Firmen erhoffen sich kürzere Entwicklungszyklen

Integration von PLM-Lösungen oft ein Problem

05.12.2007 von Nicolas Zeitler
Zwei von drei Firmen aus der Fertigungsindustrie versprechen sich von einem PLM-System verkürzte Entwicklungszyklen für neue Produkte. Wichtig ist den Unternehmen, dass mithilfe einer Lösung zum Product-Lifecycle-Management alle Systeme integriert werden. Doch gerade die Einbindung von PLM-Systemen in die bestehende IT-Infrastruktur sehen drei von vier Führungskräften zumindest teilweise als problematisch an. Das hat eine Umfrage von ECS ergeben.
Thema für die höchste Ebene: Danach gefragt, ob PLM ins Top-Management von Firmen gehöre, antworteten 69 Prozent mit einem klaren Ja.
Foto: ECS

Führt eine Firma eine PLM-Lösung neu ein, so werden oft Anpassungen notwendig: Arbeitsabläufe ändern sich, neue Hard- und Software kommt zum Einsatz. Fast zwei Drittel der befragten Führungskräfte sehen darin teilweise ein größeres Problem (64 Prozent). Weitere acht Prozent sind sich sicher, dass die PLM-Integration in die bestehenden Systeme auf jeden Fall Schwierigkeiten mit sich bringt.

Mögliche Hürden bei der Einführung sind für die Manager gleichwohl kein Grund, auf Lösungen zum Product Lifecycle Management zu verzichten. In 42 Prozent der größeren und mittelständischen Firmen in der Fertigung wird bereits mit einem PLM-System gearbeitet. Ein weiteres Viertel der Befragten plant die Einführung. Die Unternehmen, die mit einem solchen System arbeiten, fahren offenbar auch größtenteils gut damit. 86 Prozent gaben an, dass die Lösung von den Anwendern gut akzeptiert wird. In sieben Prozent der Firmen wird das verwendete PLM-System sogar sehr gut angenommen. Mangelnde Akzeptanz stellten indes sieben Prozent fest. Dass die Mitarbeiter mit einer PLM-Lösung ausgesprochen schlecht zurecht kommen, gab dagegen niemand an.

Als wichtigsten Vorteil von Systemen, mit denen sich alle Daten über die in einem Betrieb gefertigten Produkte verwalten lassen, sehen die Befragten die Verkürzung der Entwicklungszyklen an. Zwei Drittel nannten diesen Punkt. Mehr als die Hälfte schätzt die Möglichkeit, mit einem derartigen System den Lebenszyklus von Produkten ganzheitlich abzubilden (54 Prozent). Vier von zehn Führungskräften sind der Meinung, eine PLM-Lösung mache Prozesse transparenter und stelle eine höhere Qualität in der Produktion sicher.

Dass alle Systeme integriert werden, ist für 63 Prozent der Unternehmen die wichtigste Anforderung an eine PLM-Lösung. In jeder zweiten Firma erwartet man sich davon eine Automatisierung von Geschäftsvorgängen. Wichtig ist den Befragten auch, dass Systeme zum Lifecycle Management die komplette Dokumentation der Produkte ermöglichen (42 Prozent).

Was sind die Hauptvorteile eines PLM-Systems? Für zwei Drittel der Führungskräfte spielen kürzere Entwicklungszyklen die wichtigste Rolle.
Foto: ECS

Eine wichtige Rolle spielt für viele Firmen auch die Vereinheitlichung ihrer Systeme. So gaben 46 Prozent an, in ihrem Betrieb würden Daten und Vorgänge in bis zu fünf verschiedenen Systemen organisiert. In jedem vierten Unternehmen gibt es dafür zwischen fünf und zwanzig Systeme (24 Prozent), in jedem zehnten sogar mehr als 20 (elf Prozent). In gut der Hälfte der Firmen werden eine bis zehn Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemen eingesetzt (52 Prozent). In fünf Prozent der Firmen sind sogar mehr als 100 Schnittstellen im Einsatz.

Viele Redundanzen

Neben der Systemvielfalt sind auch Redundanzen bei der Speicherung von Daten ein wichtiger Punkt, denen die Firmen mit einem PLM-System zu Leibe rücken wollen. In vier von zehn Unternehmen werden demnach zwischen zehn und 25 Prozent der Daten in mindestens zwei der verwendeten Systeme redundant gehalten (42 Prozent). Ein weiteres Viertel beziffert den Anteil der in mehreren Systemen gespeicherten Daten auf bis zu 50 Prozent, weitere 14 Prozent halten zwischen der Hälfte und drei Viertel ihrer Daten redundant.

Dass PLM ein Thema fürs Top-Management eines Unternehmens ist, davon sind mehr als zwei Drittel der Befragten überzeugt. 69 Prozent sagten, derartige Angelegenheiten müssten auf jeden Fall auf höchster Ebene behandelt werden. Jeder vierte meint immerhin, dass PLM von Fall zu Fall im Top-Management angesiedelt sein sollte. Nur gut jede fünfte Firma behandelt dieses Thema indes auf Vorstandsebene (22 Prozent). In einem Drittel der Unternehmen ist PLM ein Fall für die Fachabteilungen, in jedem vierten Betrieb befasst sich die mittlere Führungsebene damit. 17 Prozent vertrauen dieses Thema der IT-Leitung an.

Dienstleister müssen Qualität bieten

PLM-Dienstleister müssen vor allem Kenntnisse in der jeweiligen Branche mitbringen. Das fordert jeder zweite Befragte. Fast ebenso viele erwarten zudem hohe Qualität. Mehrjährige Erfahrung mit IT-Projekten setzt mehr als jeder Dritte voraus (38 Prozent).

Die Hälfte der Unternehmen wendet für Lösungen zum Product Lifecycle Management bis zu einem Viertel ihres IT-Budgets auf. Jeder dritte Betrieb will dafür nur ein Zehntel des Etats für die Informationstechnologie ausgeben. Die übrigen sind bereit, mehr in PLM zu investieren, neun Prozent sogar mehr als die Hälfte ihres IT-Budgets.

Die Studie "PLM-Report 2007. Product Lifecycle Management in der Industrie" basiert auf einer Umfrage unter 100 Fach- und Führungskräften aus der Fertigungsindustrie. Die Engineering Consulting & Solutions GmbH (ECS) hat die Untersuchung im Herbst 2007 mit Fragebögen durchgeführt. Die Befragten arbeiten bei mittelständischen und großen Unternehmen in Deutschland.