Mit Web 2.0 das Unternehmen öffnen

Grenzen sprengen, Innovationen vorantreiben

15.02.2008 von Andreas Schaffry
Unternehmen können innovative Geschäftsmodelle künftig nur dann adäquat umsetzen, wenn sie Lieferanten, Geschäftspartnern und Kunden in ihr Netzwerk einbeziehen. Traditionelle Beschränkungen müssen offenen Organisationsformen weichen, um neue Möglichkeiten bei der Zusammenarbeit, etwa in Form von Blogs und Wikis, auszuschöpfen. Eine wesentliche Rolle kommt in diesem Zusammenhang der Informations-Technologie, speziell Social Software und Web-2.0-Anwendungen zu. Das geht aus einer Markteinschätzung der Analysten von Gartner hervor.

Bisher erfolgreiche Geschäftsmodelle stoßen inzwischen vermehrt an ihre Grenzen. Zum Beispiel lassen sich Geschäftsprozesse nur bis zu einem bestimmten Grad automatisieren und damit effizienter und kostengünstiger gestalten.

Antworten auf Veränderungen finden

Diese Entwicklung fällt mit dem verstärkten Einfluss von den in Social Software enthaltenen Web-2.0-Technologien zusammen. Diese werden auf lange Sicht sowohl die Zusammenarbeit in und zwischen Unternehmen verändern und den Aufbau neuer Geschäftsprozesse und -modelle vorantreiben.

Den Analysten zufolge sind Firmen schon heute gefordert, sich auf diese Aufgaben vorzubereiten und eine Antwort auf die künftigen Veränderungen in der Geschäftswelt zu finden. Konkret bedeutet dies, sich verstärkt geschäftlichen und sozialen Netzwerken zu öffnen und die Zusammenarbeit mit diesen zu organisieren.

IT spielt zentrale Rolle

Dabei spielt laut Gartner-Analyst Nikos Drakos die Informations-Technologie eine zentrale Rolle. Diese schaffe nämlich erst die Voraussetzung Kunden, Partner und interne Abteilungen miteinander zu vernetzen und somit deren Zusammenarbeit zu verbessern. Nach seinen Schätzungen sollen im Jahr 2009 bereits 60 Prozent aller IT-Projekte einen kollaborativem Ansatz verfolgen.

Das wiederum treibt die Nachfrage nach kollaborativen Technologien, die über traditionelle Groupware-Anwendungen hinausführen, voran. Die entsprechenden Applikationen für den Aufbau von Wikis, Foren und Weblogs, stellen im B2B-Bereich Social-Software-Suiten bereit.

Die Umsätze mit Social Software, so die Prognose, sollen von knapp 227 Millionen US-Dollar im Jahr 2007 bis 2011 auf mehr als 700 Millionen Dollar steigen. Das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 41 Prozent.

Schon heute lässt sich die Entwicklung kollaborativer Netzwerke am Beispiel der konservativen pharmazeutischen Industrie konkret darstellen. Diese zeigt inzwischen eine neue Offenheit und macht bislang proprietäre Informationen vermehrt auch öffentlich zugänglich.

So arbeitet das Pharma-Unternehmen Pfizer seit kurzem mit der Internet-Plattform Sermo, einem sozialen Netzwerk für Ärzte, zusammen. Dabei wird erprobt, inwieweit Medikamenten-Hersteller mit Medizinern online bestmöglich kommunizieren, etwa um Informationen zu Medikamenten oder Krankheiten bedarfsgerecht auszutauschen.

Den Spagat hinbekommen

Die Einbeziehung einer "breiteren Öffentlichkeit" in das eigene Unternehmen ist jedoch nicht ohne Risiken. Erfolgreich ist sie nur dann, wenn die Zusammenarbeit aktiv verfolgt wird und deren Aufbau bestimmten Regeln untergeordnet wird. Dabei werden sich auch bisherige Unternehmens-Strukturen verändern, etwa durch neue Formen der Zusammenarbeit und der Kommunikation.

Daher würden IT-Verantwortliche vor den Konsequenzen einer Öffnung der Unternehmensgrenzen und der Verwendung von Social Software im Geschäftsalltag zurückschrecken beziehungsweise deren Einsatz unter Sicherheitsaspekten kritisch bewerten. Es gehe darum, den Spagat zwischen einer gelockerten Kontrolle und einem Kontrollverlust bei den Aktivitäten von Mitarbeitern hinzubekommen.

Eines müsse den Unternehmen klar sein: Wer sich den neuen Technologien verschließt, hat mit unzufriedenen Mitarbeitern sowie erheblichen Sicherheits- und Compliance-Problemen zu kämpfen. Die Analysten gehen davon aus, dass im Jahr 2009 in rund 70 Prozent der Unternehmen, deren IT-Organisation keine Blogs oder Wikis betreibt, diese von Mitarbeitern "heimlich" verwendet würden.

Zugleich behindert dies die Umsetzung neuer und innovativer Geschäftsprozesse und gefährdet den künftigen Markterfolg. Der Marktforscher Gartner hat seine Expertise unter dem Titel "Business Innovation will come from Organisational Openness" veröffentlicht.