IT-Strategietage

Hilti-CIO verkündet Ende der IT-Diktatur

11.02.2011 von Andrea König
Martin Petry hatte die IT so weit standardisiert, dass die Zufriedenheit sank. Heute gibt es keine strengen Regeln mehr, Hilti setzt auf "Bring Your Own IT".
Hilti-CIO Martin Petry
Foto: Joachim Wendler

Wenn Hilti-CIO Martin Petry bei den IT-Strategietagen über das Ende der IT-Diktatur spricht, setzt er am Anfang ebendieser Diktatur an. Die begann im Jahr 2000, damals war Hilti ein dezentral aufgestelltes Unternehmen mit einer dezentralen IT, in dem beispielsweise jedes Land sein ERP-System selbst aussuchte.

"Das war kein befriedigender Zustand", erinnert sich Petry. Man entschied sich für eine Neuausrichtung der IT-Strategie und begann, zentral zu standardisieren und konsolidieren. Schritt für Schritt wurde in den Folgejahren zentralisiert, bis die Mitarbeiter in mehr als 50 Vertriebsgesellschaften und der Liechtensteiner Zentrale mit globalen Prozessen, einem globalen SAP-System und einem globalen IT-Team arbeiteten.

War nun bei der Hilti-IT alles perfekt? Gab es nichts mehr für Petry zu tun? "Nicht ganz", sagt er. Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit zeigten ihm, dass die Zentralisierung nicht als Riesenerfolg wahrgenommen wurde. Vor allem aus den Fachbereichen erreichten ihn Klagen, dass man gerne agiler arbeiten würde und sich die Möglichkeit wünsche, Business-Gelegenheiten schneller zu nutzen.

"Wir sind zu weit gegangen", sagt Petry heute im Rückblick. Durch die extreme Standardisierung wurden den Mitarbeitern nur wenige Geräte zur Auswahl gestellt. Die Consumerisierung der IT hatte man unterschätzt. "Durch die Ausstattung der Mitarbeiter zuhause und die Digital Natives kommt eine Erwartungshaltung an die Unternehmens-IT heran, der wir uns stellen müssen", sagt Petry. Was man früher gemacht habe, sei heute Vergangenheit.

Dem Trend, dass Angestellte lieber ein iPhone oder ein bestimmtes Android-Gerät möchten als das Corporate Smartphone, könne er sich nicht verschließen. Petry definiert als Ziel, bei den Mitarbeitern wieder Begeisterung herzustellen und diese auch aufrechtzuerhalten.

Bring Your Own senkt keine IT-Kosten

Der Weg geht für ihn dahin, dass Hilti-Angestellte ihr eigenes Gerät ins Unternehmen mitbringen. Das Unternehmen stellt ihnen dafür Applikationen zur Verfügung, die mit vielen Geräten genutzt werden können. Günstiger wird die Zukunft für den CIO nicht. "Die Kosten werden nicht sinken", glaubt Petry. Denn auch wenn für die Mitarbeiter bei den eigenen Geräten wie dem iPhone "service yourself" gilt und so weniger Kosten für den Support anfallen, muss dafür mehr ins Engineering investiert werden.

Erste Erfahrungsberichte gibt es bereits: Am Hilti-Standort in Vietnam dürfen die 50 Mitarbeiter mittlerweile ihre eigenen Geräte mitbringen. Was in Vietnam gut funktioniert, wird sich bald ausweiten: "Bring Your Own ist die Zukunft der Unternehmens-IT", sagt Petry. "Bring Your Own Application" geht ihm im Augenblick noch zu weit: Das sei dann Phase zwei.

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