Gründer raus aufs Land

In den Regionen fehlen Start-ups

30.04.2018
Jung, hip, urban - der typische Start-up-Gründer lebt und arbeitet in der Großstadt und hat mit Landluft nicht so viel am Hut. Dabei könnten die Regionen in Deutschland und auch die Gründer selbst von einer besseren Verteilung junger Firmen profitieren.

Der boomende Arbeitsmarkt hemmt den Gründergeist in Deutschland - und lässt regionale Unterschiede weiter wachsen. Während sich in Berlin und Hamburg im vergangenen Jahr etwas mehr und insgesamt gesehen mit Abstand die meisten Menschen mit einem eigenen Unternehmen selbstständig machten, ging die Gründungstätigkeit in den meisten Flächenstaaten leicht zurück, wie das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn erhoben hat.

Startups zieht es meist in die Großstädte.
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Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern sah es erneut mau aus. Die stellvertretende IfM-Geschäftsführerin Rosemarie Kay sieht dafür mehrere Gründe: Nach der Wende habe sich keine neue Kultur der Selbstständigkeit herausgebildet. Zum einen, weil sich potenziellen Gründern weniger gute Geschäftsmöglichkeiten böten. Auch die Abwanderung bremse die Gründungsneigung, weil dadurch der Absatzmarkt schrumpft, Fachkräfte fehlen und die Vernetzung schwieriger wird.

Umland bietet durchaus Vorteile

Dabei kann eine Unternehmensgründung abseits großer Zentren durchaus Vorteile haben. Vor allem die vergleichsweise niedrigen Mieten für Gewerbe- und Büroflächen sowie für Wohnimmobilien können als Standortvorteil etwa im Umland großer Städte gesehen werden. Hinzu kommt die zunehmende Konkurrenz um Fachkräfte gerade in den wirtschaftlich starken Großstädten, die für Gründer hohe Personalkosten mit sich bringen und dort zum Nachteil werden kann.

Das IfM empfiehlt deshalb eine bessere Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen Städten und umliegenden Regionen. Nicht genutzte Flächen im Umland könnten beispielsweise zur Verfügung gestellt werden. Über eine dezentrale Verteilung von Start-ups würde das Umland stärker in die Szene eingebunden und dort entstünden Arbeitsplätze. Für mehr Kooperation zwischen Stadt und Region sollten nach Empfehlungen des IfM auch Hochschulen sowie etablierte Unternehmen sorgen, die mit Gründern in der Fläche zusammenarbeiten können.

Regionale Förderprogramme für mehr Unternehmensansiedlungen in der Fläche gibt es bereits. So will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Firmengründungen mit "Invest daheim" ankurbeln, ähnliche Programme gibt es auch in anderen Regionen. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will dem Gründergeist auf die Sprünge helfen und hat dazu kürzlich eine Plattform gestartet. Ob es tatsächlich zu der von Altmaier angestrebten Gründungsoffensive kommt, bleibe allerdings abzuwarten, sagte Kay. "Wir haben aktuell eine gute Arbeitsmarktlage, die es qualifizierten Fachkräften ermöglicht, eine Festanstellung zu finden - was viele offenbar einer selbstständigen Tätigkeit vorziehen."

Nach Erhebungen des IfM nahm die Zahl der Menschen, die den Weg in die Selbstständigkeit wagten, im vergangenen Jahr zwar leicht um knapp ein Prozent auf 381 000 zu. Allerdings trugen zu dem leichten Plus allein Freiberufler bei, während gewerbliche Gründungen um gut ein Prozent auf 279 000 abnahmen. Das IfM berücksichtigt nur Existenzgründungen im Haupterwerb und zieht als Datenbasis die Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes sowie Daten der Finanzverwaltungen der Bundesländer heran.

Die Zahlen unterscheiden sich daher deutlich vom Gründungsmonitor der Förderbank KfW, der auf telefonischen Befragungen und Hochrechnungen basiert und auch Existenzgründungen im Nebenerwerb berücksichtigt. (dpa/ad)