Tablet-Boom, aber Personalmangel

Getrübtes Allzeit-Hoch in der IT

03.05.2011 von Werner Kurzlechner
Firmen investieren kräftig in IT - die Anbieter sind daher optimistischer denn je, zeigen Zahlen von Bitkom und SoftGuide. Wermutstropfen: der Fachkräftemangel.
Mehr Optimismus denn je: Das Geschäftsklima-Barometer von BITKOM.
Foto: BITKOM

Das Geschäftsklima in der IT- und Telekommunikationsbranche ist so gut wie nie – und das bereits zum zweiten Mal in Folge. Überbordender Optimismus wird sichtbar, wenn man auf das aktuelle Stimmungsbarometer des Branchenverbandes BITKOM schaut. Die Krise ist demnach nicht nur vorbei, sondern einem von neuen Produkten wie Smartphones und Tablets befeuerten Boom gewichen. Bestätigt wird dieser Befund durch eine zweite Umfrage. Der Wolfsburger Dienstleister SoftGuide befragt ebenfalls regelmäßig IT-Anbieter und erzielte aktuell so positive Werte wie noch nie.

BITKOM ermittelt seit zehn Jahren in jedem Quartal einen Index der Umsatzerwartungen in der Branche. Aktuell kletterte dieser Wert auf die Rekordmarke von 72. Bereits zur Jahreswende knallten die Silvesterkorken, weil mit 69 eine neue Bestmarke erreicht wurde.

Zur Einordnung: Im Herbst 2007 lag der Index auf einer seinerzeitigen Höchstmarke von 64. Dann brach die globale Finanz- und Wirtschaftkrise herein, und der Index purzelte 2009 auf -25 – einen satten Minuswert also. Die Erholung seither ist frappierend. Bereits vor einem halben Jahr bedeuteten 48 Punkte die Rückkehr auf ein Niveau, das in den Jahren vor der Rezession gängig war.

Das BITKOM-Allzeithoch korreliert mit dem Geschäftserwartungsindex der Wirtschaftsforscher vom ifo-Institut, der mit dem Wert von 18 ebenfalls so hoch liegt wie nie in den vergangenen sechs Jahren. Dieser Index war zwischenzeitlich auf -44 abgesackt. Vergleicht man beide Kurven, zeigen sich ähnliche Verläufe – wobei der ifo-Index schneller reagiert als jener von BITKOM. Das lässt darauf schließen, dass die nun ermittelte Bestmarke bald abermals geknackt werden dürfte.

78 Prozent der Anbieter von IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik verzeichneten in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr steigende Umsätze. „Die positive Stimmung zieht sich durch fast alle Marktsegmente der Hightech-Branche“, so BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. „Die Anbieter profitieren von der guten Wirtschaftslage und einem Boom bei neuen Produkten und Lösungen wie Tablet-PCs, Smartphones und Cloud Computing.“

Fachkräftemangel verschärft sich

87 Prozent der befragten Unternehmen rechnen auch für das ganze Jahr 2011 mit steigenden Umsätzen. Zur Jahreswende lag dieser Wert noch bei 84 Prozent. Ein weiterer Beleg dafür, dass die ohnehin hohen Erwartungen nach einem tollen Jahresbeginn weiter leicht gestiegen sind.

Die BITKOM-Umfrage zeigt außerdem, dass es keineswegs nur die private Nachfrage ist, die für den Optimismus sorgt. Denn auch die Geschäftskunden fragen immer stärker nach – insbesondere im IT-Bereich. So rechnen 92 Prozent der Hardware- und 90 Prozent der Software-Hersteller mit steigenden Umsätzen in 2011.

Der Boom bleibt nach BITKOM-Einschätzung nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt. Scheer rechnet für dieses Jahr unterm Strich mit 10.000 neuen Arbeitsplätzen in der Branche. Zwei Drittel der Firmen wollen laut Umfrage Mitarbeiter einstellen, nur neun Prozent planen einen Personalabbau. Besonders gefragt sind Ingenieure und Betriebswirte mit IT-Kenntnissen.

Der Fachkräftemangel verschärfe sich, beobachten die BITKOM-Unternehmen. 59 Prozent rechnen aktuell damit, dass dadurch ihre geschäftliche Entwicklung gebremst wird. Vor einem Jahr stimmten dieser Aussage nur 33 Prozent zu.

Die aktuellen Umfragedaten von SoftGuide bestätigen den Optimismus, der sich im BITKOM-Index ausdrückt. 52 Prozent von 101 befragten Unternehmen erwarten in diesem Jahr ein besseres Geschäft als 2010; nur zwei Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. 2009 lag der Anteil der Pessimisten noch bei einem Viertel.

Kein Dämpfer durch Fukushima

SoftGuide weist darauf hin, dass sich der Umfragezeitraum bis zum 12. April erstreckte. Es zeige sich, dass die Naturkatastrophe in Japan samt dem verheerenden Unfall im Atomkraftwerk Fukushima die Euphorie der Befragten nicht getrübt habe.