Streben nach dem absoluten Erfolg

Handball-Nationaltrainer Brand über Teambildung

30.09.2009 von Redaktion CIO
2007 gewinnt die deutsche Handball-Nationalmannschaft unter Trainer Heiner Brand die Weltmeisterschaft. Im Interview erklärt er, wie wichtig Teambildung für den Erfolg ist und wie man mit Leidenschaft erreichen kann, was man will.
Heiner Brand, Handball-Nationaltrainer: "Bei meinen Handlungen steht der Faktor Mensch im Vordergrund und nicht das reine Zahlenmaterial."

Herr Brand, Sport und Management können sich Ihrer Meinung nach in vielen Punkten ergänzen und gegenseitig inspirieren. Werden Sie nach Ihrer Trainerkarriere in den Vorstand eines Unternehmens wechseln?

Heiner Brand: Obwohl es da sicherlich einige interessante Parallelen gibt, habe ich meine Stärken wohl eher im sportlichen Bereich.

Wenn Sie trotzdem diese Gelegenheit bekämen, was würden Sie anders machen als so mancher Manager, der dieser Tage in einem Vorstand sitzt?

Brand: Nur so viel: Bei meinen Handlungen steht der Faktor Mensch im Vordergrund und nicht das reine Zahlenmaterial.

Was kann ein Manager von einem Handballtrainer lernen?

Brand: Beide haben etwas mit Führung und dem Umgang mit Menschen zu tun. Da gibt es sicherlich Bereiche aus dem Sport, die man näher betrachten sollte. Denn auch im Leistungssport streben wir nach dem absoluten Erfolg.

Diesen Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung von Querdenker.

Teams sind im Sport und im Unternehmen von großer Bedeutung

Welche Bereiche sind hier besonders entscheidend?

Brand: Zum einen die Teambildung. Sowohl im Sport als auch in Unternehmen sind Teams von großer Bedeutung. Sie müssen so zusammengestellt sein, dass eine optimale Leistung abgerufen werden kann. Zum anderen ist die Einstellung wichtig. Jedes Teammitglied muss absoluten Willen und große Leidenschaft zeigen und die Fähigkeit besitzen, auch mit misslichen Ausgangslagen zurechtzukommen und hier ebenfalls bestmögliche Leistung zu erbringen.

Es heißt, man sollte nicht die Schwächen einer Person verbessern, sondern in ihre Stärken investieren. Funktioniert dieses Prinzip auch im Leistungssport?

Brand: Sicher ist die Förderung der Stärken ein wichtiger Schritt. Doch um Höchstleistungen zu erreichen, muss man auch an den Schwächen arbeiten, natürlich ohne die Stärken in irgendeiner Form einzuschränken. Am besten liegt der Fokus parallel auf beidem. Beim Leistungssport beginnt dieser Prozess schon in jungen Jahren.

Die richtige Teambildung und Teamarbeit ist auch in Unternehmen wichtig für den Erfolg. Was sollte eine Führungskraft deshalb vermeiden, wenn sie den Teamgeist im Unternehmen wecken und weiter ausbauen will?

Brand: Teambildung ist die Voraussetzung für den gemeinsamen Erfolg. Da besteht die Gefahr, dass die individuellen Stärken des Einzelnen etwas zu kurz kommen. Daher sollte man als Führungskraft darauf achten, dass beim Aufbau des Teams individuelle Stärken und Talente nicht ungenutzt bleiben.

Durch Ihren sportlichen Erfolg hat der Handball eine ungeheure Popularität erfahren. Verraten Sie uns, wie man zum Weltmeister wird?

Brand: Eine Grundvoraussetzung ist die fachliche Ebene, also in meinem Fall der sportliche Bereich. Sie unterliegt einer langfristigen Planung. Dann gibt es noch einige weitere Aspekte, auf die ich als Trainer einwirken kann, etwa die Auswahl der Spieler.

Sie müssen zeigen, dass sie bereit sind, mit Begeisterung und Leidenschaft an ihre Aufgaben heranzugehen, denn Leidenschaft wird nicht nur nach dem Erfolg geweckt. Sie muss schon vorher da sein, sonst wird man keinen Erfolg haben.

Erfolg braucht Leidenschaft

Auch Maßnahmen zur Stärkung des Mannschaftsgefühls gehören dazu. Durch eine gute Stimmung kann auch die Begeisterung so intensiviert werden, dass das gesamte Team den Erfolg anstrebt.

Oft entscheiden nur Sekunden über Sieg oder Niederlage. Wie geht man dabei mit Fehlentscheidungen um?

Brand: Fehlentscheidungen sind in unserem Sport Teil des Geschäfts: Fehlentscheidungen der Schiedsrichter genauso wie die eigenen, die man in einer entscheidenden Phase des Spiels getroffen hat. Obwohl die Spieler das wissen, versucht man es ihnen auch immer wieder zu vermitteln: Am Ende eines Spiels kann viel passieren und da braucht man eine gewisse Abgeklärtheit.

Den Blick aufs Wesentliche behalten

Man darf sich nicht an Nebensächlichkeiten aufhalten, sondern muss einen Tunnelblick entwickeln. Alle Dinge, die neben dem eigentlichen Spiel laufen, werden dabei ausgeblendet, um den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren. Und bei eigenen Fehlern muss man eben selbst daran arbeiten. Ich tue dies, indem ich auch meine eigene Leistung nach jedem Spiel reflektiere.

Sie haben alles erreicht, was man erreichen kann. Welche neuen Ziele haben Sie für sich gesetzt?

Brand: Na ja, ich habe noch keine Goldmedaille bei Olympia gewonnen. Das ist immer noch das große Ziel, wobei ich natürlich weiß, dass das sehr schwer zu erreichen ist. Dennoch schwebt es immer irgendwo im Hinterkopf.

Ein Ziel ist nach dem Erreichen des Erfolgs aber auch wieder recht schnell abgehakt. Es muss sofort ein neues aufgebaut werden, da wir jedes Jahr ein großes internationales Turnier haben. Als Trainer muss ich so handeln, um das nächste Turnier angehen zu können.

Herr Brand, vielen Dank für das Gespräch!

Heiner Brand ist Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft. Als Spieler ist er bereits 1978 Weltmeister geworden und konnte diesen Erfolg 2007 als Trainer wiederholen. Neben seiner aktuellen Trainertätigkeit gibt er Seminare zu den Themen Team-Management, Team-Building und Team-Motivation.

Wer Heiner Brand live erleben möchte, kann ihn auf dem Querdenker-Kongress am 12. und 13. November in Ingolstadt sehen.