Analysten-Kolumne

Ganzheitliche IT-Dienstleister auf dem Siegeszug

07.12.2005 von Thomas Lünendonk
Die deutsche Wirtschaft hat es in den vergangenen Jahrzehnten durch intelligente Arbeitsteilung mit Dienstleistern geschafft global wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei wurden enorme Produktivitätsvorteile erzielt. Doch was im produzierenden Sektor funktioniert, klappte - trotz IT - bei den erforderlichen Verwaltungsaufgaben nicht. Deshalb ist jetzt ein neuer Typ einer IT-Anbieters gefragt.

Um den steigenden Kosten im Verwaltungsbereich zu begegnen, suchen die Firmen nun nach alternativen Lösungswegen. Einer ist dabei das Auslagern von Geschäftsprozessen, die nicht zu den Kernkompetenzen eines Unternehmens gehören. Diese Lösungen gehen in der Regel deutlich über reines IT-Outsourcing hinaus. Sie werden von unterschiedlichen Dienstleistern im Markt als Leistung angeboten, darunter auch von Beratungs- und Technologie-Unternehmen, zu deren früheren Tätigkeitsprofilen die Übernahme von Prozessen, ganzen Bereichen und deren Betrieb nicht gehörten.

Das bereits im Jahr 2004 im Rahmen einer Deutschland-Studie von Lünendonk untersuchte Konzept des Dienstleister-Typus Business Innovation/Transformation Partner (BITP) setzt sich zunehmend im gesamten deutschsprachigen Raum durch. Für die repräsentative Untersuchung der Lünendonk GmbH, Bad Wörishofen, wurden in diesem Jahr 172 Unternehmen und Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Bei BITP-Dienstleistern handelt es sich um Unternehmen, die die gesamte Leistungskette beziehungsweise wesentliche Module von Management- und IT-Beratung, Systemintegration bis hin zu IT- und Geschäftsprozess-Outsourcing aus einer Hand anbieten.

Obwohl das Konzept noch relativ jung ist - es wurde erstmals 2003 in Deutschland kommuniziert - können bereits 13 Prozent der befragten Führungskräfte im gesamten deutschsprachigen Raum mit diesem Begriff konkrete Dienstleistungskonzepte verbinden. Mehr als 80 Prozent der Befragten konnten dem Begriff konkrete Dienstleistungsangebote zuordnen. So verbinden 37 Prozent den Begriff mit "Alles aus einer Hand“ beziehungsweise "Gesamtdienstleister“, weitere 47 Prozent ordnen hierunter die allgemeine oder spezielle Auslagerung von Aufgaben und Prozessen.

Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (55 Prozent) in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden dieses zusätzliche Marktangebot für qualifizierte Dienstleistungen "gut“ beziehungsweise "sehr gut“. Besonders positiv wird das Konzept von den im Rahmen der Studie befragten CIOs aufgenommen. Auch Geschäftsführer und Vorstände bewerten das Konzept mit mehr als 60 Prozent Nennungen als gute Ergänzung zu herkömmlichen Dienstleistungsangeboten.

Natürlich löst der BITP-Ansatz die klassische Management- oder IT-Beratung sowie bewährte Outsourcing-Konzepte nicht ab. Nach wie vor wird es neben der Kombination von Beratung und Umsetzung auch die separierten Dienstleistungen Beratung oder Umsetzung geben. Laut einer weiteren Lünendonk-Studie zeigt sich am Markt jedoch zunehmend die Tendenz, dass derzeit besonders die Beratungsunternehmen reüssieren. Sie übernehmen zusätzlich zu den Konzepten auch die Umsetzung - und zwar nicht nur in der Regieleistung, sondern auch im konkreten Handeln.

Beratung aus einer Hand

Bei der Frage, wie wichtig es ihnen wäre, Beratungs- und Realisierungsleistungen sowie Betreiberlösungen aus einer Hand zu bekommen, antworteten mehr als 30 Prozent der befragten Führungskräfte mit "wichtig“ beziehungsweise "sehr wichtig“. Insbesondere die Leiter Controlling und die CIOs halten das mit einer überproportionalen Zustimmung von rund 50 Prozent für wichtig bis sehr wichtig.

Die Motivation für eine Zusammenarbeit mit einem BITP-Dienstleister liegt bei den meisten Unternehmen in den Faktoren Kostendruck (1,8 auf einer Skala von 1=sehr wichtig bis 4=unwichtig) sowie Preisdruck (2,0). Wichtige Treiber sind auch noch "Marktentwicklungen“ (2,3) und "In-ternationalisierung“ (2,8).

Hinsichtlich der Erwartungshaltung rangieren folgerichtig auch "Ertragssteigerung/Kostenreduzierung“ sowie "Profitieren vom Know-how des Dienstleisters/Know-how-Transfer“ auch ganz oben auf der Skala. Weitere wichtige Erwartungen sind "Effizienzsteigerung/Erhöhung der Unternehmensperformance“ und der Wunsch nach "Konzentration auf das Kerngeschäft“.

Die Vorbehalte gegen eine Zusammenarbeit speisen sich nahezu aus den gleichen Feldern. Am meisten befürchtet werden der "Verlust von Know-how im eigenen Unternehmen“ und der "Verlust von Kernkompetenzen“ sowie eine mögliche Abhängigkeit vom Dienstleister. Interessanterweise steht die oftmals in der Öffentlichkeit diskutierte Befürchtung, durch den externen Dienstleister höhere Kosten hinnehmen zu müssen, nicht auf den vorderen Plätzen.

Als Alternative zur Nutzung von externen Dienstleistern wie BITPs sehen die Führungskräfte die stärkere Nutzung des eigenen Potentials oder den Aufbau eines entsprechenden internen Know-hows. Bereits 28 Prozent der befragten Firmen sehen jedoch keinerlei Alternativen zu einer künftig stärkeren Nutzung von Externen. Betrachtet man sich die Funktionen der antwortenden Führungskräfte, so zeigt sich, dass insbesondere auch CIOs keine Alternative zum verstärkten Einsatz externer Dienstleister sehen.

Grundsätzlich entschieden wird in den 172 Unternehmen hinsichtlich der Beauftragung externer Dienstleistung überwiegend in den Vorstands- und Geschäftsführungsetagen (mehr als 80 Prozent). Jedoch spielen auch CIOs mit 21 Prozent noch eine signifikante Rolle bei diesem Entscheidungsprozess.

Thomas Lünendonk ist Eigentümer des Dienstleistungs- und Marktforschungsunternehmens Lünendonk.