Zeitdruck und Arbeitsdichte

Führungskräfte fühlen sich gehetzt

14.02.2013 von Werner Kurzlechner
Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland fühlt sich bei der Arbeit gehetzt. Das ergab die Studie „Psycho-Stress am Arbeitsplatz“ des DGB.
44 Prozent fühlen sich häufig ausgebrannt.
Foto: DGB

56 Prozent der Beschäftigten in der Bundesrepublik sehen sich einer starken oder sehr starken Arbeitshetze ausgesetzt. Das ist ein Kernergebnis einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), für die 5000 Bürger befragt wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist der gefühlte Zeitdruck am Arbeitsplatz demnach um 4 Prozentpunkte gestiegen. Gleichzeitig geben 80 Prozent der Beschäftigten an, dass sie seit Jahren immer mehr in der gleichen Zeit leisten müssen.

44 Prozent der Beschäftigten fühlen sich sehr häufig oder oft nach der Arbeit „leer und ausgebrannt“. Dort, wo die Arbeitsintensität gestiegen ist, leiden sogar 71 Prozent der Arbeitnehmer unter Burnout-Symptomen. Unter den gehetzt Arbeitenden sind es 75 Prozent.

Offenbar hängt der empfundene Psychostress aber nicht allein damit zusammen, dass ständig das Telefon klingelt oder das E-Mail-Postfach überquillt. Die repräsentative DGB-Umfrage legt jedenfalls nahe, dass sich die Lage für IT-Spezialisten keineswegs schlimmer darstellt als für andere Berufsgruppen. Allerdings steigt das Ausmaß an Druck offenbar mit Führungsverantwortung an.

Arbeitspensum in IT-Berufen steigt

In der Informations- und Kommunikationsbranche berichten 55 Prozent der Befragten, dass immer mehr Arbeit in immer weniger Zeit erledigt werden müsse; bei wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern sind es 49 Prozent. In diesen beiden Kategorien dürfte das Gros der IT-Profis zu finden sein; der Befund weicht jeweils nicht weit ab vom Gesamtmittelwert 54 Prozent.

Treiben Sie Sport ...
... und ziehen Sie Yoga und weitere Meditationsübungen in Betracht. Diese Übungen sind die besten Mittel gegen Stress und tragen dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Ganz abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen dienen die Trainings auch dazu, den Stress besser zu managen.
Lernen Sie gut zu atmen
Obwohl wir natürlich seit unserer Geburt atmen, wissen die meisten von uns nicht, wie man richtig atmet. Viele atmen in einer oberflächlichen Art und Weise - besonders in stressbetonten oder unruhigen Zeiten. Tiefes Atmen durch den Bauch kann zur inneren Ruhe beitragen. Und es hilft, in unbequemen und angespannten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Bringen Sie ihre Mitarbeiter an einen Tisch, um über jetzige schwere Zeiten zu sprechen
Wer sich die Zeit nimmt um darüber zu sprechen, wie die vielen Veränderungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz die einzelnen Mitarbeiter bewegen, kann die Arbeitsmoral heben. Es ist ein Fehler zu glauben, Menschen seien nicht verängstigt und besorgt und der Arbeitsplatz sei davon nicht betroffen.
Fordern Sie zu positiven, lösungs-orientierten Antworten auf
Die Zeiten sind angespannt und schwierige Veränderungen in Organisationen sind die Regel. Daher sind Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit so wichtig. Heute ist es mehr als je zuvor entscheidend, eine positive Einstellung in der Belegschaft auszulösen. Stellen Sie Fragen, die zu Lösungen ermuntern wie "Was läuft heute gut, was sind unsere Stärken, wie möchten wir, dass dieses Unternehmen aussieht?"
Seien Sie mit den Gedanken und mit dem Herzen bei der Sache.
Leute arbeiten intensiver für das, woran sie glauben und was sie zur Schaffung beigetragen haben. Das ist ein entscheidender Punkt, der während einer tiefgreifenden Umgestaltung am Arbeitsplatz geprüft werden muss. Was das mögliche Ausmaß des Arbeitsplatz-Wandels betrifft, sollten Mitarbeiter frühzeitig in die Entwicklung einbezogen werden.
Lernen Sie Ihre eigenen Gefühle zu erkennen
Bücher, Gruppen, Familie und enge Freunde sowie Trainer können wichtige Quellen sein, um sich den eigenen Gefühlen bewusster zu werden. Auch kann man dadurch leichter lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen, um sich über sein Verhalten im Klaren zu werden. Besonders sollte man darauf achten, wie man andere Menschen anspricht.
Geben Sie als Führungskraft ein gutes Beispiel
Was man tut oder lässt, hat direkten Einfluss darauf, was Mitarbeiter glauben, was akzeptabel ist. Seien Sie ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben von Bedeutung ist. Essen Sie mit anderen zu Mittag und motivieren Sie Kollegen dazu mitzukommen. Auch Spaß und Lachen am Arbeitsplatz sind erwünscht, da dies Stress reduzierende Faktoren sind.
Nehmen Sie sich Zeit für gute Nachrichten
Wer sich immer nur auf das Negative konzentriert, tut weder seiner Gesundheit noch seiner Denkweise einen Gefallen. Und seien wir ehrlich: Der Anteil an positiven und erbaulichen Geschichten in den Nachrichten fällt eindeutig spärlich aus. Es ist extrem wichtig, sich so gut wie möglich von jeglichem Trübsal abzukapseln und wieder mit Leuten Kontakt aufnehmen bzw. Dinge zu tun, die Spaß machen.
Halten Sie sich von überflüssigen Dingen frei
Konzentrieren Sie sich auf den Kern Ihrer Arbeit. Jetzt ist Zeit, mit den Mitarbeitern Prioritäten zu setzen und sich darüber Gedanken zu machen, welche Projekte einen perfekten Lösungsansatz erfordern. Nicht jedes Projekt kann an oberster Stelle stehen. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten sind Brainstorming-Sitzungen wichtiger denn je.

Deutlicher stressiger hat sich das Arbeitsleben laut Studie für Finanzdienstleister und Versicherer mit 70 Prozent sowie in der Energiewirtschaft mit 69 Prozent entwickelt. Nur 33 Prozent der Beschäftigten im Gastgewerbe beklagen demgegenüber eine Arbeitsintensivierung – was aber auch bedeuten kann, dass die Arbeitsintensität in der Branche schon immer am Limit war.

Arbeitsintensivierung in allen Branchen

Jedenfalls berichten 60 Prozent der Beschäftigten in Restaurants und Hotels, oft oder sehr häufig bei der Arbeit unter Zeitdruck zu stehen. Das liegt über dem Durchschnittswert von 56 Prozent. Von einem ähnlichen Niveau ist laut Studie bei Informatikern auszugehen. Noch lauter ist die Klage indes bei Lehrern, Bauarbeitern und Mitarbeitern aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Hier stehen zwei Drittel der Beschäftigten nach eigenen Angaben ständig unter Zeitstress.

„Unter den Branchen gibt es keine, in der weniger als 46 Prozent der Beschäftigten sehr häufig oder oft hetzen müssen“, heißt es in der DGB-Studie. Wer mehr als 45 Stunden in der Woche arbeitet, fühlt sich zu 73 Prozent gehetzt. „Überdurchschnittlich stark sind mit 64 Prozent auch die Gruppe der Vorgesetzten und im Altersgruppen-Vergleich die 26- bis 35-Jährigen mit 63 Prozent betroffen“, stellt die Studie fest.

"Entgrenzt" Arbeitende stark betroffen

Stark betroffen seien auch "entgrenzt"“ Arbeitende: Mit 74 Prozent Gehetzter ist der Anteil unter Beschäftigten besonders hoch, von denen erwartet wird, dass sie für ihren Arbeitgeber auch außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit ständig erreichbar zu sein haben.

"Die Index-Zahlen lesen sich wie ein Alarmsignal", kommentiert DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Die Botschaft sei eindeutig: "Der Druck am Arbeitsplatz nimmt zu, doch es wird zu wenig dagegen getan."

Der DGB moniert insbesondere, dass die Arbeitgeber ihrer gesetzlichen Verpflichtung zu einem Sicherheits-Check der Arbeitsplätze nur unzureichend nachkämen. Nur bei 28 Prozent der Beschäftigten sei eine solche Gefährdungsbeurteilung, wie sie vom Arbeitsschutzgesetz gefordert wird, überhaupt durchgeführt worden.

Mitarbeiter vermissen Anerkennung

Dabei wurde nur bei einem Drittel nach psychischen Stressfaktoren gefragt. Insgesamt wurden nur neun Prozent aller Beschäftigten nach psychischen Stressfaktoren befragt. „Diese mangelhafte Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes seitens der Arbeitgeber ist ein Armutszeugnis“, wettert der DGB.

Zum Teil beklagen die befragten Beschäftigten auch Arbeitsanforderungen und Mitarbeiterführung. Jeweils ein Drittel prangert an, nur schwer miteinander zu vereinbarende Anforderungen erfüllen zu müssen oder nicht alle benötigten Informationen für ihre Aufgaben zu erhalten. 34 Prozent vermissen überdies persönliche Wertschätzung durch ihre Vorgesetzten.

Die Studie „Psycho-Stress am Arbeitsplatz“ ist beim DGB erhältlich.