Vorausschauende Metriken

Gartner fordert Short-Term-Kennzahlen

31.01.2014 von Christiane Pütter
Im schnelllebigen Business sollen Short-Term-Indikatoren laut Gartner bisherige KPI ablösen oder zumindest ergänzen. Einige Firmen machen das schon.

Die Digitalisierung hat ein neues Berufsbild hervorgebracht: den Business Process Director. Der US-Marktforscher Gartner benutzt diesen Begriff schon ganz selbstverständlich. Hintergrund dessen ist die These, dass Geschäftsprozesse ständig neu angepasst werden müssen, um mit den schnellen Änderungen auf den Märkten mitzuhalten.

Ziel dessen ist wiederum der Versuch, das Verbraucherverhalten vorhersagen zu können. Business Process-Chefs arbeiten denn auch mit vorausschauenden Metriken. Tun sie das geschickt, steigern sie die Rentabilität ihres Unternehmens bis zum Jahr 2017 um ein Fünftel, so die Prognose von Gartner in dem Report "Business process reinvention is vital to digital business transformation".

Neue Metriken fehlen noch

Diese vorausschauenden Metriken lösen bisherige Messzahlen ab, so Gartner. Bisher hätten Entscheider etwa die Entwicklung von Kosten, Kundenzahl oder Qualitätsmerkmalen beobachtet. Dass das in Zukunft nicht mehr reicht, habe sich durchgesetzt. In einer Umfrage unter knapp 500 IT- und Business-Entscheidern erklärten 71 Prozent, sie bräuchten neue Key Performance Indikatoren (KPIs). Gleichzeitig gab mit 48 Prozent noch nicht einmal jeder Zweite an, er habe Zugang zu den dafür nötigen Metriken. Nur rund drei von zehn Befragten (31 Prozent) sagten, ihre Dashboards bildeten solche Metriken ab.

Trendthema Big Data
Von der Auswertung der riesigen Datenmengen, die täglich von IT-Systemen erfasst werden, versprechen sich Unternehmen, aber auch öffentliche Einrichtungen große Vorteile.
Vorteile von Big Data
Laut der Untersuchung von Barc erwarten sich Unternehmen von Big Data vor allem Vorteile auf strategischer Ebene. Doch das setzt voraus, dass Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen Hand in Hand arbeiten: Business Manager, IT-Fachleute und Experten für das Sammeln und Auswerten von großen Datenbeständen.
Benno Zollner, Chief Information Officer von Fujitsu Technology Solutions
" Big Data Lösungen kombinieren Informationen aus unterschiedlichen Quellen und einer Vielzahl von Technologien. Deshalb müssen Big-Data-Fachleute interdisziplinäre Erfahrungen mitbringen."
Big Data: Wer analysiert?
Die Analyse der Daten, die im Rahmen von Big-Data-Projekten erfasst werden, erfolgt laut einer Studie von TCS vornehmlich durch die Fachabteilungen, die diese Informationen verwenden. Die IT-Abteilung spielt eine untergeordnete Rolle.
Kay Müller-Jones, Head of Global Consulting Practice bei Tata Consultancy Services:
"Neben technischen Fertigkeiten und fachlichem Wissen sollten Big-Data-Fachleute über ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kollegen verfügen. Denn gerade Big Data erfordert ein fachbereichsübergreifendes Denken, das Informationen aus vormals klar abgegrenzten Bereichen zusammenführt."
Big Data, die Probleme
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Die Verarbeitung, das "Processing", von Big Data ist Aufgabe von IT-Fachleuten. Das können hauseigene Mitarbeiter sein, aber auch externe Spezialisten.
Analytische Infrastruktur für Big Data

Als positives Beispiel nennt Gartner die Firma DuPont. Der Chemie-Konzern arbeite mit Short-Term-Indikatoren, das heißt, er beobachtet Zeiträume von sechs bis neun Monaten und richtet seine Planung daran aus. Experian, ein weltweit tätiger Information Service Provider, kombiniert sein Credit Reporting mit Kundendaten und erstellt damit Kunden-Rankings nach Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung.

Ziel ist also, nicht Vergangenes zu tracken, sondern sozusagen Work in Progress zu beobachten. Unternehmen sollten ständig auf Unerwartetes vorbereitet sein, wie Gartner schreibt. Dafür brauchen sie Intelligent Business Process Management Suiten (IPBMS) und Operational Intelligence Platforms. Dieses Segment dürfte denn auch zulegen. Die Analysten rechnen Herstellern für das neue Jahr ein Volumen von 2,8 Milliarden US-Dollar aus, gegenüber 2013 wäre das ein Plus von fast neun Prozent.

Six Sigma eignet sich wenig

Aufgabe der Business Process Directors ist die Identifikation der Prozesse, die wesentlich zum Geschäftserfolg beitragen, und die auf Marktveränderungen schnell reagieren müssen. Gartner glaubt, dass sich Methoden wie beispielsweise Six Sigma dafür wenig eignen. Six Sigma habe seine Stärken in Punkten wie Effizienzsteigerung und Kostensenkung, viele Unternehmen hätten davon profitiert. Künftig gehe es aber vor allem um Veränderungsfähigkeit.

Ein guter Teil der Arbeit von Geschäftsprozess-Chefs ist daher Kommunikation. Sie müssen für ständige Information der Entscheider sorgen und den Austausch der Beteiligten untereinander am Laufen halten.