eBay-Tochter friert Konten ein

Großer Ärger über PayPal

03.08.2011 von Hartmut  Wiehr
PayPal hat deutsche Online-Händler aufgefordert, kubanische Waren wie Zigarren und Rum aus dem Sortiment zu nehmen oder auf PayPal-Dienste zu verzichten.

PayPal regelt neben anderen Dienstleistern das Bezahlverfahren von Online-Shops. Jetzt hat man sich bei der eBay-Tochter entschieden, den US-Boykott gegen Kuba auch bei Händlern hierzulande durchzusetzen. Wer Rum oder Zigarren aus Kuba im Internet vertreibt, soll nun auf die PayPal-Dienste verzichten, wenn er diese Produkte nicht aus dem Sortiment nimmt.

Deutsche Online-Händler sind sauer auf das US-Unternehmen PayPal, eine eBay-Tochter. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt und wollen vor Gericht gehen.
Foto: Bardealer

Viele deutsche Online-Kunden setzen ihre Kreditkarten aus Furcht vor Datendiebstahl ungern für ihre Einkäufe im Internet ein. Da PayPal als sicheres Verfahren gilt, hat man hierzulande einen relativ großen Marktanteil. Und dies will das US-Unternehmen nun offenbar nutzen, um das seit 1962 geltende amerikanische Handels-Embargo gegen Kuba durchzusetzen. Obwohl es als Relikt aus dem Kalten Krieg gilt, hält auch die US-Regierung unter Barack Obama an dieser Maßnahme fest.

Betreiber von Web-Shops berichten, dass PayPal ihren Abrechnungs-Account ohne Ankündigung geschlossen hätte. Folge: Rückgang beim Umsatz und Verunsicherung der Kunden, die plötzlich nicht mehr die gewohnten Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung haben. Bei dem Getränkehändler "Bardealer“ aus Feldkirchen bei München will man "schnellstmöglich für alternative Zahlungsmethoden sorgen“. Als neues System wird bereits sofortüberweisung.de eingesetzt, weitere sollen folgen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, PayPal habe nun sogar die Konten von einigen deutschen Händlern eingefroren, die mit kubanischen Waren handelten. Offenbar hatte das US-Unternehmen verlangt, man solle die Produkte aus Kuba aus dem Angebot streichen, wenn man weiter PayPal-Kunde bleiben wolle.

Der PayPal-Brief an die Partner

PayPal-Partner haben unter anderem diesen Brief erhalten:

"Bitte helfen Sie uns dabei, Ihr PayPal-Konto wieder in Ordnung zu bringen. Bis dahin haben wir den Zugang zu Ihrem PayPal-Konto vorübergehend eingeschränkt.

Wo liegt das Problem?

Sie kaufen oder verkaufen Waren, die einer Handelsbeschränkung unterliegen.

Deshalb möchten wir gerne mehr über Ihr Unternehmen und Ihre Zahlungen in letzter Zeit erfahren.

Bearbeitungsnummer: XXX

Was mache ich jetzt?

Please remove all items of Cuban origin from your website. Email ofacappeal@paypal.com when this has been completed.

Viele Grüße
Ihr Team von PayPal“

PayPal gilt nicht nur als Instanz für bequeme und sichere Überweisungen im Internet. Online-Händler schätzen außerdem die Schnelligkeit des Dienstes und die gegenüber dem Kreditkartenverfahren deutlich geringeren Bearbeitungsgebühren. Es ist davon auszugehen, dass sich deshalb viele Händler dem Druck von PayPal beugen werden.

Musterklage wird vorbereitet

Laut Jürgen Weissfloch von Bardealer werde eine Musterklage und ein Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen PayPal vorbereitet, der sich auch andere Online-Händler anschließen wollen. Man beruft sich darauf, dass PayPal Europa seinen Sitz in Luxemburg hat und nicht mit amerikanischem Recht argumentieren könne. Außerdem sei PayPal vollkommen willkürlich vorgegangen und habe nur einige spezialisierte Getränkehändler aus dem System herausgenommen, aber nicht so große Anbieter wie Edeka24 oder Rossmann Online.