Was am meisten gekauft wird

Inflationsangst treibt Menschen in Online-Shops

01.06.2011 von Hartmut  Wiehr
Bei Büchern, Musik oder Videos weiß man meistens, was man will. Bei Bekleidung weniger. Dennoch beflügeln gerade diese beiden Marktsegmente den Online-Handel.

An- und Ausprobieren oder nicht? Wer ein Buch kaufen will, kann inzwischen immer öfter online reinblättern oder bei Amazon die Meinung anderer Bücherfreunde zur Kenntnis nehmen, bevor er das Produkt in den virtuellen Warenkorb legt. Für Musik oder Videos gilt das Gleiche – YouTube und andere Plattformen machen es möglich.

Der US-Handelsriese Walmart folgt dem allgemeinen Trend und steigt stärker in den Online-Handel ein.
Foto: walmart

Bei Bekleidung oder Schuhen war das anders. Anziehen, ein paar Schritte laufen, sich im Spiegel studieren und so weiter waren klassische Begleitumstände des Shoppens in der Fußgängerzone, im Outlet-Zentrum oder sonst wo. Das Internet mit seinen Online-Einkaufsmöglichkeiten schien hier eher abgeschlagen zu sein. Das scheint sich nun zu ändern.

Dies legt zumindest eine Studie nahe, die jetzt von dem E-Commerce-Spezialisten novomind aus Hamburg veröffentlicht wurde. Basis für die jüngsten Ergebnisse ist eine repräsentative Online-Befragung mit über 1.000 Teilnehmern. Wie auch im Februar zeigt sich demnach die Kaufkraft im Mai 2011 überdurchschnittlich: Ein Großteil der "Online-Bevölkerung" habe in letzter Zeit online eingekauft und plane, dies bald zu wiederholen.

Laut novomind haben vor allem Medienprodukte, Freizeitbekleidung, Schuhe, Drogerieartikel, Unterhaltungselektronik und Elektro- oder Haushaltsgeräte einen positiven Einfluss auf den Indexwert. novomind führt dies auch auf die geringen Preissteigerungen zurück: "Das Fashiongeschäft profitiert vor allem von ausgebliebenen Inflationseffekten. Die Preise für Bekleidung und Schuhe entwickelten sich im Vergleich zum Durchschnitt moderat. Sie lagen lediglich um 1,0 Prozent über dem Vorjahresniveau.“

Spitzengruppe der Online-Umsätze nach Warengruppen.
Foto: novomind

Dennoch scheint die Furcht vor kommenden Preissteigerungen eine Rolle gespielt zu haben. Bei steigendem Preisniveau würden die Kunden stärker vergleichen, sagt novomind. Schnäppchenjäger würden in solchen Fällen schneller und häufiger online etwas finden als im stationären Handel. Webseiten mit Preisvergleichen machen sich hier bemerkbar, während ihr Einsatz im Laden vor Ort noch eine Ausnahme-Erscheinung ist.

Geplante Online-Käufe nach Geschlecht und Alter.
Foto: novomind

Bei Inflationsangst verlagert sich das Geschäft in Richtung Internet. Denn viele Preise liegen laut novomind online inzwischen deutlich unter dem Niveau der Einzelhändler. Dafür sorgten beispielsweise Rabattaktionen von Nischen-Onlineshops und Live-Shopping-Portalen.

Mit rasanten Wachstumsraten von deutlich mehr als zehn Prozent tragen die Sonderkampagnen laut Umfrage inzwischen stark zu den steigenden Umsätzen im Online-Handel bei.

Bei steigenden Preisen Flucht in den Online-Handel

Geplante Online-Käufe nach Einkommensklassen.
Foto: novomind 1

Zur Methode der Befragung teilt novomind mit: „Der Kaufkraft-Index zeigt die Erwartungen im Online-Handel auf Basis einer repräsentativen Befragung der Internet-Kunden an. Die Online-Shopper werden dabei so abgebildet, dass sie in Alters- und Geschlechtsverteilung die Struktur der gesamten Online-Bevölkerung repräsentieren.“

In die Messung fließe ein, welche Produkte Kunden in den letzten drei Monaten online gekauft haben und welche Produkte sie planen, in den nächsten drei Monaten online zu kaufen.