CIO Leadership Excellence Program

IT-Manager beeindruckt von Indien

22.02.2017 von Simon Hülsbömer
Warum ist Indien so anders? Warum ist das Business dort so kompliziert? Wieso sagen die meisten Inder im Gespräch mit Europäern "Ja", wenn sie "Nein" meinen?

Es waren nicht zuletzt die Fragen der interkulturellen Zusammenarbeit, die in diesem Jahr die Teilnehmer des "Leadership Excellence Program" (LEP) von WHU - Otto Beisheim School of Management und CIO während ihrer Woche in Bangalore und Mysore um. Hatten sich die CIOs und IT-Manager noch im Oktober 2016 im Rahmen des Weiterbildungsmoduls "General Management" auf dem WHU-Campus in Düsseldorf intensiv mit Business-Modellen und deren strategischen Implikationen beschäftigt, so folgte nun die Vor-Ort-Lektion in Sachen interkulturelles Management in Indien.

An der Myra School of Business in Mysore wurde die LEP-Reisegruppe sehr herzlich empfangen.
Foto: Simon Hülsbömer

Zwischen IT-Outsourcing und klassischem Handwerk

Zahlreiche Unternehmensbesuche - bei IT-Outsourcing-Dienstleistern wie HPE und TÜV Rheinland, in einer Privatbank, einer durch Spenden finanzierten Schule, einer staatlichen Seidenfabrik oder auch bei einem privaten Hersteller von Holzspielzeug - vermittelten der Gruppe ein umfassendes und sehr diversifiziertes Bild von Wirtschaft und Gesellschaft des 1,3 Milliarden Einwohner starken Landes.

Hinzu kamen Lehrveranstaltungen und Vorträge in renommierten Business Schools wie der Myra School of Business in Mysore und dem IIMB - Indian Institute of Management Bangalore. Eine perfekte Mischung aus Theorie und ganz viel Praxis - kein Wunder, dass die IT-Entscheider, die mit ihren Unternehmen teils bereits in Indien aktiv sind oder kurz vor einem Engagement stehen, mit einem stark erweiterten Horizont begeistert nach Deutschland zurückkehrten.

"Es eröffnen sich ganz neue Perspektiven der Zusammenarbeit - sowohl mit anderen Teilnehmern als auch mit internationalen Hochschulen", resümiert beispielsweise René Koch, Head of IT-Infrastructure des Köln Bonn Airport. Tobias Rölz, Head of IT Workplace & Application Services bei Hilti Befestigungstechnik im schweizerischen Buchs, ergänzt: "Eine sehr lehrreiche Woche in einem Land voller Gegensätze: Spannende Einblicke in die indische Kultur und das Bildungssystem werden ideal ergänzt mit Präsentationen von modernsten IT-Firmen sowie lokalen traditionellen Unternehmungen. Insgesamt eine tolle Möglichkeit, seine globalen Leadership-Kenntnisse zu erweitern und ein absolutes Muss für jeden, der erfolgreich in Indien sein möchte."

LEP Indien 2017
Heavy Traffic
Bangalore ist nicht nur für seinen IT-Standort Electronics City, sondern vor allem auch für den verrückten Straßenverkehr bekannt.
Meditativ
Im Inneren der Regierungs- und Gerichtsgebäude - dort also, wo es häufig hoch her geht - hängt oftmals eine Gebotstafel Mahatma Gandhis mit Verweis auf innere Ruhe und Meditation.
Zweiräder en masse
Nirgendwo auf der Welt ist die Motorroller-Dichte auf den Straßen so hoch wie in Bangalore.
A sexy cultural beast
Noch vor wenigen Jahren wäre solch ein Werbeschild mit der Vokabel "sexy" im öffentlichen Raum verpönt gewesen. Mittlerweile ist das aber kein Problem mehr.
Nachtleben
Bei Dunkelheit erwacht auch Bangalore zum Leben.
Zu Gast bei HPE
Am ersten Seminartag reiste die LEP-Gruppe nach Electronics City zu Hewlett Packard Enterprises und ließ sich einige Outsourcing-Projekte vor Ort zeigen.
Auf der ganzen Welt zuhause
Bangalore ist Deutschland um 4,5 Stunden voraus - ist es bei uns 12 Uhr, ist es dort also 16.30 Uhr. Bei Sommerzeit kommt noch eine Stunde oben drauf.
Roundtable
Interessiert hörten die IT-Manager den HPE-Vorträgen zu.
Weiter geht es zum TÜV Rheinland
Im sogenannten "EMC Lab" testet der TÜV Rheinland die Schallemission unter anderem von Elektrogeräten von Herstellern aus der ganzen Welt, die bei entsprechenden Resultaten dann zertifiziert werden.
Motorikschas
Auch sie prägen das Straßenbild vieler Städte: Motorikschas, auch Autorikschas genannt, die indische Form des Taxis.
Vor Mysore Palace
Nach dem Taj Mahal ist der Mysore Palace die bestbesuchte Touristenattraktion Indiens.
Palastelefanten
Indische Elefanten haben bekanntermaßen kleinere Ohren als die afrikanischen, sich in der Sonne entspannen können sie aber genauso gut.
Irgendwo im Nirgendwo ...
... steht die Myra Business School in Mysore, in der die IT-Manager einige Stunden verbrachten.
"Tapping Business Growth in India: Reward for Risk"
Das war das Motto des Auslandsmoduls des LEP 2016/17.
Gespräche beim Essen
Beim gemeinsamen Mittagessen kamen die LEP'ler mit Myra-Master-Studentinnen und -Studenten ins Gespräch.
Heilige Kühe
Sie können sich im indischen Straßenverkehr beinahe alles erlauben: Will eine Kuh über die Straße, stoppt der Verkehr. Will sie einfach nur mit dem Straßenstrom laufen, tut sie das ebenfalls.
Handgemachtes Holzspielzeug
Bei "Maya Organic" wird fair gehandeltes Holzspielzeug gefertigt. Hier ein Bild aus der Produktion.
Engagement pur
Beeindruckend war, mit welchem Engagement die Mitarbeiter bei der Sache sind.
OSI-Modell?
Was ein wenig so aussieht wie das OSI-Schichtenmodell aus der Informatik, wurde den IT-Managern auch genau als eben solches präsentiert. Auch wenn es in Wahrheit ein Spielzeug für Kleinkinder ist.
Zurück auf die Schulbank
Bei "Parikrma" erhielten die LEP'ler Einblick in eine private Schule, die auf NGO-Basis gegründet und rein durch Spenden finanziert wird.
Interkultureller Austausch
Kinder und Jugendlichen aus armen Verhältnissen erhalten hier vom Kindergarten bis zum Studium Schul- und Ausbildung und Ernährung.
Alt trifft Jung
Gruppenfotos mit Kindern gehen immer...
Gold, Silber und mehr
Die besten Absolventen des IIMB - Indian Institute of Management Bangalore werden mit dieser großen Tafel im Eingangsbereich gewürdigt.
Pompöser Campus
Hier lässt es sich im IIMB gut aushalten.
Hier entlang
Den LEP-Teilnehmern wurde immer der richtige Weg gewiesen.
Helle Köpfchen
Indisches Ritual ist es, dass Lernende das "Feuer der Erleuchtung" entzünden, bevor es in die Vorlesung geht.
Familienfoto mit Professor
Zum Abschluss einer spannenden und aufschlussreichen Indien-Woche stellte sich die Reisegruppe des "Leadership Excellence Program" noch einmal zum Gruppenfoto auf - zusammen mit IIMB-Professor Ganesh (vordere Reihe 2. von links).

Bargeld-Krise? Welche Krise?

Das besonders Spannende an den Firmenbesuchen in diesem Jahr waren die vor Ort gesammelten Erfahrungen mit der "Demonetarisierung" Anfang November 2016. Die indische Regierung hatte im Kampf gegen Schwarzgeld und Steuerhinterziehung - lediglich 1,5 Prozent der indischen Bevölkerung zahlt Steuern (sic!) - alle 500- und 1000-Rupien-Banknoten über Nacht für ungültig erklärt und der Bevölkerung lediglich sieben Wochen Zeit gegeben, diese Geldscheine bei der nächstgelegenen Bank einzutauschen.

Die staatliche Anordnung führte im "Bargeld-Land" Indien aber nicht ins Chaos, wie vielfach im Ausland erwartet worden war. Eher das Gegenteil war der Fall: Es bildeten sich zwar tagelang Hunderte Meter lange Warteschlangen vor den Geldinstituten, es zeigte aber in erster Linie die Anpassungsgabe und den Pragmatismus der indischen Bevölkerung. So wurde - entgegen den Plänen der Regierung - fast das komplette im Umlauf befindliche 500er- und 1000er-Bargeld umgetauscht, die Zahl der landesweit neueröffneten Bankkonten vervierfachte sich vielerorts binnen Tagen.

Die Spätfolgen der Demonetarisierung waren auch für die LEP'ler spürbar: Teils von früheren Reisen eingeführtes Bargeld wurde nicht akzeptiert, denn auch weiterhin lässt sich in Indien nur mit den kleineren Banknoten bis maximal 200 Rupien oder mit den neugedruckten 2000-Rupien-Scheinen zahlen - für die aber vielerorts nicht genug Wechselgeld vorhanden ist und die zudem schon in kleineren Mengen nicht ausgeführt werden dürfen.

Große kulturelle Unterschiede

Die zu Beginn gestellten Fragen ließen sich im Laufe der Woche leicht beantworten. Da Indien - durch die lange britische Kolonialherrschaft, das nur auf dem Papier nicht mehr existente Kastensystem und die vielen im Land vertretenen Religionen - sehr hierarchisch-patriarchalisch geprägt ist, ist der Respekt vor augenscheinlich besser gestellten Menschen - seien es In- oder Ausländer - sehr groß; die eigene Meinung mit Worten offen kundzutun, ist nicht üblich. Deshalb sagen die meisten Inder auch dann "Ja", wenn sie "Nein" meinen - wer nicht aus dem gleichen gesellschaftlichen Umfeld kommt, erkennt diese Nuancen meist nicht und muss sie erst verstehen lernen.

Wie vieles andere auch: Soziale Beziehungen siegen über rationale Entscheidungen, Zeit ist immer relativ zu sehen und so etwas wie Termintreue nach deutschem Vorbild können Inder meist nur über praktische Erfahrungen im Ausland erlernen. Und noch etwas wurde für die Gruppe der IT-Manager deutlich: Alles, was sich in Indien sehen und erfahren lässt, ist gleichzeitig wahr und falsch - weil es garantiert auch das genaue Gegenteil dieser Erfahrungen geben wird.

Beeindruckende Gastfreundschaft

Die Herzlichkeit und Freundlichkeit, mit der die Einheimischen den Gästen aus Deutschland begegneten, war mehr als beeindruckend. "Wer Geschäft in Indien machen möchte, sollte zuvor solch ein Interkulturelles Seminar verpflichtend besuchen", war sich die Gruppe einig. René Koch bringt es auf den Punkt: "Die Intensität des LEP bringt viel mehr als ein 'herkömmliches' Management-Seminar."

Bereit für den nächsten Durchgang?

Möchten auch Sie am "Leadership Excellence Program" teilnehmen? Am 23. Oktober startet in Düsseldorf die nächste Runde, Ende April 2018 geht es dann nach China. Mehr Informationen finden Sie auf der LEP-Website und auf der neuen Website der Executive-Education-Programme von IDG. Bewerben Sie sich jetzt um einen der begehrten Plätze!