Worauf Absolventen bei der Arbeitgeberauswahl achten

High Potentials hocken am liebsten im Elfenbeinturm

21.11.2008 von Christiane Pütter
Mehr als jeder vierte Informatik-Absolvent würde künftig am liebsten in die Wissenschaft gehen. Eine Studie von McKinsey nennt die wichtigsten Faktoren, mit denen Unternehmen den Nachwuchs trotzdem zu einem Bewerbungsgespräch locken können.
Bevorzugte Arbeitsgebiete junger Akademiker.

Ruhm, Ehr’ und Nobelpreis? Scheu vor dem Turbokapitalismus? Forscherdrang? Laut der "Most wanted"-Arbeitgeberstudie 2008 von McKinsey würden 16 Prozent der sogenannten High Potentials später am liebsten in der Wissenschaft arbeiten. Insbesondere junge Frauen rechnen sich gute Chancen aus. Der Begriff High Potentials bezeichnet Stipendiaten des Karrierenetzwerkes e-fellows.net, dessen Gesellschafter neben McKinsey die Deutsche Telekom AG und die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck sind.

Damit hat die Wissenschaft gegenüber dem Vorjahr zwar rund drei Prozent verloren, behauptet aber den Spitzenplatz. Es folgen die Tätigkeit in einer Unternehmensberatung (dreizehn Prozent), der Automobilindustrie (sechs Prozent) und in der Elektro-/Technologie-Industrie (fünf Prozent).

Die Autoren der Studie wollten wissen, wie sich diese Zahlen auf die verschiedenen Fachrichtungen verteilen. Ergebnis: Mathe-, Physik- und Informatik-Studenten begeistern sich mit 28 Prozent überdurchschnittlich stark für den akademischen Bereich. Sie werden nur noch von "sonstigen Naturwissenschaftlern" mit 31 Prozent getoppt. Dagegen geben nur sieben Prozent der Wirtschaftswissenschaftler diesen Bereich als Traumjob Nummer Eins an.

Die Elektro-/Technologie-Industrie kann nur bei Ingenieuren richtig punkten. Aus dieser Fachrichtung kommen 21 Prozent der Stimmen. Unter den Mathe-, Physik- und Informatik-Studenten hält sich die Zustimmung mit acht Prozent der Nennungen in Grenzen.

Informationsquellen über potenzielle Arbeitgeber.

Ein weiteres Resultat der Studie: Die wichtigsten Faktoren bei der Arbeitgeberauswahl sind die Begeisterung für dessen Produkte beziehungsweise Dienstleistungen, der Spaß an der Arbeit, die Identifikation mit den künftigen Kollegen und die Kenntnis des Umfeldes. An diesen Punkten hat sich seit 2005 kaum etwas geändert.

Es zeigt sich aber, dass Mathematiker/Physiker/Informatiker überdurchschnittlich oft "herausfordernde Aufgaben" suchen. Dagegen halten sie die Wachstumsaussichten eines potenziellen Arbeitgebers für nicht besonders wichtig.

Erstmal auf die Eltern hören

Die größte Rolle bei der Auswahl eines möglichen Arbeitgebers spielt der private Kreis. 61 Prozent aller Befragten nennen zunächst Familie und Freunde. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Auf den Plätzen zwei und drei rangieren die Produkte/Dienstleistungen des Unternehmens (53 Prozent) und Karriere-Portale im Internet (49 Prozent). Diese Faktoren haben mit Minus anderthalb und Minus einem Prozent leicht verloren.

Auch bei dieser Frage haben die Studienautoren noch einmal die Fachrichtungen unter die Lupe genommen. Dabei stellte sich heraus, dass die Produkte/Dienstleistungen des Unternehmens in diesem Jahr von zehn Prozent mehr Studierenden aus dem Bereich Mathe/Physik/Informatik genannt wurden als 2007. Unter den Ingenieuren liegt der Zuwachs bei elf Prozent.

Außerdem wurde erfragt, auf welchen Wegen sich der Nachwuchs über die Firmen informiert, die für eine Bewerbung interessant sind. Ganz oben steht dabei der Internetauftritt des Unternehmens. Es folgen wiederum Karriere-Portale im Web sowie Familie, Freunde und Bekannte. Außerdem spielen die eigenen Erfahrungen aus Praktika eine wichtige Rolle.

Auch Kooperationen mit der Uni, Unternehmensveranstaltungen und Firmenpräsentationen an der Hochschule gelten als gute Job-Börsen. Dagegen nehmen Anzeigen/Porträts in Karrierebüchern, Blogs/Chats/Foren und unternehmenseigene Newsletter die letzten drei von insgesamt 21 Rängen ein.

Für den Bericht "Most wanted - die Arbeitgeberstudie 2008" hat McKinsey & Company in Zusammenarbeit mit e-fellows.net mehr als 3.000 Studierende befragt.