Deutsche BKK setzt Open Source ein

HP OpenView abgeschaltet

31.08.2010 von Hartmut  Wiehr
Die großen Lösungen für Monitoring und Systemmanagement sind teilweise in die Jahre gekommen. Viele Anwender empfinden sie als zu komplex und teuer. Jetzt hat sich die Deutsche Betriebskrankenkasse (BKK) von HP OpenView getrennt.

Die Einführung einer Open-Source-Lösung für das Systemmanagement bei der Deutschen BKK erfolgte nach einer längeren Prüfung von Alternativangeboten. Im Vergleich schnitten diese besser ab, weil sie in der Anwendung eher flexibel an neue Anforderungen angepasst werden können.

Bei der Deutschen Betriebskrankenkasse (Deutsche BKK) wurde das Systemmanagement von HP OpenView durch eine Open-Source-Lösung ersetzt.

Zur Überwachung der Infrastruktur setzte die Deutsche BKK bis vor kurzem HP OpenView NodeManager ein. HP OpenView stellte sich im Laufe der Zeit allerdings als überdimensioniert für die Anforderungen der Krankenkasse heraus. Gegen HP OpenView sprach auch, dass das System sehr schwerfällig und unflexibel ist.

Die Kernanforderung an das neue System lautete, ein umfassendes und flexibles Monitoring für die gesamte IT der Deutschen BKK, das leicht angepasst werden kann, zur Verfügung zu stellen. Insbesondere bei Änderungen von Rahmenbedingungen oder neuen Anforderungen an die IT-Infrastruktur wollte man eine Software haben, die sich schnell und performant auf diese Bedingungen einstellen kann. Die Entscheidung fiel schließlich zu Gunsten von openITCockpit.

Ausschlaggebend für die IT-Verantwortlichen war letztlich, dass die Software auf der Open-Source-Lösung Nagios basiert. Wie viele Programme, die in Open-Source-Communities oder auf Linux-Basis erstellt worden sind, handelt es sich bei openITCockpit um eine schlanke und einfach konfigurierbare Anwendung. Funktionen, Dienstaufrufe und Komponenten können relativ einfach in das Umbrella-Management-System integriert werden. Änderungen in der IT-Landschaft des Unternehmens erfordern keine großen Anpassungsaktionen oder Umprogrammierungen. Anders als bei vielen großen Lösungen fallen bei openITCockpit zudem keine Lizenzkosten an.

Die Deutsche BKK betreibt zwei große Rechenzentren. Die IT-Landschaft besteht aus vielen unterschiedlichen Komponenten und Diensten, aus denen über die Jahre hinweg eine große und heterogene IT-Landschaft gewachsen ist. Als Betriebssysteme werden Windows, Linux und Novell Netware eingesetzt, die teilweise mit VMWare virtualisiert sind. Unter den Services sind u.a. Active Directory, eDirectory, Novell Identity Management, Exchange, verschiedene Datenbanksysteme und Webservices zu finden.

Integration der Open-Source-Lösung

Das Beratungshaus it-novum führte openITCockpit in der Deutschen BKK ein. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass die Monitoring-Lösung die gesamte IT-Landschaft des Unternehmens widerspiegelt. openITCockpit überwacht nun alle Systeme, angefangen von der Hardware über die Services bis hin zu den Anwendungen. Von Vorteil war es laut it-novum, dass die Deutsche BKK im Vorfeld alle Anforderungen und die zu integrierenden Komponenten genau festgelegt hatte.

Die Implementierung verlief eher unkompliziert. Allerdings mussten einige Problemstellungen bewältigt werden. Dazu gehörten besonders:

Um Racktables in openITCockpit einzubinden, entwickelte it-novum ein Importmodul für Racktables. Durch die quelloffene Struktur von Racktables und die vorhandenen Schnittstellen war es möglich, die Gerätedaten inklusive der Betriebssystem- und Applikationsdaten automatisiert auszulesen. Während des initialen Imports konnten dadurch 1.800 Geräte mit mehr als 6.000 Services voll automatisiert in openITCockpit importiert werden.

Änderungen in Racktables werden bei dem (regelmäßig nachts durchgeführten) Import berücksichtigt und in openITCockpit umgesetzt. Der Kundenwunsch, den Import ebenfalls manuell auslösen zu können, wurde während der Entwicklung berücksichtigt. Nach dem Import aus Racktables können die Dienste in openITCockpit manuell angepasst werden. Diese Daten werden bei einem weiteren Import nicht geändert.

Als primären Verzeichnisdienst setzt die Deutsche BKK Novell eDirectory ein. Um die Benutzer aus eDirectory in openITCockpit zu übernehmen, realisierte it-novum ein separates Modul für openITCockpit. Das Modul aktiviert eDirectory- oder Active-Directory-Benutzer direkt aus der openITCockpit-Administratoroberfläche heraus. Eine weitere Maßnahme betrifft die Identity-Management-Überwachung von Novell zur Synchronisation zwischen eDirectory und Active Directory, die ebenfalls in openITCockpit integriert wurde.

Kostenersparnis und flexibles Systemmanagement

Die Deutsche BKK nutzt für die allgemeinen IT-Service-Anfragen Avocent LANDesk. Um Avocent LANDesk zu einem Teil der Systemüberwachung zu machen, stellte it-novum die Benachrichtigungen um und bereitete den openITCockpit-Server für die Bearbeitung von eingehenden E-Mails vor. Die bidirektionale Kommunikation erlaubt es nun, Störungen zu melden und die Bestätigungen in openITCockpit zu dokumentieren.

Insgesamt lässt sich das Fazit ziehen, dass sich der Wegfall der Lizenzkosten deutlich im Budget bemerkbar macht. Anders als HP OpenView beruht openITCockpit nicht auf einem Lizenzmodell. Neben dem Kostenaspekt profitiert die Deutsche BKK aber vor allem von den Mehrwerten der neuen Software: Durch den Aufsatz auf Nagios kann die komplette Bandbreite der Nagios-Funktionen unter openITCockpit genutzt werden.

openITCockpit besitzt im Gegensatz zur alten HP OpenView-Lösung eine offene Architektur, die mehr Flexibilität im Betrieb bietet. Diese Systemoffenheit erlaubte es der Deutschen BKK, Drittsysteme zu integrieren, was mit dem gleichen Kosten- und Zeitaufwand mit HP OpenView nicht hätte realisiert werden können.