Talent-Management

Gehalt erhöhen statt befördern

22.06.2011 von Andrea König
Guten Mitarbeitern sollten Firmen mehr Geld zahlen und sie gezielt in eine Richtung fördern. Erst später sollte die formelle Beförderung kommen, rät Accenture.
Sind schon Talente im Unternehmen, ziehen sie weitere an.
Foto: Thomas Weißenfels - Fotolia.com

Seit sieben Jahren beschäftigen sich Accenture-Mitarbeiter mit der Frage, was die besten Unternehmen von den übrigen Firmen unterscheidet. Sie tun es, indem sie ihren Talenten eine außergewöhnliche Firmenkultur bieten.

Richtige Talente haben - so Accenture - nicht nur hervorragende Fähigkeiten in ihrem Fachgebiet sondern auch die richtige Einstellung. Solche Mitarbeiter holt man idealerweise durch eine Kettenreaktion ins Unternehmen. Sind bereits Talente im Unternehmen, schaffen sie eine Arbeitsumgebung, die weitere Talente anzieht.

Talente wollen in fähige Teams, die schwierige Situationen erfolgreich meistern können. Außerdem möchten sie mit Kollegen zusammenarbeiten, auf die sie sich verlassen können. Darüber hinaus wollen Talente mit Menschen arbeiten, die sich nicht mit Kompromissen vor der Arbeit drücken und sich stets verbessern möchten.

Im Idealfall gelingt es Unternehmen, überall Mitarbeiter mit der richtigen Kompetenz zu platzieren. Die Accenture-Mitarbeiter raten: Unternehmen sollten definieren, über welche Fähigkeiten Angestellte in welchem Bereich verfügen sollten und diese als Standard festlegen. Ändern sich die Unternehmensziele, sollten man auch die Standards überarbeiten.

Zum richtigen Umgang mit Talenten gehört zum Beispiel auch, sie nicht mit einem neuen Titel/einer Beförderung abzuspeisen, weil man ihnen das Gehalt nicht erhöht. Die besten Unternehmen gehen entgegengesetzt vor. Sie erhöhen ihren Talenten das Gehalt und warten mit der Beförderung, bis das Talent sich auch wirklich schon in diese Richtung entwickelt hat und alle Anforderungen für die Position erfüllt. Bis dahin werden im Rahmen von Projekten die notwendigen Fähigkeiten für eine Position gefördert.

Jahrelange Trainings für die Firmenkultur

Talente wollen in Unternehmen arbeiten, die ihre Arbeit nicht nur stur nach der Einhaltung von Regeln ausrichten. Wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt, erwarten Talente von ihrem Arbeitgeber und ihren Kollegen Verantwortungsbewusstsein und auch Courage, so Accenture. Bei UPS zum Beispiel erzählen Manager ihrem Team regelmäßig Anekdoten von Mitarbeitern, die sich besonders für das Unternehmen engagiert haben. Ein Mitarbeiter soll zum Beispiel an Weihnachten mit viel Einsatz eine nicht lesbare Adresse ausfindig gemacht haben und konnte so jemandem ein Weihnachtsgeschenk pünktlich überbringen.

Neue Mitarbeiter müssen in eine solche Firmenkultur eingeführt werden. Viele Unternehmen lassen Neulinge deshalb jahrelang regelmäßig Trainings durchlaufen, um sie auf die Firmenkultur einzustimmen.

Wie viele Talente ein Unternehmen beschäftigt, lässt sich leicht herausfinden. Sind die Mitarbeiter so gut, dass sie von Wettbewerbern umworben werden? Und viel wichtiger - hat man es als Arbeitgeber geschafft, neue Talente ins Unternehmen zu holen und zu halten? Bei diesen Fragen spielt es übrigens überhaupt keine Rolle, ob das Unternehmen auch attraktive Produkte anbietet. Dass man auch mit Einwegwindeln zu einem sehr attraktiven Arbeitgeber aufsteigen kann, zeigt das Beispiel von Procter&Gamble. Arbeitgeber, bei denen Talente einsteigen und bleiben möchten, bieten ihren Mitarbeitern ein fähiges und verlässliches Arbeitsumfeld.

Diese Aussagen stammen aus dem Accenture-Artikel "A team you can count on", den Paul F. Nunes, Tim Breene und David Smith im Accenture-Outlook veröffentlicht haben.