Investitionserträge im Vergleich

IT-Ausgaben lohnender als F&E

04.05.2012 von Werner Kurzlechner
IT-Investitionen rentieren sich – vor allem dann, wenn sie der Unternehmensexpansion dienen. Das haben Wissenschaftler aus den USA und Spanien bewiesen.
Ein Ergebnis der Studie: Im Durchschnitt bringt jeder in IT investierte Dollar zwölf Dollar ein.
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Die Mühlen der Wissenschaft mahlen oft langsam. Vielleicht muss das so sein, um wirklich fundierte Ergebnisse liefern zu können. So erscheint es aus dem Blickwinkel der schnelllebigen IT- und Unternehmenswelt vielleicht merkwürdig, dass jetzt im Journal des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ein Fachartikel erscheint, der auf einer Untersuchung von Daten aus den Jahren 1998 bis 2003 basiert. Die Autoren indes verweisen auf ihre Gründlichkeit und glauben, aufschlussreiche Antworten auf eine oft gestellte und wichtige Frage geben zu können: Lohnt es sich, in IT-Projekte zu investieren?

Klare Antwort: Ja, das tut es. CIOs können sich in internen Verhandlungen jetzt auf die gemeinsame Arbeit von vier Forschern berufen: Sunil Mithas von der University of Maryland, Ali Tafti von der University of Illinois, Indranil Bardhan von der University of Texas und Jie Mein Goh von der IE Business School in Madrid. Dieses Forscherquartett spürte der Frage nach, welchen Ertrag IT-Investitionen im Vergleich zu Ausgaben für Forschung und Entwicklung oder Werbung bringen. Dazu analysierten sie Investitionen und späteren Erfolg von 400 Unternehmen aus aller Welt.

"Signifikant positiver Einfluss" von IT-Ausgaben

„Obwohl einige frühere Studien anderer Forscher keinen signifikanten Effekt von IT-Ausgaben auf die Profitabilität entdeckten, stellten wir einen signifikanten positiven Einfluss fest“, fassen die Autoren zusammen. Dies gelte allerdings nur für tendenziell junge IT-Technologie. Damit meinen die Forscher Lösungen, die nach 1995 implementiert wurden.

Alles in allem hätten IT-Investitionen im Schnitt mehr eingebracht als vergleichbare Ausgaben für F&E oder Werbung – das allerdings auch verbunden mit einem höheren Risiko eines Scheiterns. Ein Faktor sei hier, dass moderne Technologie neuen Raum für Kreativität und Innovation eröffne. „Es kann sein, dass die meisten Firmen bereits wissen, wie sie aus Werbung und F&E den größten Vorteil für sich ziehen können“, so die Autoren. „Aber nur wenige haben das Management von IT zur Meisterschaft gebracht.“

Konkret weisen die Wissenschaftler nach, dass sich positive Effekte auf die Profitabilität vor allem bei auf Wachstum zielenden IT-Projekten einstellen. „Allgemein waren IT-Investitionen wirksamer, wenn ihr Fokus auf der Ertragssteigerung lag und nicht auf der Kostensenkung“, fassen die Autoren zusammen.

IT-Projekte sollten Umsatztreiber sein

Bei expansiven Projekten, die beispielsweise durch eine höhere Kundenzufriedenheit oder –bindung die Verkäufe ankurbeln sollten, habe durchschnittlich jeder in die IT gesteckte US-Dollar pro Mitarbeiter den Umsatz je Mitarbeiter um 12,22 US-Dollar erhöht. Demgegenüber seien die positiven Effekte vernachlässigbar, wenn IT-Projekte lediglich zur Senkung der Betriebskosten durchgeführt würden.

Der positive Effekt von IT-Investitionen steigt laut Studie sogar noch mit der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Branche. Außerdem liege er im Dienstleistungssektor höher als in der Fertigungsindustrie. „Eine mögliche Erklärung für diesen Befund ist, dass Dienstleistungen ein höheres Maß an Anpassung an Kundenwünsche sowie an Personalisierung von Produkten erlauben“, so die Forscher.

Die Quintessenz ihrer Arbeit fassen die Wissenschaftler so zusammen: „Ceteris paribus (unter sonst gleichen Bedingungen, Anm. d. Red.) sollten Vorstände den IT-Projekten höhere Priorität einräumen, die Potenzial als Umsatztreiber haben, gegenüber jenen, die vor allem Einsparungen zum Ziel haben.“

Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse ist unter dem Titel „Information Technology and Firm Profitability: Mechanisms and Empirical Evidence“ in der Märzausgabe der Zeitschrift MIS Quarterly 36, Nr. 1 abgedruckt.