch zu Burn Out führen.
Foto: Intel

Wer per Smartphone mit Kunden oder Vorgesetzten telefoniert oder diesen E-Mails schickt, tut dies in einem Drittel der Fälle mit seinem privaten Mobilgerät. Nur acht Prozent der Mitarbeiter erhalten von ihrem Arbeitgeber für berufliche Zwecke ein Handy oder Smartphone zur Nutzung.

Zu diesen Ergebnissen kommen zwei repräsentative Umfragen die der Hamburger Marktforscher Aris Umfrageforschung im Auftrag des Hightechbranchenverbandes Bitkom durchführte. Weitverbreitet sind Diensthandys lediglich bei Außendienstmitarbeitern und Beratern. Und bei Führungskräften gehören Smartphones für E-Mail- und Internet-Anwendungen zur Standardausstattung.

Ein Drittel hat keinen Feierabend

Wie die Umfrageergebnisse weiter zeigen, gibt es für die meisten Berufstätigen die klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben nicht mehr. Noch vor zwei Jahren waren nicht einmal drei Viertel der Berufstätigen in der Freizeit erreichbar.

Heute dagegen sind 29 Prozent der Umfrageteilnehmer nach Büroschluss jederzeit erreichbar - ob zuhause oder im Urlaub. 45 Prozent gaben an, dass sie außerhalb der Arbeit, am Abend oder am Wochenende, nur zu bestimmten Zeiten erreichbar sind. Lediglich 15 Prozent teilten mit, dass sie ihre private Freizeit nur in Ausnahmefällen durch berufliche Tätigkeiten unterbrechen.

In punkto Erreichbarkeit nach Dienstende gibt es geschlechterspezifische Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Mitarbeitern in Firmen. 34 Prozent der Männer gaben an, jederzeit erreichbar zu sein, doch nur 24 Prozent der berufstätigen Frauen.

Klare Regelungen für Arbeit in der Freizeit

Den Hauptgrund für die ständige Erreichbarkeit von Mitarbeitern macht der Branchenverband die steigende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs aus. Damit lassen sich außerhalb des Büros jederzeit berufliche E-Mails lesen, bearbeiten und schreiben.

Die ständige Erreichbarkeit allein führt jedoch nicht automatisch zu mehr Produktivität, sie kann auch belasten. Deshalb sind Phasen der Entspannung wichtig. Dem Branchenverband zufolge sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer deshalb klare Vereinbarungen für das Arbeiten nach Feierabend treffen.

Für die Erhebung zur Erreichbarkeit nach Büroschluss befragte das Aris deutschlandweit 1.000 Personen in Privathaushalten. Und für die Umfrage zum Diensthandy wurden 515 berufstätige Handybesitzer interviewt.