Metro AG

In die Ferne schweifen

23.03.2006 von Riem Sarsam
Mit dem Future Store hat sich die Metro Gruppe als Vorreiter in Sachen RFID positioniert. Weniger Aufsehen erregt die kontinuierliche Expansion ins Ausland, die seit den neunziger Jahren vorangetrieben wird. Der Konzern ist mittlerweile in 30 Ländern rund um den Globus vertreten und federt so die Probleme im Inland ab.

2005 dürfte als ein besonderes Jahr in die Geschichte der Metro AG eingehen. Erstmals erzielte das Unternehmen mehr als die Hälfte seiner Einnahmen im Ausland. Von dem vorläufig ermittelten Umsatz in Höhe von knapp 56 Milliarden Euro stammten "nur noch" 46,5 Prozent aus dem deutschen Geschäft.

Wie die gesamte Handelsbranche leidet auch Metro unter der Kaufzurückhaltung der deutschen Konsumenten. Der Umsatzschwund um 2,2 Prozent am Heimatmarkt konnte jedoch durch die Auslandsaktivitäten aufgefangen werden. Plus 10,5 Prozent mehr Einnahmen meldete die Düsseldorfer Konzernzentrale Anfang dieses Jahres. Grund genug für Metro-Chef Hans-Joachim Körber diese Strategie weiter zu verfolgen und den Investitionsschwerpunkt im Auslandsgeschäft zu setzen. Gleich im Januar kam bereits die Meldung, dass nun auch Pakistan erschlossen werden soll. Nach China, Japan, Vietnam und Indien wäre dies dann der fünfte asiatische Standort.

Und die IT zieht mit. Gemeinsam mit der konzerneigenen IT-Gesellschaft MGI stemmt der Konzern seine Expansion auf der technischen Seite. In der Türkei und Polen hat MGI sogar eigene Tochtergesellschaften. Die Gesellschaft betreibt eines der größten europäischen Konzernnetze, an das mehr als 2.000 Filialen und über 50.000 Mail-Benutzer angeschlossen sind.

Skepsis gegenüber SAP Retail

Kernanwendung der Metro-Unternehmen ist die selbst entwickelte Warenwirtschaft "Merchandise Management System“ (MMS) auf nationaler und GMS beziehungseise GMS/SCS auf internationaler Ebene. Die Entscheidung für eine Eigenentwicklung und gegen SAP Retail fiel 2002. Zygmunt Mierdorf, IT und Personalvorstand von Metro, war skeptisch, ob die Standardlösung die komplexen Prozesse der Metro abbilden kann. Mehr als 5.600 Mitarbeiter in 900 Märkten arbeiten mittlerweile mit den web-basierten Lösungen.

Dagegen setzten sich die Walldorfer im Finanzbereich von Metro durch. Weltweit sind mehr als 70 SAP-Systeme im Einsatz. Die internationale Einführung und Betreuung von SAP R/3 sowie der Einsatz der Archivierungslösung von Filenet sind weitere Schwerpunkte von MGI. Daneben testet das Unternehmen kontinuierlich neue Techniken. Neben den RFID-Aktivitäten arbeitet Metro beispielsweise an einer sprachgesteuerten Kommisionierung in ihren acht deutschen Food-Lagern. Bis auch diese Lösung in anderen Ländern eingesetzt wird, dürfte wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.