Wie sich die Wirtschaftslage auf Gehälter auswirkt

Führungskräfte verdienen mehr trotz Krise

06.03.2009 von Riem Sarsam
Die meisten Unternehmen kürzen ihre Personalbudgets. Führungskräfte müssen sich aber kaum sorgen. Ihr Gehalt erhöht sich trotz Wirtschaftskrise. Auch Top-Talente werden mit allen Mitteln gefördert.

Über die Hälfte der deutschen Unternehmen befürchtet dieses Jahr finanzielle Einbrüche. Sparen heißt die Devise. Wie fast immer betrifft es mit als erstes die Mitarbeiter. Neun von zehn Unternehmen haben bereits das Personalbudget für 2009 gekürzt.

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Impact of European Economic Conditions on 2008/2009 Compensation Spending" des Personalberaters Hewitt Associates in Wiesbaden. Demnach gingen die befragten Unternehmen vor einem halben Jahr noch von einer Gehaltssteigerung von 3,9 Prozent aus.

Mittlerweile haben sie ihre Vorhersagen nach unten korrigiert. So fallen die neuen Prognosen der Firmen um bis zu 0,8 Prozent niedriger aus.

Ein Drittel der Unternehmen erwägt für 2009 sogar eine Nullrunde. Bei Hewitt geht man davon aus, dass die Zahl der Unternehmen ohne Erhöhungen noch deutlich steigt. Denn die Anpassung der Budgets ist noch bei weitem nicht abgeschlossen.

Mehr als die Hälfte der Firmen tritt der aktuellen Situation mit einem Einstellungsstopp entgegen. Rund zwei Drittel gehen noch weiter. Sie wollen wegen der Wirtschaftskrise Personal entlassen. Etwa ein Fünftel stellt nur noch Mitarbeiter mit befristeten Arbeitsverträgen oder Teilzeitkräfte ein.

Flexible Lohnbestandteile sinken

36 Prozent der Firmen gehen davon aus, dass sie in diesem Jahr deutlich weniger variable Vergütungsbestandteile auszahlen. Führungskräfte betrifft das dagegen nur in 28 Prozent der Unternehmen.

Entgegen dem allgemeinen Trend stellt die Hälfte der Firmen Sonderbudgets bereit, um die Gehälter der Spitzenleistungsträger zu erhöhen. Die Top-Talente genießen trotz Finanzkrise Förderung. Sie erhalten Weiterbildungs- und Entwicklungsmaßnahmen.

Mitarbeiter deutscher Firmen spüren Krise besonders hart

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland schlecht ab, was die Entwicklung der Gehälter angeht: In allen Ländern korrigieren Firmen die prognostizierten Gehaltssteigerungen für sämtliche Hierarchie-Ebenen nach unten. Die schwache Konjunktur macht sich jedoch bei den deutschen Mitarbeitern am stärksten bemerkbar.

Während in Deutschland rund die Hälfte der Unternehmen geschäftliche Einbußen erwartet, sind es in der Schweiz 37 Prozent und in Österreich 23 Prozent. Das spiegelt sich bei der Entwicklung der Löhne wieder.

Gehaltserhöhungen in Österreich und der Schweiz

Schweizer Unternehmen gingen vor der Krise von einem Zuwachs von 3,3 Prozent aus. Aktuell stehen noch 2,9 Prozent im Plan. In Österreich hofften Spitzenleistungsträger auf 4,1 Prozent mehr auf dem Gehaltszettel. Zurzeit rechnen sie nur noch mit einer Steigerung von 3,4 Prozent.

Für die Studie "Impact of European Economic Conditions on 2008/2009 Compensation Spending" befragte Hewitt rund 400 Unternehmen aus 14 europäischen Staaten und der Türkei.