Lünendonk-Liste 2019

IT-Freelancer-Agenturen wachsen langsamer

20.01.2020 von Hans Königes
Nach jahrelangem zweistelligem Wachstum sind die IT-Freiberuflervermittler im Vorjahr nur um 5, 7 Prozent gewachsen. Die Chefs der großen Agenturen blicken indes optimistisch in die Zukunft und prognostizieren schon für dieses Jahr ein zweistelliges Wachstum.

Der IT-Freelancer-Markt zählt seit fast zehn Jahren zu einem der wachstumsstärksten in der deutschen Wirtschaft. Lag das Umsatzvolumen der zehn führenden IT-Freelancer-Agenturen mit Dienstleistungen rund um Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern im Jahr 2008 noch bei gerade einmal bei einer Milliarde Euro, sind es 2018 bereits über 2,4 Milliarden Euro. Gegenüber den in den letzten fünf Jahren durchschnittlich erzielten Steigerungsraten von 13,1 Prozent stellt das zurückliegende Geschäftsjahr 2018 mit einem Wachstum von nur 5,7 Prozent eine Ausnahme dar.

Lünendonk-Liste 2019
IT-Freelancer-Agenturen in Deutschland wachsen erneut
Das zeigen die Marktforscher von Lünendonk in ihrer Studie "Führende Anbieter für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland". Gemessen an den Umsätzen ermittelten sie die wichtigsten Freiberufler-Vermittler 2019.
Die Aufnahmekriterien für das Ranking
Die eigenen Angaben der Firmen wurden von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft und in einer Bestätigung vorgelegt. Lagen die Bilanzen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht vor, musste eine detaillierte Ehrenerklärung unterzeichnet werden.
Platz 10: Questax
Auf Platz 10 steigt Questax ein: 2018 machte das Heidelberger Unternehmen einen Gesamtumsatz von 58,2 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 62,2 Millionen, wobei die Mitarbeiterzahl auf 218 gewachsen ist.
Platz 9: Neusta consulting
Neueinsteiger im Ranking ist Neusta Consulting: Mit einer Gesamtmitarbeiterzahl von nur 47 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Jahr 2018 hält die Recruiting-Agentur seinen Gesamtumsatz von 66 Millionen Euro vom Vorjahr.
Platz 8: Top itservices
Das Personaldienstleister top itservices aus Unterhaching, München hält mit einem Plus von 4,3 Millionen im Jahr 2018 den achten Platz. 2017 waren es 64,4 Millionen Euro.
Platz 7: Westhouse Group
Klaren Vorsprung zu den hinteren Plätzen hat die Westhouse Gruppe mit 99,5 Millionen Euro– obwohl sie über nur 242 Mitarbeiter verfügt. Im Jahr zuvor waren es noch 95,8 Millionen Euro Umsatz.
Platz 6: Solcom
Auf Platz 6 landet Solcom: Die Firma aus Reutlingen wächst von 101,1 Millionen im Jahr 2017 auf 105,4 Millionen Euro.
Platz 5: Etengo Gruppe
Wenig Bewegung gibt es auf den ersten Plätzen: Etengo wächst mit seinen mittlerweile 149 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auch im Jahr 2018 weiter. 2018 erwirtschaftete das Unternehmen insgesamt 128,6 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 20,6 Millionen.
Platz 4: SThree
Das internationale Unternehmen hat mit mittlerweile 155,5 Millionen Euro Umsatz weiterhin Erfolg mit der Freiberuflervermittlung. Im Vergleich dazu waren es 2017 noch 133,9 Millionen Euro Umsatz.
Platz 3: Allgeier Experts SE
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts: Der Umsatz bemisst im Jahr 186,6 Millionen und wächst damit um rund 9 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2017. Die Mitarbeiterzahl ist dabei von 2.029 auf 1.989 Angestellte gesunken.
Platz 2: Gulp Gruppe
Personaldienstleister Gulp wächst im Jahr 2018 mit 25 Millionen mehr auf 429,9 Millionen Euro Umsatz an. Und das mit vergleichsweise geringer Mitarbeiterzahl: 2018 waren es 280 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Platz 1: Hays AG
Hays führt auch in diesem Jahr mit deutlichem Abstand: Der Gesamtumsatz im Jahr 2018 bemisst rund 1.076,3 Millionen Euro, das ist ein Zuwachs von rund 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Mit 2.331 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hat Hays die meisten Angestellten im Ranking. Im Jahr 2017 waren es noch 2.000.

Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Lünendonk-Liste und -Studie 2019 "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland". Etwas stärker wuchsen die IT-Freelancer-Agenturen mit anderen Dienstleistungen, wie zum Beispiel der Arbeitnehmerüberlassung, sodass sich der Gesamtumsatz in Deutschland im Schnitt um 7,5 Prozent erhöhte.

Wachstum nur noch einstellig: Der IT-Freelancer Markt ist seit fast zehn Jahren einer der wachstumsstärksten in Deutschland. 2018 war der Zuwachs mit 5,7 Prozent jedoch niedriger als in den Jahren zuvor.
Foto: Anant Kasetsinsombut - shutterstock.com

Hintergrund ist die rechtliche Unsicherheit, die auf Kundenseite durch die im April 2017 in Kraft getretene Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) geschaffen wurde. Die Folge dieser Verunsicherung: Jedes zehnte Kundenunternehmen möchte nach Schätzung der IT-Freelancer-Agenturen keine Freelancer mehr einsetzen. "Der Mix aus rechtlicher Unsicherheit und fehlendem Wissen auf Kundenseite hat dazu geführt, dass zahlreiche IT-Projekte nicht besetzt werden konnten und sich teils deutlich verzögern. Die Anbieter reagieren auf diese Situation mit dem Aufbau von Kompetenz, um Kunden beim rechtssicheren Einsatz von IT-Freelancern zu beraten", beschreibt Jonas Lünendonk, Geschäftsführer der Lünendonk & Hossenfelder GmbH, Mindelheim, die aktuelle Marktsituation.

Zukünftig wird wieder ein zweistelliges Umsatzwachstum erwartet

Trotz der Schwierigkeiten, die die Reform der Arbeitnehmerüberlassung gerade für die hochqualifizierten IT-Freelancer geschaffen hat, erwarten die führenden Anbieter in den kommenden Jahren wieder ein deutliches zweistelliges Umsatzwachstum. Sie rechnen für das laufende Jahr 2019 mit einem Umsatzwachstum von 12,2 Prozent und für 2020 mit über 15 Prozent.

"Die Kunden mussten 2018 lernen, dass eine Beschäftigung von hochbegehrten IT-Spezialisten im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung Grenzen hat", kommentiert Lünendonk. "Teilweise kehren Kundenunternehmen daher wieder zum Einsatz von IT-Freelancern zurück." Einer aktuellen Befragung von über 120 IT-Verantwortlichen zufolge können fast zwei Drittel der Unternehmen mindestens jedes fünfte bereits budgetierte IT-Projekt nicht umsetzen, da ihnen die Fachkräfte mit IT- und Technologie-Know-how fehlen.

Jonas Lünendonk, Geschäftsführer der Lünendonk & Hossenfelder GmbH, Mindelheim, bemerkt die rechtliche Unsicherheit: "Zahlreiche IT-Projekte konnten nicht besetzt weren und verzögerten sich." Hintergrund ist die im April 2017 in Kraft getretene Reform des Arbeitsnehmerüberlassunggesetzes.
Foto: Lünendonk

Auf den ersten Plätzen der aktuellen Lünendonk-Liste gibt es wenig Bewegung. Marktführer ist weiterhin mit deutlichem Abstand Hays. Das Unternehmen erzielte 2018 mit IT-Freelancern einen Umsatz von fast 1,1 Milliarden Euro. Dahinter folgen Gulp (430 Mio. €), Allgeier Experts (187 Mio. €) und SThree (156 Mio. €). Komplettiert werden die Top 5 von Etengo (129 Mio. €). Das 2008 gegründete Unternehmen erzielte 2018 mit 19,1 Prozent den größten Umsatzzuwachs aller Top-10-Unternehmen. An zweiter Stelle lag SThree mit einem Wachstum des IT-Freelancer-Umsatzes von 16,1 Prozent im Jahr 2018.

Zur aktuellen Lünendonk-Studie

Die vollständige Lünendonk-Liste "Führende Anbieter für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland" kann ab sofort unter www.luenendonk.de heruntergeladen werden. Und Ende August wird die vollständige Studie dazu veröffentlicht. Sie enthält Informationen zu Trends und Entwicklungen im Markt, zum Stand der internen Digitalisierung der Anbieter sowie weitere informative Kennzahlen. Die Studie kann kostenpflichtig vorbestellt werden unter www.luenendonk.de.