Entwickler werden am Wertbeitrag der IT gemessen

Gartners Hype um die Zukunft der Anwendungs-Entwicklung

19.08.2008 von Christiane Pütter
Service-orientierte Architekturen (SOA) und Governance werden die Arbeit der Anwendungs-Entwickler in den nächsten fünf Jahren bestimmen. Das geht aus dem aktuellen Hype Cycle der Analysten von Gartner hervor.
Der neue Hype Cycle von Gartner: Alles über Anwendungs-Entwicklung in den nächsten zehn Jahren.

Entwicklung ist gut, Kontrolle ist besser - dieses Motto prägt den aktuellen Gartner Hype Cycle zum Thema Application Development. Für die Anwendungs-Entwickler heißt das: Sie müssen sich immer stärker an ihrem Wertbeitrag für das Unternehmen messen lassen. Governance und Alignment werden ihre Arbeit in den kommenden zwei bis fünf Jahren prägen. Dabei taucht bei neun von den 34 im Cycle untersuchten Technologien der Begriff Testing auf.

Technik-seitig beeinflussen Service-orientierte Architekturen (SOA) die Anwendungs-Entwicklung. Gartner sagt voraus, dass in den nächsten Jahren Service-orientiertes Development von Anwendungen (SODA) als Hype gelten wird. Manche IT-ler sprechen auch von SOBA: Service-orientierte Business Applications. Gartner übernimmt diesen Ausdruck bisher aber nicht.

Die Analysten treffen Prognosen für vier verschiedene Zeiträume: die kommenden zwei Jahre, die nächsten zwei bis fünf Jahre, die nächsten fünf bis zehn Jahre und die Zeit danach. Beispielhaft seien einige Technologien herausgegriffen, die binnen zwei Jahren auf der Tagesordnung von Anwendungs-Entwicklern stehen werden. Die große Klammer um diese Punkte ist der wachsende Bedarf an Tests. Laut Gartner setzt sich in den Unternehmen eine neue Sichtweise durch - wer keine Testing-Strategie entwickelt, zahlt später durch höhere Implementierungskosten und verzögerte Roll-Outs drauf.

Gartner nennt unter anderem folgende Technologien: Automated Testing - Funktionelle Tools automatisieren das Testen von Anwendungen. Spezialisierte Versionen davon bilden das Business Application Package Testing. Zwar kann man Packaged Applikationen auch mit den bisherigen Tools testen. Das bringt aber manuellen Aufwand beim Scripting und Wartungskosten mit sich, die spezielle Tools künftig vermeiden. Eine andere Variante der automatischen Testwerkzeuge sind SOA-spezifische Testing Tools, die Services testen können und fähig sind, komplexe Interaktionen zu bewältigen.

David Norton, Research Director bei Gartner, hat die Vorteile von ARAD untersucht.

Stichwort Script: Die kommende Generation der Testwerkzeuge wird das manuelle Scripting verringern oder sogar ganz überflüssig machen.

Ein weiterer Schwerpunkt sind Werkzeuge rund um das Thema Geschäftsprozess-Analyse. Konkret: In den kommenden zwei Jahren werden sich Anwendungs-Entwickler immer öfter mit Betriebswirten an einen Tisch setzen.

Neue SOA-Technologien sollen die Produktivität um bis zu 40 Prozent steigern

Wird der Blick auf die nächsten zwei bis fünf Jahre des Gartner Hype Cycles ausgeweitet, dominiert das Kürzel SOA. Damit steigt der Bedarf an SOA Governance Technologien. Sie kontrollieren alle Elemente, die die SOA umfasst, und zwar nicht nur Services und Prozesse, sondern auch Service Level Agreements, Zugänge, Life Cycle oder User-Profile. Diverse Technologie-Sets gewähren Einblick in Nutzung, Management, Sicherheit und Testing dieser Bestandteile.

Als Weiterentwicklung von SOA verbirgt sich hinter dem Kürzel ARAD SODA ein Ansatz zur schnellen Anpassung der architektonischen Raster eines Unternehmens. ARAD steht für Architected rapid application development und verspricht Hilfe bei der Entwicklung immer komplexerer service-orientierter Anwendungen. Laut Gartner profitieren zum Beispiel Java EE oder.Net-Entwickler davon.

Analyst David Norton hat ausgerechnet, dass der Einsatz von ARAD im Vergleich zu traditionellen Client/Server-Methoden die Produktivität um 30 bis 40 Prozent steigern kann.

Darüber hinaus erwarten die Analysten, dass Open Source-Anbieter beim Anwendungs-Life-Cycle-Management wie auch beim Testing künftig stärker mitreden werden. Allerdings bieten quelloffene Angebote bisher eher Insellösungen, während integrierte Suiten fehlen.

Der Hype Cycle erscheint einmal jährlich und dokumentiert die Einschätzung verschiedener Gartner-Analysten zu den Trends, die die Informationstechnologie in den kommenden zehn Jahren beeinflussen werden.