IP und immer mehr Anwendungen

IT-Manager überblicken Netzwerke nicht mehr

06.03.2007 von Christine Ulrich
Es ist längst Standard für Datenübertragung: das Internet Protocol (IP). Unternehmen sind abhängig von IP-basierten Netzwerken und bringen immer mehr Anwendungen darin unter. Doch können diese komplexen Strukturen überhaupt noch gemanagt werden? Offenbar nicht, diagnostizieren der Marktforscher Quocirca und der Lösungsanbieter Computer Associates: Denn vielen IT-Managern fehlen schlichtweg die nötigen Ressourcen.

Das Internet Protocol ist zwar einfach zu handhaben, kostengünstig und darum weit verbreitet. Fallen die Netzwerke jedoch aus, bricht auch die gesamte Kommunikation zusammen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass IT-Manager über die richtigen Instrumente verfügen, um die Netzwerke zu verwalten.

Doch in der Studie erklären IT-Manager, dass ihre derzeitigen Instrumente nicht ausreichen, um Probleme zügig beheben zu können. Anspruch und Möglichkeiten, Anforderungen und Realität klaffen weit auseinander: Zwar messen IT-Manager der Netzwerk-Verwaltung große Bedeutung zu - doch ihre Fähigkeiten dazu schätzen sie als beschränkt ein. Während die Unternehmen unter Druck stehen, über das Netzwerk immer mehr Funktionen bereitzustellen, fühlen sich IT-Abteilungen zunehmend schlecht ausgestattet und zu wenig qualifiziert. Zudem sehen sich die Manager nicht in der Lage, die Auswirkungen auf das laufende Geschäft abzuschätzen.

Kein schneller Zugriff auf Informationen

Dabei sind die Gründe überschaubar. Wichtige Netzwerktechnologien wie MPLS (Multi-Protocol Label Switching) und VoIP (Voice over IP) können die IT-Verantwortlichen nicht proaktiv managen, weil es ihnen am Nötigsten mangelt: Sie können weder schnell auf Informationen über Netzwerkprobleme sowie deren Ursachen und Auswirkungen zugreifen noch können sie die Schwierigkeiten lösen.

Dem entspricht, wie die IT-Manager ihre Prioritäten setzen. Vorrang bei der Überwachung der Netzwerke hat laut den befragten Managern nicht, dass die Netzwerke für alle erreichbar sind - sondern dass sie verfügbar, sicher und leistungsfähig sind. Das heißt: Ein guter Zugriff auf ein schlecht funktionierendes Netzwerk gilt als wertlos.

Auch halten die Manager es nicht für vordringlich, aktuelle Anwendungen wie VoIP oder Video zu überwachen. Wichtiger finden sie vielmehr, dass Technologien zum Netzwerk-Management funktionieren – etwa MPLS, das bei diversen Applikationen die Qualität der Services (QoS) gewährleistet. MPLS ermöglicht auch, dass Datenflüsse umgeleitet werden, wenn Teile des Netzwerks ausfallen oder verstopft sind. Und Priorität sollte laut den Managern auch die Integration von Netzwerk-Management mit anderen Management-Instrumenten haben.

Auf die Schwierigkeiten reagieren viele Unternehmen mit Outsourcing. So geben beispielsweise 40 Prozent der befragten IT-Manager an, VoIP-Anwendungen nicht adäquat managen zu können. Dem stehen 88 Prozent der befragten Firmen gegenüber, die VoIP-Anwendungen an Dienstleister ausgelagert haben oder das planen - aus Gründen der Netzwerksicherheit.

IP wird zu „zweischneidigem Schwert“

Laut Bob Tarzey, Service Director bei Quocirca, wird IP zu einem "zweischneidigen Schwert". Einerseits könnten die Komponenten besser miteinander verknüpft werden, andererseits müssten sie selbst von leistungsfähigen Instrumenten gesichert und verwaltet werden.

Dabei würden gute Instrumente helfen, Probleme zu erkennen, bevor sie sich zu Schlimmerem auswachsen. Zudem würden sie helfen, tägliche Aufgaben zu automatisieren. Um Netzwerke proaktiv verwalten zu können, müssen alle Informationen zur Netzwerk-Performance auf einer zentralen Management-Konsole zusammenlaufen. Nur so sind IT-Verantwortliche in der Lage, den Zustand der gesamten IT-Infrastruktur zu überblicken.

Das Netzwerk-Monitoring gewährleistet, dass die IT-Services über komplexe Netzwerke hinweg verfügbar sind und zuverlässig arbeiten. Kritische Entwicklungen können so identifiziert und Warnhinweise abgesetzt werden, sobald das Netzwerkverhalten vom normalen Muster abweicht. Performance-Überwachung, Fehler-Management und Ursachenanalyse müssen Hand in Hand gehen.

Kleinere Unternehmen sind größeren voraus

Darüber hinaus zeitigt die Studie zwei weitere Ergebnisse: erstens, dass kleinere Unternehmen (1.000 bis 5.000 Mitarbeiter) den größeren (mehr als 5.000) beim Einsatz von IP-Netzwerken voraus sind: Sie nutzen generell mehr Anwendungen wie IP-Telefonie oder Video. Das liegt zum einen daran, dass kleinere Firmen über weniger Legacy-Applikationen verfügen; und zum anderen daran, dass intern weniger Widerstand überwunden werden muss und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten für das Netzwerk-Management höher ist.

Zweitens vertrauen IT-Direktoren wesentlich mehr darauf, dass sich die Netzwerk-Technologien managen ließen - mehr als die Manager, die mit den konkreten Aufgaben betraut sind. Weniger zuversichtlich waren sie allerdings in der Frage, ob sich Netzwerk-Management mit anderen Aufgaben - etwa Sicherheits-Management - integrieren lässt.

Für die Studie wurden 473 IT-Direktoren und Manager in Europa und dem Nahen Osten befragt.