Datawarehouse aus der Cloud

Im Ferrari zur Bonitätsprüfung

18.07.2011 von Holger Eriksdotter
Zahlungsanbieter Ratepay nutzt die Datawarehouse Lösung des Datenbank- und BI-Spezialisten Exasol aus der Cloud- und hat harte Anforderungen: Eine Bonitätsprüfung darf nur wenige Sekunden dauern.

Exasol-CEO Steffen Weissbarth gerät leicht ins Bildhafte, wenn er von seiner Datenbank spricht: Vom „Ferrari unter den Datenbanken“ ist dann die Rede, „mit den Unterhaltskosten eines VW-Golf“. Wenn auch plakativ - aus der Luft gegriffen ist das nicht. Ohne Zweifel gehört die die Exasol-Datenbank zu den schnellsten der Welt. Nach den Ergebnissen des unabhängigen Transaction Processing Performance Council (www.tpc.org) etwa liegt sie beim so genannten TPC-H-Benchmark, der die Performance von Datenbanken unter normierten Bedingungen misst, weltweit sogar auf dem ersten Platz. Jetzt bietet Exasol sein Datawarehouse auch als Cloud-Lösung an, die zukünftig um BI-Funktionen erweitert werden soll.

Ratenzahlung im Online-Shop

Auch deshalb war es für Michael Röbbecke, Geschäftsführer des Pay-Service-Anbieters Ratepay, fast selbstverständlich, dass er bei der Auswahl einer Datawarehouse-Lösung bei Exasol anfragt. Schon bei seinem früheren Arbeitgeber Karstadt-Quelle hat er mit Exasol zusammengearbeitet und gute Erfahrungen gemacht: „Es gibt nach meiner Einschätzung kaum eine andere Datenbanklösung, die annähernd die Performance des Exasol-Systems erreicht – bei einem sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagt der Geschäftsführer. Und Geschwindigkeit rangiert auf seiner Prioritätenliste ganz vorn.

Steffen Weissbarth, CEO von Exasol, bietet seine Datenbank-Technologie jetzt auch als Cloud-Lösung an: "Nach den gängigen Benchmarks haben wir eine der schnellsten Datenbanken der Welt."
Foto: Exasol

Der Ende 2009 gegründete Zahlungsdienstleister Ratepay bietet Online-Händlern einen Service, der bisher in dieser Form nicht erhältlich war: Online-Shops können ihren Kunden via Ratepay sowohl Ratenzahlung als auch einen Rechnungskauf anbieten. Dabei wird dem Käufer Ratenzahlung oder der Verkauf per Rechnung sofort und unmittelbar während der Kaufabwicklung im Online-Shop zugesagt. Voraussetzung dafür ist, dass die automatisierte Überprüfung seiner Identität und Bonität ein positives Ergebnis zurückliefert. Und das muss nicht nur zuverlässig sein, sondern auch schnell gehen: „Wenn man einen solchen Service im Zuge der Online-Kaufabwicklung anbietet, darf der Vorgang nur wenige Sekunden dauern“, nennt Röbbecke die Messlatte.

In diesem Zeitraum muss der komplett automatisierte Prozess ablaufen. Dazu gehört auf der einen Seite die elektronische Abfrage bei Auskunfteien und Wirtschafsinformationsdiensten wie etwa der Schufa, Bürgel oder ICD, auf der anderen Seite der Abgleich und die Speicherung in den eigenen Informationssystemen. Das Datawarehouse wird dazu in Near-Time mit Daten versorgt, so dass der betroffene Shop-Betreiber bei inkonsistenten Angaben oder Betrugsverdacht sofort mit einer Absage reagieren kann. Dabei geht es um die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen inhomogenen Quellen: den Shop-Systemen selbst, Risikomanagementdaten, Debitorenmanagementsystem sowie Adressdaten. Im Mittelpunkt des Prozesses steht eine proprietäre, von Ratepay entwickelte Software, die das Datenmanagement übernimmt und die Lösung mit den Käuferinformationen verknüpft und so eine übergreifende Erkennung von Personen und eine verlässliche Bewertung der Bonität ermöglicht.

Das reibungslose Funktionieren dieser Lösung ist Dreh- und Angelpunkt des Ratepay-Geschäftsmodells und essenziell für den Erfolg des Unternehmens. Denn Ratepay geht finanziell in Vorlage und übernimmt nicht etwa nur die Bonitätsprüfung, sondern die gesamte Abwicklung des Ratenkaufs. Der Händler erhält sein Geld nicht erst nach und nach in Teilbeträgen, sondern den vollen Kaufpreis sofort beziehungsweise nach einer vereinbarten Frist. Per Forderungsverkauf geht mit dem Ausfallrisiko auch die gesamte Debitorenabrechnung an Ratepay über.

Performance 100-fach gesteigert

„Wir stehen damit in einem hohen Risiko. Forderungsausfälle fallen direkt auf uns zurück. Deshalb sind die Qualität unserer Software und nicht zuletzt die Performance der IT-Systeme entscheidende Faktoren für den Geschäftserfolg“, sagt der Geschäftsführer. Die Datawarehouse-Lösung von Exasol ist ein wichtiger Baustein seiner IT-Infrastruktur: Die Datenbank des deutschen Datawarehouse-Spezialisten liegt in internationalen Vergleichen regelmäßig auf den vordersten Plätzen.

Namhafte Unternehmen wie Xing, Olympus oder Sony Music setzen auf die Datenbank-Technologie des Nürnberger Anbieters, die besonders bei riesigen Datenvolumina ihre Performance-Vorteile ausspielt. So wertet der Exasol-Kunde IMS-Health monatlich bis zu 40 Millionen Rezepte mit der Exasol-Datenbank aus. Das Internet-Portal Xing verzeichnete eine 100-fache Steigerung der Performance gegenüber dem vorher eingesetzten Datenbanksystem und wertet jährlich zehn Milliarden Datensätze mit der Exasol-Datenbank aus.

Soweit ist Ratepay-Geschäftsführer Röbbecke noch nicht. Sein Service befindet sich erst in der Test- und Aufbauphase. Zurzeit ist nur ein Online-Shop an das System angebunden, drei weitere sollen in den nächsten Wochen folgen. Dabei mangelt es ihm nicht an Interessenten: Die Liste der Online-Händler, die sich für seine Dienstleistung interessieren, ist lang und klangvoll. „Aber wir sind äußerst vorsichtig, sowohl beim gründlichen Test unserer Systeme, als auch bei der Auswahl der Händler, denen wir unsere Dienstleistung zur Verfügung stellen“, sagt Röbbecke. Denn das Risiko seines Geschäftsmodells beträfe nicht nur schwarze Schafe unter den Kunden. Auch bei den angeschlossenen Online-Händlern seien Seriosität und Vertrauenswürdigkeit entscheidende Kriterien.

Die gesamte Datenbank-Infrastruktur hat Ratepay in das Exasol-Rechenzentrum ausgelagert. Dort läuft das Datenbanksystem als Cloud-Lösung auf dezidierter Hardware. Dabei liegen die Verantwortung für die Tools für ETL (Extraction, Transformation, Loading) sowie OLAP und Datamining auf Seiten von Ratepay. Der Cloud-Vertrag ist auf den geplanten Normalbetrieb ausgelegt und bietet gleichzeitig die Option auf einen Ausbau der Kapazitäten und ad hoc zuschaltbare Rechenpower für Lastspitzen.

Der Ratepay-Gechäftsführer rechnet zukünftig mit einer jährlichen Verdoppelung des Datenvolumens. „Wir hätten uns auch eine On-Premise-Lösung vorstellen können“, sagt der CEO. Aber gerade in der Aufbauphase seines Unternehmens bot sich die Auslagerung der gesamten Datenbankinfrastruktur zu Exasol an. „Die Cloud-Lösung ist für uns gegenwärtig das komfortabelste Modell."

Datawarehouse und BI im PaaS-Modell

Exasol-Chef Steffen Weissbarth sieht für sein Unternehmen im Cloud-Modell erhebliches Potenzial: „Wir bieten unter der Bezeichnung ExaCloud seit einiger Zeit unser Datawarehouse-System im PaaS-Modell an“, sagt der CEO. In Zukunft will er die Angebotspalette um komplette BI-Lösungen mit ETL-, OLAP- und Datamining-Tools erweitern – als Private Cloud-Lösung mit Pay-per-use Abrechnung.