Interim-Management in Deutschland

Interim-Manager verdienen 130.000 Euro im Jahr

03.06.2012 von Christiane Pütter
Anbieter von Interim-Management rechnen sich für das laufende Jahr ein Wachstum von sieben Prozent aus. Wer einen Manager auf Zeit ins Unternehmen holen möchte, muss meist rund 1.500 Euro pro Tag hinlegen. Das geht aus einer neuen Lünendonk-Studie hervor.

Verantwortung? Ja! Langfristige Verpflichtung? Nein! Frei nach diesem Motto arbeiten in Deutschland mehrere tausend Interim Manager. Sie übernehmen für eine festgelegte Zeit Aufgaben aus dem oberen und mittleren Management, teilweise auch Projekt-Management. Danach verlassen sie das Unternehmen wieder.

Es scheint sich zu lohnen: Nach den Zahlen der Management-Beratung Lünendonk aus Kaufbeuren haben freiberufliche Interim-Manager in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich 130.000 Euro umgesetzt, und das bei einer Auslastung von 140 Tagen im Jahr. Alle Jobs zusammengefasst ergibt sich ein Gesamtvolumen von gut einer Milliarde Euro.

Lünendonk schätzt die Zahl freier Interim-Manager auf 8.000, gibt aber zu Bedenken, dass eine genaue Definition dieser Berufsgruppe schwierig ist. Zum Vergleich grenzt Lünendonk freie IT-Projektmanager ab, auch wenn sich die Tätigkeiten teils überschneiden. Deren Zahl wird auf 10.500 geschätzt.

Die Kaufbeurer haben 92 Firmen auf diesem Markt unter die Lupe genommen. Davon sind 49 Unternehmen im engeren Sinn auf Interim-Management spezialisiert, die anderen bieten beispielsweise auch Personalvermittlung angestellter Manager an. Fazit: Von Krise ist im Interim-Management wenig zu spüren.

Allerdings tauchen in rechtlichen Fragen wie Scheinselbständigkeit, Haftung und Vertragsgestaltung Probleme auf, die das Wachstum hemmen. Außerdem ist der Anbietermarkt aus Kundensicht wenig transparent.

Die meisten Unternehmen erzielen mit Interim-Management Umsätze von weniger als fünf Millionen Euro im Jahr. Zehn größere Firmen mit Erlösen von durchschnittlich rund sieben Millionen hat Lünendonk zusätzlich nach ihrer Einschätzung befragt. Die Antworten versprühen Optimismus: Die Befragten trauen dem Markt für das laufende Jahr ein Wachstum von gut sieben Prozent zu.

Geht es um den Umsatz der eigenen Firma, nennen sie Steigerungsraten von knapp 17 Prozent. Und das auf lange Sicht, denn so erwartungsvoll sind auch die Prognosen für die Jahre bis 2020.

Wie ein Blick auf die Ausbildung der Interim-Manager zeigt, haben die meisten (57 Prozent) Wirtschaftswissenschaften studiert. Es folgen Ingenieure (16 Prozent) und Informatiker (sieben Prozent). Außerdem finden sich Juristen und Naturwissenschaftler unter den Managern auf Zeit. Acht Prozent sind keine Akademiker, sondern haben eine Berufsausbildung abgeschlossen.

Interim-Manager meist im Controlling gesucht

Wer einen Interim-Manager sucht, braucht ihn meist für Aufgaben in der kaufmännischen Leitung oder dem Controlling (34 Prozent). 21 Prozent suchen einen "General Manager". Seltener geht es um Tätigkeiten in Produktion/Fertigung, Marketing/Vertrieb (je neun Prozent) oder im Personalbereich (acht Prozent).

Interim-Manager finden ihre Kunden vor allem in der Automobil- und Zulieferer-Industrie (24 Prozent). Auch Maschinenbauer (14 Prozent) sowie die Branchen Energie, Verkehr und Logistik (dreizehn Prozent) und Handel/Konsumgüter (zwölf Prozent) melden Bedarf an.

Interim Manager nehmen meist zwischen 1.000 und 2.000 Euro am Tag

Wie die Umsatzzahlen der Manager auf Zeit zeigen, muss man für ihre Arbeit tief in die Tasche greifen: 52 Prozent verlangen Tagessätze von 1.000 bis 1.499 Euro. 23 Prozent berechnen 1.500 bis 1.999 Euro. Immerhin gut jeder Fünfte (21 Prozent) arbeitet aber schon für 500 bis 999 Euro am Tag.

Lünendonk führt die Ergebnisse in der Studie "Der Markt für Interim-Management in Deutschland" aus. Die Management-Beratung aus Kaufbeuren hat 92 Unternehmen analysiert.