Aberdeen-Umfrage unter 300 Führungskräften

IT läuft in der Lieferkette noch nicht optimal

24.10.2005 von Ingo Butters
Logistik-Manager sind mit ihren IT-Lösungen nicht zufrieden. In einer Befragung des Beratungsunternehmens Aberdeen gaben drei Viertel an, dass sie Kundenwünsche wegen der IT nicht optimal bedienen können. Mit ERP-Plattformen und ersten Schritten in Richtung serviceorientierte Architektur (SOA) sollen die Probleme behoben werden.

Die Logistik-Manager kämpfen mit einem zentralen Problem: Die in der Lieferkette eingesetzten IT-Lösungen sind in der Regel stark fragmentiert. Die meisten Betriebe arbeiten mit einer ganzen Reihe verschiedener Applikationen gleichzeitig: Von Desktop-Anwendungen über ERP-Systeme bis hin zu Spezial-Anwendungen für den Logistik-Bereich.

Mehr als 80 Prozent haben ihre Software stark an ihre Anforderungen anpassen müssen. Trotz der Bemühungen besteht noch immer Optimierungsbedarf: Nur ein Viertel der Befragten ist der Meinung, dass ihre Firma dank der IT schneller auf Kundenwünsche reagieren kann. Drei Viertel empfinden die IT dagegen als Hemmschuh.

Zwei Drittel gaben an, dass ihnen schon einmal die Integration der internen Applikationen der Lieferkette helfen würde. Von der Abstimmung mit den IT-Systemen externer Partner ganz zu schweigen.

Integration auf eine ERP-Plattform

Vor allem große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar versuchen das Problem durch ERP-Systeme in den Griff zu bekommen. Zwei Drittel arbeiten daran, die verschiedenen Anwendungen in einer ERP-Plattform zusammenzuführen.

Ein zweites wichtiges IT-Thema im Logistik-Bereich: SOA. Mehr als zwei Drittel aller Befragten und 80 Prozent der Großunternehmen haben bereits SOA-Projekte gestartet oder planen dies innerhalb der nächsten zwölf Monate. Aus Sicht der Aberdeen-Analysten ein viel versprechender Ansatz. Schließlich erleichtere SOA nicht nur die IT-Integration.

BPM hilft das Potenzial auszuschöpfen

Das Konzept ermögliche es endlich auch, dass die IT auf Anforderungen der Geschäftsprozesse ausgerichtet werden kann – und nicht umgekehrt. Durch die Kombination von SOA und Anwendungen zum Business Process Management (BPM) könnten komplexe interne und externe Geschäftsprozesse analysiert und optimiert werden. Simulationen zum Test bestimmter Geschäftsszenarien würde so verlässlicher. Bereits im laufenden Betrieb können Aussagen über den Erfolg von Projekten und Prozessänderungen getroffen werden.

Dafür muss allerdings sichergestellt sein, dass sich IT und Fachabteilungen bei der Implementierung einer SOA eng miteinander abstimmen. Firmen die hier noch signifikanten Nachholbedarf haben, rät Aberdeen erst einmal die Finger von SOA zu lassen, bis die interne Abstimmung besser funktioniert.

Unternehmen, die hier schon weiter sind, sollten die SOA-Strategien ihrer ERP-Anbieter aufmerksam verfolgen. Wie die Befragung zeigt, arbeiten die Unternehmen auch beim Thema SOA am liebsten mit ihrem etablierten ERP-Anbieter. Allerdings fahren die einzelnen ERP-Firmen höchst unterschiedliche Strategien. Deshalb sollten Unternehmen auch SOA-Lösungen anderer Anbieter in Betracht ziehen.

Für die Studie hat Aberdeen rund 300 Logistik-Manager befragt, 70 Prozent davon aus den USA. Die Führungskräfte arbeiten in den Branchen Groß- und Einzelhandel, Konsumgüter- und Textilindustrie sowie im High-Tech-Bereich. Ein Drittel der berücksichtigten Unternehmen setzt mehr als eine Milliarde US-Dollar um, 40 Prozent mehr als 50 Millionen Dollar, ein Drittel weniger als 50 Millionen Dollar.