Zulieferer müssen mit hohen Kosten und negativem RoI rechnen

Gemischte Bilanz für RFID in der Automobilindustrie

16.02.2005 von Dorothea Friedrich
Die Automobilindustrie und ihre Zulieferer können durch den Einsatz der RFID-Technik erhebliche Einsparungen realisieren. Während die Hersteller vor allem im Behälter-Management und After-Sales-Bereich profitieren, erzielen Zulieferer eher negative Ergebnisse. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Soreon.

Beste Erfolgsaussichten bescheinigt die Untersuchung dem Einsatz von RFID im so genannten Behälter-Management. Beim Fallbeispiel hatte ein Unternehmen mehr als 5.000 Behälter mit Transpondern ausgestattet. Die Behälter werden auf dem Betriebsgelände zum Transport von Bauteilen eingesetzt und zirkulieren werksintern.

Bereits innerhalb des ersten Betriebsjahres sind die Einsparungen höher als die Investitionskosten für das RFID-System. Der Return on Investment (RoI) über drei Jahre liegt bei 364 Prozent. Den Vorteil von RFID im Behälter-Management sehen die Analysten vor allem in der Möglichkeit, Prozesse bei der Kennzeichnung und wiederholten Identifizierung von Behältern massiv zu verkürzen und zu optimieren.

Auch für das von Soreon "als eher visionär" bezeichnete Fallbeispiel After-Sales-Service gibt es eine positive Bilanz. Hier wurde der Einsatz von RFID bei einzelnen hauptsächlich sicherheitsrelevanten Bauteilen betrachtet. Defekte Teile mussten zu Reparaturzwecken identifiziert und nachbestellt werden. Selbst wenn nur ein geringer Prozentsatz der Teile mit RFID gekennzeichnet wäre, könnte die mittelgroße Beispielwerkstatt im zweiten Jahr die Payback-Periode und im dritten Jahr einen RoI von 102 Prozent erreichen.

Probleme und Chancen für Zulieferer

Ganz anders sieht es dagegen bei der Zuliefererlogistik aus. Hohe laufende Kosten für Transponder, selbst bei weiter sinkenden Preisen, sind ein Grund, dass der RoI auch nach mehreren Jahren nicht erreicht werden kann. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Beispiel-Zulieferer RFID nicht für seine internen Prozesse nutzt. Er setzt die Technologie nämlich nur zur Kennzeichnung der Waren für die Zwischenlagerung und den Transport zum Kunden ein. Die Einsparungen sind nach Auffassung von Soreon gegenüber den laufenden Kosten verschwindend gering.

Besonders die Zuliefererfirmen müssten darauf achten, RFID nicht nur zum einseitigen Nutzen ihrer Kunden - also den Autoherstellern - einzusetzen, rät Soreon. Zulieferer müssen demnach nach Wegen suchen, wie sie RFID profitabel einsetzen. Eine Möglichkeit ist, die Funk-Chips in die eigenen Produktionsprozesse zu integrieren und so beispielsweise manuelle Lösevorgänge zu optimieren. RFID könnte sogar zum Wettbewerbsvorteil werden, wenn Zulieferer damit eine lückenlose Rückverfolgung von Teilen, die Speicherung von Auftragsdaten oder der Montageanleitung und der Echtheitsgarantie ermöglichen.

Soreon erstellte die Studie "Erfolgreicher Einsatz von RFID in der Automobilindustrie" anhand von über 40 Tiefeninterviews mit Automobilherstellern, Zulieferern, RFID-Anbietern, Integratoren und Experten der Branche.

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