Mitarbeiterzufriedenheit

Führungskräfte sollen Werte stärker vorleben

28.12.2012 von Andrea König
Nur die Hälfte der Mitarbeiter weiß, für welche Werte ihr Arbeitgeber steht. Gerade einmal 17 Prozent finden, ihre Vorgesetzten leben die Unternehmenswerte vor.

50 Prozent der Mitarbeiter und leitenden Angestellten in Deutschland wissen und merken nicht, für welche Werte ihr Arbeitgeber steht. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen", für die das Beratungsunternehmen Rochus Mummert 220 Angestellte und Führungskräfte großer und mittelständischer Firmen befragt hat.

Bei zufriedenen Mitarbeitern sind die Werte des Arbeitgebers bekannter.
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Dass die Hälfte der Mitarbeiter diese Werte nicht wahrnimmt, bedeutet allerdings nicht, dass sie nicht existieren. Im Gegenteil. Ausnahmslos alle befragten Topmanager sagen, ihr Arbeitgeber habe Leitbilder definiert, die den Beschäftigten bekannt seien. Dieser Aussage stimmen allerdings lediglich 53 Prozent der leitenden Angestellten und 47 Prozent der Mitarbeiter zu.

Noch pikanter erscheint ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Denn gerade einmal 17 Prozent der Befragten finden, ihre Chefs würden die selbst definierten Grundsätze auch vorleben. "Deutschlands Manager haben offenbar nicht verstanden, dass Werte nicht nur hübsche Floskeln sein sollten, die irgendwo auf der Homepage nachzulesen sind", so der Kommentar der Unternehmensberatung zur Studie.

Mitarbeiter begeistern

Hans Schlipat von Rochus Mummert bezeichnet Werte als Basis für das gemeinsame Handeln. "Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter dafür begeistern und mit gutem Beispiel vorangehen", fordert er. Weshalb sich das lohnt, zeigt der in den Studienergebnissen ersichtliche Zusammenhang zwischen Wertekultur und Erfolg. In Unternehmen mit weit überdurchschnittlichem Wachstum wissen 71 Prozent der Angestellten, für welche Werte ihr Arbeitgeber steht. In Unternehmen mit unterdurchschnittlichem oder weit unterdurchschnittlichem Wachstum tun dies nur 17 Prozent der Mitarbeiter.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Rochus Mummert-Studie auch einen Zusammenhang zwischen Wertekultur und Zufriedenheit. 70 Prozent der Umfrageteilnehmer, die sehr zufrieden an ihrem Arbeitsplatz sind, kennen auch die Leitbilder, für die ihr Arbeitgeber steht.

Top-Management prägt Unternehmenskultur

Gemeinsame Werte, so das Studienfazit, tragen dazu bei, dass alle im Unternehmen an einem Strang ziehen - sofern das Topmanagement diese Werte glaubwürdig verkörpert. Das führe nicht nur dazu, dass sich Mitarbeiter besser mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können. Es wirke auch überzeugender auf Kunden und Geschäftspartner.

Im Juli berichtete CIO über die These eines Stanford-Professors, nach der Führungskräfte die gesamte Unternehmenskultur prägen, weil ihr Verhalten auf die Belegschaft abfärbt. Die Diskrepanz zwischen erfolgreichen und erfolglosen Unternehmen geht nach Ansicht von Bob Sutton zu 15 Prozent auf das Verhalten der Chefs zurück. Damit meint er nicht Fachkenntnisse sondern Soft Skills.

Auch eine Befragung des Münchner Geva-Instituts von insgesamt 30.000 Mitarbeitern erklärt die Unternehmenskultur zur Aufgabe des Top-Managements. Die Umfrageteilnehmer machen die Unternehmensleitung für Mängel in der Unternehmenskultur verantwortlich. "Letztlich sind es die Chefs, die dafür sorgen, ob sich Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen identifizieren können, ihm treu bleiben und sich persönlich einbringen", zitiert Alexandra Mesmer von unserer Schwesterpublikation Computerwoche Geva-Institutsgeschäftsführer Gerhard Bruns.