Weniger Smartphones und Tablets

IDC: Der BYOD-Hype ist vorbei

05.10.2012 von Werner Kurzlechner
Laut einer IDC-Studie sinkt der Anteil privater Smartphones und Tablets in Unternehmen schon wieder. Die Verwaltung der mobilen Geräte ist dagegen im Kommen.
IDC-Analystin Jennifer Waldeck: "Die Unternehmen haben den Bedarf, mobile Mitarbeiter stärker zu unterstützen, erkannt."
Foto: IDC

Eine Mobility-Strategie wird in deutschen Firmen bald eine Selbstverständlichkeit sein, der Drang zur Nutzung mobiler Endgeräte sorgt für nachhaltige Investitionen in Mobile Device Management (MDM). Demgegenüber könnte das vieldiskutierte Thema Bring Your Own Device (BYOD) nur ein flüchtiger Hype sein. Das geht aus einer Studie von IDC unter 228 IT- und Business-Entscheidern hervor.

„Die Unternehmen haben den Bedarf, mobile Mitarbeiter stärker zu unterstützen, erkannt“, so Analystin Jennifer Waldeck. Dies führe etwa zur Bereitstellung verschiedener mobiler Endgeräte und Anwendungen sowie zur Unterstützung von BYOD. „Zur Verwaltung einer heterogenen Geräte-Landschaft und Gewährleistung der IT-Sicherheit benötigen die Unternehmen Tools und Services, wie etwa Mobile Device Management.“

Überraschendes Ergebnis der Studie ist sicherlich, dass BYOD offenbar ein Verfallsdatum hat. Nach Angaben der befragten Business-Entscheider bringen momentan 24 Prozent private Endgeräte verschiedener Klassen zur Arbeit mit. Für die kommenden zwei Jahre ist laut Studie mit einem Rückgang dieses Anteils auf 20 Prozent zu rechnen.

Zahlen der Smartphones, Tablets und Notebooks sinken

Am ehesten noch bleibt das Smartphone ein Mitbringsel von Zuhause. Hier prognostiziert IDC lediglich einen Rückgang von 23 auf 21 Prozent. Ganz anders verhält es sich mit Tablets: Momentan arbeitet etwa jeder dritte Befragte mit dem eigenen Mini-Rechner; innerhalb der kommenden zwei Jahre sinkt dieser Anteil voraussichtlich auf 16 Prozent. Bei den Notebooks steht ein Rückgang von 25 auf 14 Prozent bevor.

Gegenläufig ist lediglich die Entwicklung bei herkömmlichen Mobiltelefonen. Weil das unsmarte Handy in aller Regel nicht mehr von Firmenseite angeschafft werden dürfte, steigt hier naturgemäß der Anteil an privaten Endgeräten.

Infrastruktur und mehr Mitsprache für Mitarbeiter

Die einheimischen Unternehmen adressierten Enterprise Mobility derzeit verstärkt, so IDC. „Sobald die IT-Abteilungen auch die Infrastruktur bereitstellen, die Bedürfnisse der Anwender einbeziehen und ihnen zudem mehr Mitspracherecht gewähren, sehen die Mitarbeiter demnach für die Zukunft einen geringeren Bedarf“, kommentieren die Analysten den sinkenden BYOD-Bedarf.

Im Durchschnitt arbeiten in den befragten Firmen 54 Prozent der Mitarbeiter zumindest gelegentlich mobil. „Um die Anforderungen nach hoher Flexibilität, Schnelligkeit und einer optimalen Ressourcenausnutzung zu erfüllen, sind diese Mitarbeiter deshalb häufig zusätzlich zu ihrer stationären Infrastruktur auf mobile Lösungen angewiesen“, so IDC.

Zwei Fünftel der Unternehmen haben darauf bereits mit der Implementierung einer Mobility-Strategie reagiert. Innerhalb des kommenden Jahres wollen 50 Prozent nachziehen. Lediglich 9 Prozent geben sich noch zwei Jahre Zeit. Pläne gibt es somit flächendeckend.

Datenzugriff von jedem Ort aus gewünscht

Die Hälfte der befragten Entscheider aus den Fachabteilungen wollen unabhängig von Zeit, Aufenthaltsort und Gerätetyp auf Unternehmensdaten und -anwendungen zugreifen können. 49 Prozent fordern vereinfachte Geschäftsprozesse, 46 Prozent die Unterstützung der Mitarbeiter im Tagesgeschäft. „Alle drei Punkte zielen darauf ab, die Arbeitsabläufe mobiler Mitarbeiter zu vereinfachen, damit sie auch unterwegs produktiv ihre Aufgaben erledigen können“, kommentiert IDC.

Fast durch die Bank ist der mobile Zugriff auf Webseiten und Office-Apps wie E-Mail, Kalender und Adressbuch längst möglich oder zumindest in Planung. „Diese Applikationen sind bereits seit einigen Jahren auf den meisten Smartphones verfügbar und stellen heute für viele Mitarbeiter eine Selbstverständlichkeit dar“, so Analystin Waldeck.

Die Bedeutung von Apps und HTML5

In 58 Prozent der Firmen können die Mitarbeiter außerdem mobil auf Business-Applikationen zugreifen. Weitere 30 Prozent wollen das innerhalb der kommenden zwei Jahre ermöglichen. Rund 40 Prozent der Unternehmen unterstützen darüber hinaus weitere spezielle Unternehmens-Anwendungen.

„Dagegen herrscht bisher noch Zurückhaltung, wenn es um die Bereitstellung mobiler Applikationen auf privaten Endgeräten geht“, so IDC weiter. Das liege vor allen Dingen an Bedenken hinsichtlich IT-Sicherheit, Compliance und Datenschutz. Lediglich die Hälfte der Firmen erlaubt den mobilen Zugriff auf Internet und Office-Apps über private Endgeräte, nur rund ein Drittel jenen auf spezifische Unternehmens-Anwendungen.

„Die Vielfalt genutzter Geräte und Plattformen kann mitunter zu aufwendigen Anpassungen der Unternehmensapplikationen führen, da diese auf traditionelle Weise plattformabhängig entwickelt werden“, konstatiert Waldeck weiter. „Die Untersuchungsergebnisse bestätigen jedoch ein Umdenken.“ Insbesondere virtualisierte Anwendungen und Web-Applikationen seien hier von Interesse.

HTML5 schon faktisch Standard

IDC erwartet, dass solche plattformunabhängigen Anwendungen in den nächsten Jahren immer stärker nachgefragt werden. HTML5, mit dem Web-Applikationen entwickelt werden, befinde sich zwar derzeit noch in der Entwicklung. Obwohl HTML5 frühestens im Jahr 2014 endgültig vorliegen werde, seien zahlreiche Funktionen aber schon jetzt verfügbar. De facto könne bereits von einem Standard gesprochen werden.

MDM habe anfangs nur der Verwaltung des Geräteparks gedient. Mittlerweile seien die Lösungen aber mit zusätzlichen Funktionen wie etwa IT-Sicherheitslösungen oder Unternehmens-App-Stores ausgestattet. Für 56 Prozent der Befragten gibt die Erhöhung der IT-Sicherheit den Ausschlag für eine MDM-Investition. 32 Prozent nennen die automatische Registrierung von Endgeräten und Systemen im Netzwerk, 30 Prozent den Remote-Zugriff auf Geräte und 29 Prozent die technische Trennung privater und geschäftlicher Anwendungen.

Mobile Device Management mit neuen Funktionen

Die Erhöhung der Flexibilität der Nutzer ist laut IDC für gut die Hälfte der Firmen von großer Bedeutung. „Gerade eine heterogene IT-Landschaft lässt sich mit entsprechenden Tools effizienter und benutzerfreundlicher verwalten, so dass die Anwender idealerweise geräte- und plattformunabhängig sind“, lautet das Fazit der Analysten. „Dies fördert die Flexibilität nicht nur bei der Gerätebeschaffung, sondern auch bei der Bereitstellung von Applikationen.“

Die Studie „Managing Mobile Enterprises“ ist bei IDC erhältlich.