Auf die Höhe kommt es nicht an

Hauptsache mehr Lohn als die Kollegen

27.12.2007 von Alexander Galdy
Geld motiviert - aber nur, wenn man mehr bekommt als der Kollege. Das fanden Wissenschaftler der Universität Bonn heraus. Versuche haben gezeigt, dass man sich beim Einkommen an anderen misst. Damit ist eine traditionelle Theorie über den Haufen geworfen, wonach sich Motivation allein nach der Höhe einer Entlohnung richtet.
Was der Kollege verdient ist entscheidend.

Geld motiviert - aber nur, wenn man mehr bekommt als der Kollege. Das fanden Wissenschaftler der Universität Bonn heraus. Versuche haben gezeigt, dass man sich beim Einkommen an anderen misst.
Damit ist eine traditionelle Theorie über den Haufen geworfen, wonach sich Motivation allein nach der Höhe einer Entlohnung richtet. Die Forscher ließen Versuchspersonen paarweise eine einfache Aufgabe durchführen. Für die richtige Lösung gab es eine Belohnung in Geld. Während des Versuchs wurden die Hirnaktivitäten der Probanden mit einem Magnetresonanz-Tomographen gemessen. Bekam ein Teilnehmer mehr Geld als sein Mitstreiter, zeigte sein Belohnungszentrum im ventralen Stratum eine weit stärkere Aktivität, als wenn beide dieselbe Summe erhielten.

Wie tickt der "Homo oeconimicus"?

Die Studie ist das erste Resultat einer neuen Forschungsrichtung, die sich an der Uni Bonn etabliert. Wissenschaftler um den Ökonomen Armin Falk und den Epileptologen Christian Elger wollen herausfinden, wie der "Homo oeconomicus" tickt. Dazu nutzen sie moderne bildgebende Verfahren, um ihren Testpersonen ins Gehirn zu blicken.

Dafür mussten sich die Teilnehmer in einen Hirn-Scanner legen und die Anzahl von Punkten schätzen, die auf einem Bildschirm erschienen. Danach wurden sie informiert, ob sie richtig lagen. Wenn ja, gab es eine Belohnung. Außerdem erfuhren sie, wie ihr Gegner abgeschnitten hatte und wie viel er bekam.

Erhielten die Testpersonen dieselbe Bezahlung, kam es zu einer geringen Aktivierung des Belohnungszentrums. Anders, wenn ein Spieler doppelt so viel bekam wie sein Partner. Dann fiel die Aktivierung beim besser Entlohnten deutlich höher aus. Beim zweiten Probanden nahm die Durchblutung des ventralen Striatum dagegen sogar ab, obwohl er die Aufgabe richtig gelöst hatte und dafür auch belohnt wurde.

"Dieses Ergebnis steht im klaren Widerspruch zur traditionellen Theorie", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Armin Falk. Danach sollte der Vergleich mit Anderen für die Motivation keine Rolle spielen. Nun scheint diese These widerlegt.

Nicht wieviel, sondern wieviel mehr ist entscheidend

Allerdings hat auch die absolute Höhe der Bezahlung einen Einfluss auf das Belohnungszentrum: über 60 Euro freut man sich nun mal mehr als über 30 Euro. "Das Interessanteste an unserer Studie ist aber, dass die relative Höhe des Einkommens eine so bedeutsame Rolle spielt", sagt Falk.

Zumindest Männer scheinen eine große Motivation aus dem Wettbewerb zu ziehen. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob das auch bei Frauen so ist. Außerdem planen sie eine Versuchreihe mit asiatischen Probanden, um herauszufinden, ob Konkurrenzdenken auch durch kulturelle Faktoren beeinflusst ist. (CIO/bw)