Rolle der Reisebüros wird sich grundlegend wandlen

IT kann Reisekosten von Unternehmen senken

31.08.2004 von Michael Kallus
Große Unternehmen erwarten, dass sich ihre Kosten für Geschäftsreisen in den nächsten Jahren um etwa zehn Prozent senken lassen. Besonders Travel Policy Management und Online-Tools sind dabei gefragt. Das zeigt eine Umfrage der Unternehmensberatung Capgemini.

Drei Viertel der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Bedeutung des Travel Management steigt. Kosten sparen wollen sie, indem sie ihre Reise-Management-Strukturen harmonisieren und Prozesse in Richtung "Shared Service Centern" einführen. Online-Buchungsplattformen seien hier ein wichtiges Mittel, um Transaktionskosten zu senken und einen unternehmensweiten Überblick über das Reisevolumen zu erhalten, so die Umfrage.

41 Prozent der Unternehmen planen zudem, in naher Zukunft einen global Travel-Management-Ansatz in ihre IT zu integrierten. Das soll es erlauben, Dienstreise-Aufwendungen aus allen Unternehmensbereichen detailliert aufzuschlüsseln. "Wer seine Reisevolumina und -strukturen kennt, verbessert seine Verhandlungsposition gegenüber Leistungserbringern", so ein Berater von Capgemini.

Zum anderen würden es solche Systeme ermöglichen, das Reisevolumen eines Unternehmens zu steuern. "Damit lassen sich in Zusammenarbeit mit dem Reisebüropartner gezielt Veränderungen im Markt ausnutzen, zum Beispiel neue Anbieter oder Internet-Angebote nutzen", so ein Berater.

Unternehmen, die ihren Reisebedarf genau überblicken, können auch verschärfte Reiserichtlinien mit Hotels oder Airlines umsetzen, prophezeit Capgemini. Möglich seien so vermehrt Flüge mit Billigfluglinien und Buchungen von Internettarifen.

Abbau der Ticket-Provisionen erfordert neue Vergütungsmodelle

Ab 1. September 2004 zahlt die Lufthansa keine Ticketprovisionen mehr an Reisbüros. Bisher war es laut Capgemini bei entsprechendem Aufkommen üblich, Geschäftsreisen über ein vertraglich gebundenes Firmenreisebüro zu buchen. Das Reisebüro wurde für seine Leistung vom Unternehmen bezahlt und reichte im Gegenzug die Provisionen an den Auftraggeber weiter.

Capgemini geht davon aus, dass andere Fluggesellschaften und die Bahn in nächster Zeit dem Beispiel der Lufthansa folgen werden. Daher müssten sich Unternehmen und deren Reisebüros Gedanken über neue Vergütungsmodelle machen.

Unternehmen könnten ihre Reisebüro-Partner dabei stärker als bisher in die Pflicht nehmen, die Reisekosten zu optimieren. Wer seinen Reisbedarf genau kennt, so Capgemini, kann variable, erfolgsbasierte Komponenten in ein Preismodell integrieren. Sie messen, ob festgelegte Ziele erreicht wurden, ob zum Beispiel Billigfluglinien oder dynamische Marktangebote genutzt und Reiserichtlinien oder die Höhe des Online-Buchungsanteils eingehalten wurden.

Geschäftsreisebüros bekommen eine neue Rolle

Konkurrenz erhalten Reisebüros auch durch Online-Anbieter. So stimmen 92 Prozent der Travel Manager der Aussage zu, dass Fluglinien und auch Bahn stärker als bisher Reisen mittels etablierter Online-Buchungsplattformen direkt an Geschäftsreisende verkaufen werden.

Unentschlossen sind die Befragten, ob die bislang im Privatkundenbereich tätigen Online-Buchungsanbieter selbst den Markt für Geschäftskunden entdecken und spezielle Angebote entwickeln werden.

Drei Viertel sind jedoch der Ansicht, dass die Reisebürokonkurrenz aus dem Internet, wenn nicht die Zielgruppe, so zumindest ihr Serviceangebot erweitern wird. Gapgemini erwartet, dass sie künftig über den reinen Buchungsvorgang hinaus auch Online-Ticketdienste, Zahlungsabwicklung und Rechnungsstellung anbieten werden. Damit besteht für Unternehmen die Möglichkeit, so Capgemini, solche Dienste in Zukunft einsparen.

Für die Studie hat Capgemini die Travel Manager von 21 deutschen und von drei schweizer Unternehmen befragt, die insgesamt 1,8 Millionen Mitarbeiter beschäftigen.

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