Mehr Partnerschaften mit IT-Service-Firmen erwartet

IP-Technologien setzen Telefonnetz-Betreiber unter Druck

15.03.2007 von Christiane Pütter
Das Telefon ist tot – es lebe IP. Die Analysten von Gartner sehen bereits eine Revolution heraufziehen. Ihre These: Die überlebt man als Telecom-Carrier nur durch Partnerschaften mit IT-Servicefirmen oder die Konzentration auf den Netzzugang.

Mobiles Breitband, Internet Protokoll (IP) - viele Telefonnetz-Betreiber versuchen derzeit, sich als Full-Service Provider neu aufzustellen. Keine gute Idee, so die Analysten von Gartner. Statt Risiken außerhalb der Kernkompetenz einzugehen oder in unreife Technologien zu investieren, sollten sie sich klarmachen, dass ihre Margen sinken werden.

Treffen die Berechnungen der Analysten zu, so wachsen die Einkommen der Telekom-Unternehmen in den kommenden Jahren nur noch moderat von 1,3 Billionen US-Dollar (2006) auf 1,5 Billionen US-Dollar in 2010.

Der Deal mit dem Platten-Label: Da ist nicht unbedingt Musik drin

Infolgedessen sehen sich viele Netzbetreiber in neuen Marktsegmenten wie Media oder IT um. Beispiele sind die Wandlung von Telecom Italia in ein Medienunternehmen - Vereinbarungen mit Fox, MGM oder Sony bestehen bereits - oder SK Telecoms Kauf von Koreas größtem Musiklabel YBM Seoul Records.

So etwas geht noch nicht einmal in jedem zweiten Fall gut, unken die Analysten. Die Telekommunikationsfirmen brächten schlicht zu wenig Wissen mit. Martin Gutberlet, Research Vice President bei Gartner: "Synergien zwischen verschiedenen Geschäftsmodellen und Märkten sind enge Grenzen gesetzt."

Gutberlet gibt zu Bedenken, dass die Netzbetreiber ihre eigentliche Prioritäten - Kundenbindung und Kostensenkung - aus dem Blickfeld verlieren könnten. Zumal völlig unklar ist, ob sie durch Diversifikation auf lange Sicht tatsächlich mehr Umsatz erwirtschaften. So habe der deutsche Anbieter E-Plus drei Jahre nach dem Launch des Portals iMode sein Scheitern eingestehen müssen.

Der Tipp, den Gartner Telekom-Unternehmen mit auf den Weg gibt, klingt etwas vage. Sie könnten schon noch Profit machen, heißt es, wenn sie sich darauf konzentrierten, ihre bisherigen Dienstleistungen zu verbessern und die Kundschaft zu pflegen.

Warnung an die Kunden der Telecom-Carrier

Handfester sind da schon die weiteren Prognosen. Gartner geht davon aus, dass sich Netzbetreiber entweder auf Aktivitäten rund um den Netzzugang konzentrieren oder Partnerschaften mit IT-Service-Unternehmen eingehen werden. Logische Folge: Mehr Wettbewerb, mehr Preisdruck.

Die Analysten haben auch einen Rat für die Kunden der Telekommunikationsfirmen parat. Sie müssten sich darauf einstellen, dass die Carrier künftig ganze Bündel an Diensten anbieten. Das erschwere den Vergleich, so Gartner. Entscheider müssten darauf achten, nichts einzukaufen, was sie im Endeffekt nicht brauchen.

Gartner vertritt die Thesen im Rahmen des Reports "Predicts 2007: Carriers will spend billions to try and survive the IP revolution".