4 Ratschläge

Das hilft gegen grauenhafte Powerpoint-Präsentationen

30.07.2019 von Rene Schmöl
IT-Abteilungen haben heutzutage fest umrissene Aufgabenbereiche. Die Unterstützung des Business beim kreativen Gebrauch von Powerpoint gehört nicht unbedingt dazu. Dennoch gibt es reichlich Anlass für professionelle Hilfe.
Bei vielen Mitarbeitern gilt: Mit Excel und E-Mail kennen sie sich aus, mit Powerpoint nicht so.
Foto: Allmy - shutterstock.com

Das Office-Programm Powerpoint zählt zu den mächtigsten Anwendungen überhaupt. Es eignet sich für Textpräsentationen ebenso wie für die Multimedia-Vorführung von Fotos, Filmen und Tondateien.

In der Praxis heißt diese Vielfalt allzu oft: Es gibt wenig, was man in einer Powerpoint-Präsentation nicht falsch machen kann. Unter dem "Death by Powerpoint" leiden daher täglich viele tausend Menschen, die während einer Vorführung gegen den Schlaf kämpfen müssen.

Glaubt man dem Blogger Alexei Kapterev und seinen - allerdings geschätzten - Zahlen, gibt es 300 Millionen Powerpoint-Anwender weltweit, die täglich 30 Millionen Präsentationen vorführen. In dem Moment, in dem diese Zeilen entstehen, laufen rund eine Million solcher Vorführungen ab. Die Hälfte davon - "konservativ geschätzt" - sei "unerträglich", so Kapterev.

So werden Sie zum Powerpoint-Profi
Powerpoint oder nicht?
Überlegen Sie vor dem Vortrag: Muss es überhaupt Powerpoint sein? Reicht vielleicht eine "Atmo-Präsentation" mit Hintergrundbildern? Oder genügen nur kurze Überschriften? Reicht ein Handout für hinterher zum Verteilen? Merken Sie sich: Die Präsentation muss zum Thema passen, nicht umgekehrt.
Das 6x6 pro Folie
Maximal sechs Zeilen Text pro Folie und sechs Wörter pro Zeile. 30 bis 40 Punkt Schriftgröße, keine Farbexperiente, Stichpunkte genügen, nicht mehr als drei verschiedene Fonts in der gesamten Präsentation.
Vorbereitung
Beschäftigen Sie sich mit dem Ort des Vortrags. Wie groß ist der Raum, wie große die Bühne, die Leinwand? Ist mit der Technik alles in Ordnung? Wie lange dauert der Vortrag? Wer länger als eine halbe Stunde referiert, verliert sein Publikum - egal, wie gut die Präsentation auch ist.
Professionelle Fotos
Meiden Sie Cliparts, binden Sie maximal eigene bzw. Unternehmensfotos in sehr guter Qualität ein.
Grafiken dosieren
Grafiken und Diagramme nur dort einbauen, wo sie eine Aussage belegen oder verstärken. Hier gilt: Je einfacher und verständlicher, desto besser.
Gut präsentiert
Meiden Sie billige Vorlagen, Übergangs- und Soundeffekte zwischen den Folien. Nehmen Sie Corporate-Design-Vorlagen her, wenn Sie welche haben - wenn nicht, erstellen Sie welche.
Viel Erfolg!
Bevor Sie präsentieren, spielen Sie alles noch einmal durch, holen Sie tief Luft und dann ab dafür. Denken Sie daran: Eine gute Präsentation ist nichts ohne guten Präsentator. Happy powerpointing!

Aber es ist nicht nur die meist mangelhafte Qualität der Darbietungen, die das Einschreiten der IT-Abteilung nötig machen, wie Thomas Wailgum in seinem Beitrag für unsere US-Schwesterpublikation CIO.com feststellt. Viele Präsentationen seien zudem eine wahre Fundgrube für interne Daten und Informationen. Präsentationen enthielten oft eine große Bandbreite an sensiblen Firmendaten oder wertvollen strategischen Ideen.

Und weil viele Vorführungen des guten Services wegen anschließend auf der firmeneigenen Webseite landen, gleiche das einer Einladung für jedermann. Es ist ein Leichtes, anschließend über Google an die strategischen Planungen oder die Vorhersagen der künftigen Verkaufszahlen heranzukommen.

Die meisten Präsentationen helfen dem Unternehmen nicht

Insgesamt könnten viele Mitarbeiter Hilfe bei der inhaltlichen Gestaltung und dem Design ihrer Präsentationen gebrauchen. "Gut gemachte Vorträge können ein Unternehmen und seine Angebote optimal repräsentieren", schreibt Forrester-Analystin Sheri McLeish in ihrer Studie "IT's Role In Creating Better Presentations". Um dann ernüchtert festzustellen: "Die meisten Präsentationen verfehlen dieses Ziel".

Tipps für eine gute Präsentation
Der Stand
Während Vorträgen sollte man für eine feste Wirkung das Gleichgewicht gleichmäßig verteilen. Männer stehen schulterbreit, Frauen ein bisschen schmaler.
Die Gestik
Positivbeispiel: So macht man es während einem Vortrag genau richtig: eine offene Gestik über der Gürtellinie und nicht über Schulterhöhe.
Sprache
Sätze sollte man bei Präsentationen kürzer und einfacher formulieren als im Geschriebenen.
Lautstärke
Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit sollte man während eines gelungenen Vortrags modulieren.
Pausen einhalten
Bei Präsentationen sollte man darauf achten, deutlich, langsam und mit Pausen vorzutragen. Meist ist es dann genau richtig, wenn man es selbst als übertrieben empfindet.
Umgang mit Medien
Beim Vortrag besser nicht auf die Wand sondern auf das Notebook oder Tablet sehen, damit man nicht zu lange wegguckt.
Visualisierung
Man sollte mindestens ein Drittel mehr zu sagen haben, als man auf seinen Folien visualisiert. So bleibt man wichtig.
Folien
Auf den Folien besser nicht alles auf einmal zeigen. Ansonsten lesen die Zuhörer voraus und verlieren schnell das Interesse.
Vorsicht bei Extras
Für die Präsentation sollte man eine schlichte und einheitliche Animation wählen. Sound und Zeitautomatismus sollte man vermeiden.
Skizze
Um die Präsentation aufzulockern, empfehlt Peter Mohr hemdsärmelige Elemente einzubauen. Das kann zum Beispiel eine Zeichnung oder Skizze sein, die nicht vorbereitet wirkt.
Powerpoint-Tricks
Mit der Punkt-Taste oder B kann man den Bildschirm während der Präsentation auf schwarz schalten. Jeder beliebige Tastendruck holt das Bild zurück.
Powerpoint-Tricks II
Mit "48 Enter" kann man während der Präsentation auf Seite 48 springen. Überblick über die Seitenzahlen behält man am besten, wenn man sich die ausgedruckten Handzettel neben den Laptop legt.
Blickkontakt
Den Blickkontakt sollte man so gleichmäßig wie möglich im Raum verteilen und Menschen nicht zu lang oder zu kurz ansehen.
Tipps vom Experten
Die Ratschläge stammen von Peter Mohr, der als Trainer auf Rhetorik und Präsentationen spezialisiert ist und bereits mehr als 1.000 Präsentationstrainings durchgeführt hat.

Es gibt mehrere Gründe, warum das so ist, so McLeish. Zunächst macht sie bei den modernen Wissensarbeitern mangelnde Erfahrung aus: "Mit Excel und E-Mail kennen sie sich aus, mit Powerpoint nicht so". Zudem seien die qualifizierten Mitarbeiter oft "visuelle Analphabeten". Zwar hätten viele durchaus ein Gespür dafür, was eine gute Präsentation ausmacht. "Aber visuelle Informationen zu konsumieren ist etwas anderes, als sie zu erschaffen."

Schuld haben aber auch die Programme selber. Aufgrund der funktionalen Struktur zwängen die Anwendungen das Denken in enge Schablonen, in denen man sich mehr mit Aufzählungszeichen und Folienübergängen beschäftige, als mit den eigenen Ideen.

Schließlich vertrauten die Information Worker zu sehr auf die Arbeit anderer, was die Gefahr von inhaltlichem Missbrauch und Datenverlusten erhöhe.

Der erste Beitrag zur Besserung besteht wie oft zunächst in dem Eingeständnis, auf Hilfe angewiesen zu sein. Spätestens dann sollte man auch damit aufhören, dem Programm die Schuld zu geben, wenn die Präsentation gefloppt ist. Das ist dann der Punkt, an dem die IT ins Spiel kommt.

1) Verbessern Sie die Fähigkeit zur Visualisierung

Es gebe Experten wie Edward Tufte oder Garr Reynolds, von denen man in dieser Hinsicht eine Menge lernen könne, meint Shary McLeish. Tufte etwa beschäftigt sich damit, wie man den übermäßigen Gebrauch von Charts vermeiden kann. Garr Reynolds widmet sich der Frage, wie man der Falle entgeht, "Slideuments" zu produzieren, die weder Bild noch Dokument, und daher eigentlich gar nicht zu gebrauchen sind.

Mit Stift und Papier beginnen

Ein interessanter Rat an die Gralshüter der Unternehmenstechnik ist auch das: CIOs sollten ihre Kollegen ermuntern, ihre Ideen mit Stift und Papier zu visualisieren, bevor sie sich den digitalen Hilfsmitteln zuwendeten. "Ein Bild sagt mehr als 1000 Aufzählungszeichen", fasst McLeish diesen Teil ihrer Argumentation treffend zusammen.

2) Bieten Sie Collaboration Tools für die Entwicklung der Inhalte von Präsentationen an

Solche Werkzeuge unterstützen die bei Forrester "iWorker" genannten Mitarbeiter beim Verfassen ihrer Vorträge beim Beachten von Governance, Compliance, Sicherheit und Privatsphäre.

3) Öffnen Sie ihren Mitarbeitern neue Zugänge ins Web

Das Internet ist eine unerschöpfliche Ressource für Präsentationsmaterial wie Bilder oder Videos. Zudem sei das Internet auch die Börse für den Ideentausch und für praxisfertige Tipps & Tricks, schreibt McLeish. Schließlich gibt es dort Web Conferencing Tools, die die Verteilung einer Präsentation oder das Einbetten des Vortrags in eine Webseite erleichtern.

SaaS unterstützt die kreative Arbeit

Fortgeschrittene Anwender können auch gleich auf SaaS-Werkzeuge zurückgreifen. Die Online-Anwendung Slide Rocket zum Beispiel bietet Bibliotheken und Online-Marktplätze für Fotos, Audiodateien oder Animationen, die noch jeder Präsentation auf die Sprünge helfen.

4) Erstellen Sie Richtlinien für das Verwenden firmeneigener Inhalte und für die Sicherheit von Präsentationen.

Die iWorker, die sich in ihrem Arbeitsalltag unter anderem mit dem Erstellen von Präsentationen beschäftigen, müssen wissen, was sie zitieren dürfen. Sie müssen einschätzen können, welche Informationen für Präsentationen geeignet sich, und welche nicht. Sie müssen auch über die Konsequenzen aufgeklärt werden, die der Missbrauch von Informationen für jeden einzelnen und für das Unternehmen insgesamt hat.

10 Tipps für die perfekte Präsentation
10 Tipps für die perfekte Präsentation
Zum Gelingen einer perfekten Präsentation trägt nicht nur guter Inhalt, sondern auch die Beachtung anderer Faustregeln bei. Hier finden Sie die zehn wichtigsten Tipps für das optimalen Präsentieren.
Zeitlimit einhalten
Ein souveräner Redner hält sich genau an sein Zeitfenster.
Interesse wecken
Interesse wecken Sie beim Publikum nur, wenn Sie zu Beginn den Nutzen der Präsentation herausstellen.
Frei sprechen
Sprechen Sie frei, benutzen Sie gegebenenfalls Moderationskarten, wiederholen Sie Wichtiges und nutzen Sie Ihre Gestik.
Sprechpausen einlegen
Sprechpausen führen dazu, dass Zuhörer aufhorchen oder das Gesagte als besonders wichtig wahrnehmen.
Körpersprache einsetzen
Die Körpersprache ist das wichtigste Ausdrucksmittel für Ihre Informationen.
Präsenz zeigen
Bleiben Sie für alle sichtbar - im Stehen haben Sie mehr Präsenz.
Publikum einbeziehen
Das Publikum will direkt angesprochen und einbezogen werden.
Gute Vorbereitung
Eine gute Vorbereitung ist das A und O und macht Sie als Redner sicherer.
Verständlicher Folieninhalt
Folien mit wenig Inhalt sind verständlicher und halten die Aufmerksamkeit hoch. Es gilt die Faustregel: pro Schriftfolie zwei bis drei Minuten Redezeit.
Schriftgröße beachten
Die Schriftgröße sollte mindestens 20 Punkt, je nach Raumgröße sogar 28 Punkt betragen.