Kienbaum Trendstudie

Größtes Problem: Schlüsselpositionen besetzen

17.08.2011 von Werner Kurzlechner
Kienbaum hat Personalabteilungen nach ihren Prioritäten ihrer Arbeit gefragt. Top-Performer zu rekrutieren ist die größte Herausforderung.
Schwierige Suche nach Schlüsselkräften: die wichtigsten Herausforderungen aus Sicht der Befragten im Überblick.
Foto: Kienbaum

Einen blumigen Titel haben die Berater von Kienbaum in diesem Jahr ihrer HR-Trendstudie gegeben: „Wirtschaftswunderland Deutschland: zwischen Vollbeschäftigung und Talent-Tristesse“. Das Symbolbild: ein in voller Blüte stehender Baum mit goldenen Äpfel. Die bange Frage, die sich stellt: Kommt an die Wurzeln auch genügend Wasser, damit das Gewächs auch in ein paar Jahren noch erblühen kann? Nach jahrzehntelanger von Themen wie struktureller Arbeitslosigkeit und fehlender wirtschaftlicher Dynamik geprägter Debatte fällt nun auf, dass das Licht der Vollbeschäftigung eben auch Schatten wirft. Knappheiten auf dem Arbeitsmarkt nämlich.

Schlüsselpositionen adäquat besetzen lautet konsequenterweise die aktuell größte Herausforderung aus Sicht der Unternehmen. Etwa jede zweite der knapp 200 von Kienbaum befragten Firmen bewertet diese Aufgabe als hohe Hürde. Dahinter folgen Demografie und strategische Personalplanung mit 45 Prozent sowie die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber mit 44 Prozent. Weit vorne liegt mit 42 Prozent das Thema Führungsqualität, während Outsourcing von HR-Prozessen, Fusionen und Übernahmen sowie die Einrichtung von Service Centers am Ende des Tableaus rangieren.

Talent Management wird von 31 Prozent als besonders schwierige Herausforderung betrachtet. Fragt man nach den Prioritäten, ist der Wert in diesem Fall mit 38 Prozent deutlich höher. Alles in allem decken sich indes Herausforderungen und vorrangige Tätigkeitsfelder weitgehend. „Die Personalbereiche setzen also die richtigen Prioritäten“, so Kienbaum.

Das empfinden die Personaler offenbar auch selbst so. Jedenfalls stellen sie sich selbst in der Studie ein weitgehend gutes Zeugnis aus. 59 Prozent würden sich selbst eine Zwei geben – und zwar im Fach „HR-Beitrag zum Ausnutzen der günstigen Konjunkturlage“. 8 Prozent antworteten hier mit „sehr gut“, 28 Prozent mit „befriedigend“. Hinterfragen sollten sich die 5 Prozent, die lediglich „ausreichend“ wählten.

Den Stellenwert der Personalabteilung im Unternehmen schätzt jeweils ein Drittel als „eher hoch“ oder „mittel“ ein. Ein Fünftel wähnt sich hoch gewürdigt, 12 Prozent fühlen sich zu gering bewertet. „Der Stellenwert des Human Resource Managements innerhalb der Unternehmen nimmt weiter zu“, schlussfolgert Walter Jochmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kienbaum Management Consultants. „Mehr als die Hälfte der befragten Personalentscheider messen dem HR-Bereich derzeit eine hohe Bedeutung innerhalb des Unternehmens zu.“

Employer PR – also zielgruppenspezifische Arbeitgeberkommunikation – ist bereits jetzt aus Sicht von 87 Prozent der Befragten wichtig oder sogar sehr wichtig. In fünf Jahren wird das Thema nach Einschätzung von 77 Prozent sehr wichtig (aktuell 25 Prozent) sein – eine deutliche Aufwertung also. Entsprechend haben mittlerweile 34 Prozent der Unternehmen eine spezielle Zuständigkeit für Employer PR eingerichtet. Nur in 15 Prozent der Firmen spielt das Thema gar keine Rolle.

84 Prozent gegen Frauenquote

Das wichtigste Instrument dabei ist onlinebasiert: Zwei Drittel der Firmen setzen bei Employer PR vor allem und häufig auf ihre Recruiting-Website. Dahinter folgen die Anwesenheit auf Messen (38 Prozent), Anzeigen (34 Prozent) und Hochschulmarketing (33 Prozent).

Ein gesondertes Controlling im Bereich Employer PR findet nur in 39 Prozent der Firmen statt. Wichtigstes Kriterium ist dabei Retention und Fluktuation, das von 61 Prozent der Firmen mit Extra-Controlling häufig ausgewertet wird. Es folgen als weitere häufige Messgrößen die Anzahl der Initiativbewerbungen (55 Prozent), die Platzierung im Arbeitgeber-Ranking (52 Prozent) und die Click-Rates auf der Recruiting-Website (48 Prozent).

84 Prozent der befragten Personalentscheider sprechen sich gegen eine Frauenquote zur Erhöhung des Anteils weiblicher Mitglieder in deutschen Vorständen und Aufsichtsräten aus. „Eine Frauenquote löst nicht das eigentliche Problem. Eine geschlechterunabhängige Qualifikation und Performance muss bei der Besetzung von Führungspositionen das entscheidende Kriterium sein“, sagt Jochmann.

Im Gegensatz dazu wünscht sich je ein Drittel der Befragten einen Anteil von 30 beziehungsweise 50 Prozent weiblicher Führungskräfte im mittleren Management. 36 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Hälfte der Führungskräfte nicht aus Deutschland stammt. Auf Vorstands- und Aufsichtsratsebene wünscht sich jeweils ein Drittel der Studienteilnehmer einen Frauenanteil von 30 Prozent und einen ebenso hohen Anteil von Top-Managern beziehungsweise Kontrolleuren mit internationalem Hintergrund.

Der „Ergebnisbericht der Kienbaum-HR-Trendstudie 2011“ ist bei Kienbaum kostenfrei erhältlich.